Eßweiler (Rheinland-Pfalz)

Jüdische Gemeinde - Konken (Rheinland-Pfalz) Jüdische Gemeinde - Offenbach/Glan (Rheinland-Pfalz)  Die kleine Ortschaft Eßweiler mit derzeit ca. 400 Bewohnern gehört heute zur Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein im Kreis Kusel – ca. 20 Kilometer nördlich von Kaiserslautern gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte mit Eintrag von Lauterecken, aus: europe1900.eu  und  Kartenskizze 'Kreis Kusel', Hagar 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Im Dorf Eßweiler lebten bereits in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts einige jüdische Familien; die dortige Gemeinde setzte sich um 1845/1850 immerhin aus 20 Familien mit fast 100 Angehörigen zusammen.

Eine Synagoge in der „Judengasse“ wurde erstmalig im Jahre 1789 erwähnt. Zeitweise beschäftigte die Gemeinde auch einen Lehrer, der neben der Unterrichtung der jüdischen Kinder auch als Vorbeter und Schochet tätig war.

      Stellenanzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29.März 1886

Zur jüdischen Gemeinde Eßweiler gehörten auch zeitweisedie Familien aus dem Nachbardorf Hinzweiler; in den 1830/1840er Jahren sollen hier etwa zehn Familien gelebt haben.

(vgl.  Kusel (Rheinland-Pfalz)

Verstorbene Gemeindeangehörige wurden auf dem gegen Anfang des 19.Jahrhunderts angelegten jüdischen Friedhof in Hinzweiler begraben. Hier fanden auch Verstorbene aus Bosenbach, Eßweiler, Oberweiler im Tal, Hinzweiler, Aschbach und aus Lauterecken ihre letzte Ruhe. 1904 ging der Friedhof Hinzweiler in den Besitz der jüdischen Gemeinde Eßweiler, zwei Jahre später der Gemeinde Kusel über.

    Der jüdische Friedhof in HinzweilerJüdischer Friedhof Hinzweiler (Aufn. D. Hahn, 2007, aus: wikipedia.org, CCO)

Eßweiler gehörte zum Bezirksrabbinat Kaiserslautern.

Juden in Eßweiler:

--- 1698 .........................  4 jüdische Familien,

--- um 1780 ......................  3    “        “    ,

--- 1823 ......................... 46 Juden,

--- 1848 ......................... 96   “  (in 20 Familien),

--- 1867 ......................... 85   “  ,

--- 1875 ......................... 58   “  ,

--- 1900 ......................... 18   “  ,

--- 1924 ......................... 11   “  ,

--- 1932 .........................  7   “  ,

--- 1938 .........................  2 jüdische Familien,

--- 1940 ......................... keine.

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. …, S. 149

und                 Eßweiler, aus: alemannia-judaica.de

 

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner Eßweilers stark zurück; Abwanderung in die größeren Städte wie z.B. Kaiserslautern war die Ursache. 1900 hielten sich nur noch 18 jüdische Bewohner im Dorf auf; wenige Jahre später (1906) löste sich die Gemeinde offiziell auf; die wenigen im Dorfe verbliebenen Juden schlossen sich der Kultusgemeinde Kusel an. Das Synagogengebäude wurde im Jahre 1907 meistbietend versteigert.

1938 lebten noch zwei jüdische Familien in Eßweiler; ihr Eigentum würde während des Novemberpogroms von SA-Angehörigen aus Altenglan und Theisbergstegen demoliert. Wenige Tage später verließen die wenigen jüdischen Bewohner Eßweiler; einigen gelang noch die Emigration.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden 13 aus Eßweiler stammende jüdische Personen Opfer der Shoa (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/essweiler_synagoge.htm).

 

Das um 1900/1910 profanierte Synagogengebäude ist als Wohnhaus erhalten geblieben, weist aber keinerlei Zeugnisse seiner früheren Nutzung auf.

Das relativ große jüdische Friedhofsgelände in Hinzweiler (ca. 3.200 m²), das während der NS-Zeit unangetastet blieb, wurde im Laufe der Jahrzehnte immer mehr von der Vegetation eingenommen und verwilderte zusehends. In den 1960/1970er Jahren ging man daran, das Areal wieder in einen ansehenswerten Zustand zu versetzen; die noch vorhandenen ca. 50 - 60 Grabsteine wurden in Reihen aufgestellt.

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einige reich ornamentierte Grabsteine (alle Aufn. Otmar Frühauf, 2011, aus: alemannia.judaica.de)

 

 

Im Stadtgebiet von Lauterecken erinnern einige „Stolpersteine“ an ehemalige jüdische Bewohner, die bis in die NS-Zeit hier beheimatet und der Verfolgung ausgesetzt waren.

Abb.  M., 2022, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

 

 

 

Weitere Informationen:

Stephan Probst, Zur Geschichte der Juden im Landkreis Kusel, in: "Westrich-Kalender 1988", S. 72 - 75

Alfred Hans Kuby (Hrg.), Juden in der Provinz. Beiträge zur Geschichte der Juden in der Pfalz zwischen Emanzipation und Vernichtung, Verlag Pfälzische Post, 2.Aufl., Neustadt a.d.W. 1989

Rudi Emrich, Zur Geschichte des Dorfes Eßweiler von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert" - Festschrift zum 100 jährigen Vereinsjubiläum des Gesangvereins Eßweiler, 1990

Roland Paul, Die Verschleppung der Juden aus dem Landkreis Kusel vor 50 Jahren und das Schicksal der Deportierten, in: "Westrich-Kalender 1991", S. 145 - 150

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 149

Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 70

Eßweiler mit Hinzweiler und Oberweiler i.Tal, in: alemannia-judaica.de

Bernhard Kukatzki, Der jüdische Friedhof in Hinzweiler. Beit Olam für Aschbach, Bosenbach, Eßweiler, Hinzweiler, Lauterecken und Oberweiler im Tal, hrg. von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Landau, Landau/Pfalz 2008

Dieter Hahn (Bearb.), Jüdische Gemeinde in Eßweiler, Kommune Eßweiler 2010 (ergänzt 2014), online abrufbar unter: essweiler.de

Herwig Buntz (Red.), Sehenswerte Grabsteine – Neben der Straße: Der jüdische Friedhof in Hinzweiler ist einen Besuch wert, in: „Die Rheinpfalz“ vom 24.1.2015

Jüdischer Friedhof in Hinzweiler, online abrufbar unter: westpfalz.wiki/wiki/jdischer-friedhof-in-hinzweiler-3/ (2020)