Grabow (Mecklenburg-Vorpommern)

Bildergebnis für landkreis ludwigslust parchim ortsdienst karte Grabow/Elde ist eine Kleinstadt mit derzeit ca. 5.500 Einwohnern im Landkreis Ludwigslust-Parchim - nur wenige Kilometer südöstlich von Ludwigslust; sie ist Sitz des Amtes Grabow, dem weitere zwölf Gemeinden angehören (Kartenskizze 'Landkreis Ludwigslust-Parchim', aus: ortsdienst.de/mecklenburg-vorpommern/ludwigslust-parchim).

 

Im südöstlich von Ludwigslust gelegenen Grabow lebten nur wenige jüdische Familien (Schutzjuden), die sich vermutlich im Laufe der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts hier niedergelassen hatten: So sind die beiden Juden Moses Wulf und Simon Moses namentlich bekannt, die als erste im Jahre 1753 Schutzbriefe erhielten, die es ihnen ermöglichten, in Grabow sich niederzulassen und Handel zu treiben. Um 1770 sollen vier jüdische Familien in Grabow gewohnt haben. Um 1785 zählte die jüdische Bevölkerung ca. 35 Köpfe.

1794 wurde erstmals ihr mit einer Mauer umgebenen Begräbnisplatz auf dem Lucasweinberg (zwischen der heutigen Straße Trotzenburg und Neukarstädter Weg) erwähnt; dessen Anlage auf dem außerhalb der Stadt liegenden Sandberg wird dem Hoflieferanten namens Israel zugeschrieben. Der älteste vorhandene Grabstein stammt aus dem Jahre 1813.

Anm.: Im Jahre 1877 wurde durch den Grabower Kaufmann Julius Wolffeine Stiftung eigens zur Erhaltung und Verschönerung des jüdischen Friedhofes in Grabow eingerichtet. Mitte der 1930er Jahre fand hier vermutlich das letzte Begräbnis statt.

Der Betraum der winzigen Gemeinschaft befand sich in der Schulstraße/Ecke Wasserstraße.

Juden in Grabow:

--- 1753 .............................  2 jüdische Familien,

--- 1769 .............................  4 jüdische Familien,

--- 1785 ......................... ca. 35 Juden,

--- 1819 ............................. 44   “  (in 8 Familien),

--- um 1860 ...................... ca. 40   “  ,

--- um 1880 ...................... ca. 25   “  ,

--- 1905 ............................. 20   “  ,

--- 1942 ............................. eine Jüdin.

Angaben aus: Uwe Sonnemann, Juden in Grabow, in: grabow-erinnerungen.de

und                 Jürgen Gramenz/Sylvia Ulmer,  Ehemaliges jüdisches Leben in Grabow

 

Marktplatz  und  Kieserdamm in Grabow, Postkarte um 1900 (aus: commons.wikimedia.org, CCO)

 

Um die Mitte des 19.Jahrhunderts zählte die jüdische Gemeinschaft ca. 45 Personen; sie gehörten zumeist den Familien Ahrenheim, Levy, Salomon und Wolff an. Landflucht führte dann alsbald zu einer deutlichen Abnahme der Juden in Grabow. Das Synagogengebäude wurde um 1930 veräußert, da die finanziellen Lage der wenigen Familien eine Unterhaltung des Gebäudes nicht mehr gewährleistete. Gottesdienste wurden von den verbliebenen Grabower Juden in Schwerin besucht.

Zu Beginn der NS-Zeit lebten in Grabow nur noch 17 Juden (in vier Familien). Die „üblichen“ Repressalien der 1930er Jahre gegen Juden kulminierten auch hier im Novemberpogrom: das Schuhgeschäft der Familie Sabielak in der Marktstraße wurde geplündert und die jüdischen Männer „in Schutzhaft“ genommen. 1942 lebte in Grabow nur noch eine einzige Jüdin („in Mischehe“ verheiratet).

 

Heute erinnern auf dem Friedhofsgelände noch 17 in einem Rund aufgestellte Grabsteine an die einstige winzige jüdische Gemeinschaft Grabows. Der Friedhof in seiner heutigen Gestalt entspricht nicht mehr seinem ursprünglichen Aussehen; denn die Fläche wurde verkleinert und die baufällig gewordene Umfassungsmauer entfernt. Der Friedhof von Grabow war bereits zu DDR-Zeiten mehrfach geschändet worden; auch in den Jahren nach der „Wende“ war das nun mit einem schmiedeeisernen Zaun umgebene Gelände mehrmals Ziel derartiger Zerstörungen.

Jüdischer Friedhof (Aufn. aus: GF, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Im Jahre 1975 wurde das Haus, in dem sich der einstige Betraum der kleinen jüdischen Gemeinde befunden hatte, abgerissen.

2014 wurde in Grabow am Steindamm der erste sog. „Stolperstein“ verlegt; zwei Jahre später folgten in der Marktstraße vier weitere, die an Angehörige der Familie Sabielak erinnern, denen 1939 noch die Ausreise nach England gelang.

Sabielak, JosefSabielak, EmmaSabielak, Isaak EmilSabielak, Adolf

  verlegt in der Marktstraße für Fam. Sabielak (Aufn. GF 2020, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

 

Weitere Informationen:

Jürgen Borchert/Detlef Klose, Was blieb ..., Jüdische Spuren in Mecklenburg, Berlin 1994

M.Brocke/E.Ruthenberg/K.U.Schulenburg, Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), in: "Veröffentlichungen aus dem Institut Kirche und Judentum", Hrg. Peter v.d.Osten-Sacken, Band 22, Berlin 1994

Uwe Sonnemann, Juden in Grabow, in: grabow-erinnerungen.de - verfasst 2013 (Anm.: mit einigen Erinnerungsberichten und historischen Aufnahmen von Grabow)

Andreas Münchow (Red.), Auf den Spuren jüdischen Lebens – Am 24.Oktober 2014 wurde ein Stolperstein in Grabow verlegt, in: grabow-erinnerungen.de

Auflistung der in Grabow verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Grabow_(Elde)

Jürgen Gramenz/Sylvia Ulmer, Ehemaliges jüdisches Leben in Grabow, in: Die Geschichte der Juden in Mecklenburg, Aufsatz vom 30.4.2016, in: juden-in-mecklenburg.de/Orte/Grabow

Kathrin Neumann (Red.), Grabow: In Erinnerung an Familie Sabielack, in: „Ludwigsluster Tageblatt“ vom 15.10.2016 (betr. „Stolpersteine“)