Egeln (Sachsen)

File:Magdeburger Boerde.pngBildergebnis für salzland landkreis karte Das kleine Bördestädtchen Egeln mit seinen derzeit ca. 3.200 Einwohnern (es gehört der Verbandsgemeinde Egelner Mulde im Salzlandkreis an) liegt ca. 25 Kilometer südwestlich der Landeshauptstadt Magdeburg bzw. ca. 15 Kilometer nördlich von Aschersleben (Karte der Magdeburger Börde ohne Eintrag von Egeln, Ulamm 2008, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Salzlandkreis', aus: ortsdienst.de/sachsen-anhalt/salzlandkreis).

 

Bereits im Spätmittelalter sollen sich in Egeln Juden aufgehalten haben bzw. hier ansässig gewesen sein.

Anfang der 1850er Jahre erbaute die kleine jüdische Gemeinde eine Synagoge, die östlich des historischen Ortskerns stand und auch eine Frauenempore besaß.

                  Synagoge in Egeln (Computersimulation, Vladimir Levin)

Gemeinsam mit den jüdischen Familien aus Hadmersleben, Kroppenstedt und Seehausen hatte man um 1855 eine Synagogengemeinde gebildet.

Ein eigenes, am östlichen Ortsrand gelegenes Friedhofsgelände stand verstorbenen Gemeindeangehörigen seit Anfang des 19.Jahrhunderts zur Verfügung; es wurde bis 1920 belegt.

Ak Egeln in Sachsen Anhalt, Breite Weg, Anwohner, Kirchtürme Straßenansicht Egeln - hist. Postkarte (aus: akpool.de)

Im ersten Jahrzehnt des 20.Jahrhunderts lebten ca. 25 Juden in Egeln; ihre Anzahl blieb bis 1933 nahezu konstant.

Während der „Kristallnacht“ wurde das vermutlich bereits längere Zeit (?) nicht mehr benutzte Synagogengebäude verwüstet, doch blieb dessen Bausubstanz erhalten, weil ein Abriss nicht erfolgen konnte, da ein benachbarter Landwirt die Zufahrt zum Synagogengrundstück verwehrt hatte. Die Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof wurden teilweise zerstört.

 

Nach Kriegsende diente das einstige Synagogengebäude jahrzehntelang als Lagerraum; gegen Ende der 1970er Jahre wurde es zu einem Wohnhaus umgebaut. Seit 2004 erinnert ein Gedenkstein an die ehemalige jüdische Gemeinde; zukünftig ist auch eine Inschriftentafel geplant.

Von dem mit einer Mauer umgebenen jüdischen Friedhof - einem ca. 400 m² großen Areal an der Straße „Am Hunnengraben“ nahe des Schützenplatzes - zeugen heute nur noch ca. 20 bis 25 Grabsteine; zudem sind noch Relikte zerschlagener Steine zu finden.

        Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof zu Egeln (Aufn. H.-P. Laqueur, 2007)

Aus Egeln stammte Fritz Pinkuss (geb. 1905), der nach seiner Promotion in Würzburg und dem Rabbiner-Examen in Berlin in den Jahren 1930 bis 1936 als Rabbiner in Heidelberg wirkte. Danach emigrierte er nach Brasilien; dort amtierte er als Oberrabbiner in Sao Paulo. Seit 1945 war er Professor für Jüdische Wissenschaften an der dortigen Universität. Er starb 1994 an seinem Wirkungsort.

 

 

 

In Kroppenstedt – einer Ortschaft in der Magdeburger Börde mit derzeit ca. 1.400 Einwohnern ca. zehn Kilometer westlich von Egeln – weist ein kleinflächiges Friedhofsareal darauf hin, dass im Ort ehemals eine kleine jüdische Gemeinschaft gelebt hat. Diese israelitische Begräbnisstätte - unweit des kommunalen Friedhofs - soll um 1800 angelegt worden sein. Während der NS-Zeit wurden die Grabsteine entfernt; ein in den 1960er Jahren gesetzter Gedenkstein erinnert an den „Guten Ort“ und an die einst hier beheimateten jüdischen Bewohner.

 

 

 

Weitere Informationen:

M.Brocke/E.Ruthenberg/K.U.Schulenburg, Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), in: "Veröffentlichungen aus dem Institut Kirche und Judentum", Hrg. Peter v.d.Osten-Sacken, Band 22, Berlin 1994, S. 319

Aliza Cohen-Mushlin/Harmen Thies, Synagogenarchitektur in Deutschland vom Barock zum ‘Neuen Bauen’. Dokumentation zur Ausstellung, Selbstverlag TU Braunschweig, Fachgebiet Baugeschichte, 2002, S. 74/75

Auskunft von Uwe Lachmuth, Museum Egeln

Der jüdische Friedhof in Egeln, in: alemannia-judaica.de (mit Bildern)

Nadja Bergling (Red.), Bauer rettet Synagoge vor den Flammen, in: „Volksstimme“ vom 3.9.2011

Nadja Bergling (Red.), Pogromnacht 1938 löscht das jüdische Leben …, in: „Volksstimme“ vom 10.11.2011

Nadja Bergling (Red.), „Erst der Niedergang eines Landes eröffnete ...“, in: „Volksstimme“ vom 9.11.2013