Freudenthal (Mährisch-Schlesien)
Freudenthal wurde im Jahre 1213 gegründet und ist die älteste Gemeinde mit Stadtrechten in den tschechischen Ländern; der zu Mähren-Schlesien gehörende Ort ist heute das tschech. Bruntál mit derzeit ca. 16.500 Einwohnern - etwa 25 Kilometer westlich von Troppau/Opava (hist. Karte des Fürstentums Troppau, Mitte 17.Jahrh., aus: genwiki.genealogy.net und Kartenskizze 'Tschechien' mit Bruntál rot markiert, K. 2005, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
Stadtansicht von 1737 (Stahlstich)
Seit der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts lebten vereinzelt jüdische Familien in Freudenthal; erst im Folgejahrhundert bildete sich hier eine kleine jüdische Gemeinschaft. Dieser stand seit den 1860er Jahren ein kleiner Betraum zur Verfügung, der bis zur Auslöschung der Gemeinde 1938 benutzt wurde.
Ein weit vor der Stadt gelegenes Beerdigungsgelände wurde 1904/1905 durch einen neuen Begräbnisplatz ersetzt, der nun stadtnäher anzutreffen war.
Juden in Freudenthal:
--- 1900 ....................... 101 Juden,
--- 1910 ....................... 97 " ,
--- 1930 ....................... 81 " ,
--- 1939 ....................... 73 “ ,* * im Kreis
....................... 14 " .
Angaben aus: M. Wodzinski/J. Spyra (Hrg.), Jews in Silesia, Cracow 2001, S. 63 und S. 183
hist. Postkarte (Abb. aus: commons.wikimedia.org, CCO)
In der Zwischenkriegszeit fand zionistisches Gedankengut bei einem Teil der hiesigen Judenschaft Gehör.
Im Gefolge der Angliederung des Sudetenlandes (Früjahr 1938) verließen die meisten jüdischen Einwohner die Stadt in Richtung innere Tschechoslowakei; dort kamen sie aber bald unter die deutsche Protektoratsherrschaft und verloren alle Rechte. Von der Deportation nach Theresienstadt bzw. in die 'Lager des Ostens' waren auch Juden aus Freudenthal betroffen.
Vom jüdischen Friedhof, der bis in die 1930er Jahre benutzt und während des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten größtenteils zerstört wurde, haben sich bis heute noch einige wenige Grabsteine bzw. -relikte erhalten, die von der Vegetation überwuchert sind und durch klimatische Einflüsse der völligen Zerstörung anheim fallen.
Hinweis: Ab Sommer 1944 bis Mai 1945 befand sich in Freudenthal ein Außenlager von Auschwitz. In dem ursprünglich für die "Organisation Schmelt" errichteten Zwangsarbeitslager waren etwa 300 jüdische Frauen, vornehmlich aus Ungarn, untergebracht.
Weitere Informationen:
Jaroslav Klenovsky, The Jewish landmarks of Opava Silesia, in: M. Wodzinski/J. Spyra (Hrg.), Jews in Silesia, Cracow 2001, S. 299 - 301
The Jewish Community of Bruntal, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online unter: dbs.bh.org.il/place/bruntal
Jewish Families from Brúntal (Freudenthal), Moravia, Czech Republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-from-Bruntál-Freudenthal-Moravia-Czech-Republic/