Garzweiler (Nordrhein-Westfalen)

Kreis Heinsberg (1816–1932) - WikiwandDatei:Jüchen in NE.svg Garzweiler mit derzeit ca. 1.200 Einwohnern ist ein Ortsteil von Jüchen im Rhein-Neuss-Kreis - zwischen Mönchengladbach und Grevenbroich gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Garzweiler, aus: wikipedia.org, gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Rhein-Neuss-Kreis', TUBS 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Um 1700 lebte im Dorfe Garzweiler nur eine einzige jüdische Familie. In der Mitte des 19.Jahrhunderts erreichte die stets kleine jüdische Gemeinschaft ihren numerischen Höchststand mit immerhin ca. 70 Angehörigen.

Bereits gegen Mitte des 18.Jahrhunderts soll in Garzweiler eine Synagoge existiert haben; diese diente der kleinen Gemeinschaft wohl bis Ende der 1920er Jahre zu gottesdienstlichen Zwecken.

Auch ein eigenes Friedhofsgelände stand seit Mitte des 18.Jahrhunderts zur Verfügung.

Die in der Bürgermeisterei Garzweiler lebenden jüdischen Familien waren dem Synagogenbezirk Jüchen zugeordnet.

Juden in Garzweiler:

    --- 1822 ..........................  40 Juden,

    --- 1835 ..........................  44   “  ,

    --- um 1845 .......................  74   “  ,

    --- 1861 ..........................  35   “  ,

    --- 1928 ..........................  17   “  ,

    --- 1933 ..........................   4 Familien,

    --- 1938 ..........................  15 Juden,

    --- 1942 ..........................   keine.

Angaben aus: Elfi Pracht, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Reg.bez. Düsseldorf, S. 467

           Garzweiler und Jüchen, hist. Karte um 1810 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

hist. Postkarte: Alt-Garzweiler um 1920 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

 

Anfang der 1930er Jahre lebten in Garzweiler vier jüdische Familien.

Während des Pogroms von 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerschlagen; das danach in Privatbesitz übergegangene Gebäude wurde 1939 abgerissen. Auch der jüdische Friedhof blieb vor Schändungen nicht bewahrt.

Neun gebürtige bzw. länger am Ort ansässig gewesene jüdische Bewohner Garzweilers wurden Opfer des Holocaust.

 

Vor dem ehemaligen Rathaus Garzweilers erinnert eine Gedenktafel an die ehemalige Synagoge. Heute befindet sich auf dem Dorfplatz von Neu-Garzweiler eine Gedenktafel.

Auf Veranlassung einer Familie wurde um 1960 auf dem jüdischen Friedhof eine schwarze Stele aufgestellt. Wegen des sich ausdehnenden Braunkohlentagebaus wurde Ende der 1980er Jahre das alte Dorf Garzweiler aufgegeben, die Bewohner nach Neu-Garzweiler umgesiedelt. Die Gräber des alten jüdischen Friedhofs wurden auf eine Parzelle innerhalb des neuen kommunalen Friedhofs an der Daner Straße verlegt; 1990 wurde in Anwesenheit des Landesrabbiners die neue Grabanlage eingeweiht. Heute befinden sich hier 57 Grabstätten mit 31 noch erhaltenen Grabmälern.  

  Jüdischer Friedhof (Aufn. K. u.B. Limburg 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

[vgl. Jüchen (Nordrhein-Westfalen)]

 

 

Weitere Informationen:

Klaus H.S. Schulte, Dokumentation zur Geschichte der Juden am linken Niederrhein seit dem 17.Jahrhundert, in: "Veröffentlichungen des Historischen Vereins für den Niederrhein ...", Bd. 12, Verlag L.Schwann, Düsseldorf 1972, S. 467 f.

Dieter Peters, Land zwischen Rhein und Maas / Land tussen Rijn en Maas. Genealogische Daten von jüdischen Friedhöfen in der ehemaligen Rheinprovinz und in der niederländischen Provinz Limburg, Kleve 1993, S. 153 f.

Michael Brocke (Hrg.), Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 Nordrhein-Westfalen, Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag, Bochum 1999, S. 178

Elfi Pracht, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf, J.P.Bachem Verlag, Köln 2000, S. 467/468

Jüdischer Friedhof Jüchen-Garzweiler, in: steinheim-institut.de