Glauberg (Hessen)

Kreis Hungen - WikiwandBildergebnis für wetteraukreis ortsdienst karteGlauberg ist heute ein Ortsteil von Glauburg inmitten des Wetteraukreises – etwa 30 Kilometer südöstlich von Butzbach bzw. wenige Kilometer nordwestlich von Büdingen gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Wetteraukreis' ohne Eintrag von Glauberg, aus: ortsdienst.de/hessen/wetteraukreis).

 

Im zwischen Altenstadt und Büdingen gelegenen kleinen Dorfe Glauberg sind jüdische Bewohner urkundlich seit dem 18.Jahrhundert nachgewiesen; es waren allerdings nur sehr wenige, die dem Grafen von Stolberg-Wernigerode abgabenpflichtig waren.

Die Bildung einer Synagogengemeinde erfolgte vermutlich erst um die Mitte des 19.Jahrhunderts; denn zuvor waren die wenigen jüdischen Familien der Kultusgemeinde Lindheim angeschlossen.

Die seit 1887 in Glauberg existierende Synagoge befand sich in einem alten Fachwerkbau, der zuvor in Usenborn gestanden, dort abgetragen und dann wieder aufgebaut hatte. Der zur Einweihung der Synagoge geladene evangelische Pfarrer soll der Einladung nicht gefolgt sein!

Mit den Nachbarorten Lindheim und Himbach bestand ein Schulverband.

  Stellenangebote von 1901 und 1903

Zur Glauberger Kultusgemeinde gehörten zwei sehr kleine Friedhöfe, der eine befand sich in Stockheim, der andere ab 1900 in Glauberg; bis 1877 wurden Verstorbene auf dem jüdischen Friedhof in Düdelsheim beerdigt.

Juden in Glauberg:

--- um 1830 ....................... 25 Juden,*   *mit Stockheim

--- 1861 .......................... 30   “  ,

--- 1871 .......................... 40   “  ,

--- 1880 .......................... 30   “  ,

--- 1905 .......................... 51   “  ,

--- 1910 .......................... 31   “  ,

--- 1933 .......................... 19   "  ,

--- 1939 ..........................  keine.

Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 267

 

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20271/Glauberg%20Israelit%2008091898.jpg http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20189/Glauberg%20FrfIsrFambl%2007021908.jpg zwei Stellenangebote jüdischer Familien aus Glauberg (1898/1908)

Im Sommer 1938 wurde die winzige Gemeinde aufgelöst, nachdem alle Angehörigen das Dorf verlassen hatten. Das kleine Synagogengebäude in der Rathausstraße wurde an eine nicht-jüdische Familie verkauft.

Bis auf wenige ältere Menschen, die zumeist nach Frankfurt/M. verzogen und dann von dort 1942 deportiert wurden, gelang es allen anderen Gemeindeangehörigen zu emigrieren und somit ihr Leben zu retten.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ sind fünf aus Glauberg und neun aus Stockheim stammende jüdische Bürger Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/glauberg_synagoge.htm).

 

Mitte der 1970er Jahre wurde das ehemalige Synagogengebäude, das gegen Ende der 1930er Jahre in Privatbesitz übergegangen war, abgerissen. Heute weist ein Schild an der Fassade des hier neu errichteten Gebäudes darauf hin, dass an dieser Stelle ehemals die „Jirreschouel“ stand.

                              Ehem. Synagogengebäude kurz vor dem Abriss (aus: P. Arnsberg)

Ein Gedenkstein - aufgestellt im Jahre 1988 im Hof der Alten Schule - erinnert heute an das einstige jüdische Bethaus.

Auf dem jüdischen Friedhof in der Schulstraße sind noch 18 Grabsteine erhalten.

Einzelne Grabsteine (Aufn. J. Hahn, 2008)  http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20150/Stockheim%20Friedhof%20154.jpg

 

 

 

In Usenborn – heute ein Stadtteil von Ortenberg, ca. zehn Kilometer nordöstlich von Glauburg – war im Laufe des 19.Jahrhunderts auch eine kleine jüdische Gemeinde existent (1830 mit ca. 50 Angehörigen); zum gemeindlichen Eigentum gehörten ein Synagogengebäude und eine Mikwe. Neben zwei Händlern bestritten die meisten hier ansässigen Juden ihren Lebenserwerb mit der Ausübung verschiedener Handwerke. Als sich die Zahl der Gemeindeangehörigen deutlich verringert hatte, brach man um 1885 das am Ort befindliche Synagogengebäude ab, um es dann in Glauberg wieder aufzubauen.

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag Frankfurt/M. 1971, Bd. 1, S. 267/268

Thea Altaras, Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? Königstein i.Ts. 1988, S. 186/187

Thea Altaras, Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? Teil II, Königstein i.Ts.. 1994, S. 151/152 (Neubearbeitung der beiden Bände, 2007, S. 384/385)

Studienkreis Deutscher Widerstand (Hrg.), Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 – 1945, Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt, 1995, S. 322

Glauberg mit Stockheim und Usenborn, in: alemannia-judaica.de (mit einigen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Judith Seipel (Red.), Glauberg erinnert am 9.November an ehemalige jüdische Mitbürger, in: „Frankfurter Neue Presse“ vom 21.10.2022