Gommersheim/Weinstraße (Rheinland-Pfalz)

 https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/Karte_Landkreis_S%C3%BCdliche_Weinstra%C3%9Fe.png?uselang=de Gommersheim ist eine kleine Kommune mit derzeit ca. 1.500 Einwohnern im Landkreis Südliche Weinstraße in Rheinland-Pfalz; sie gehört der Verbandsgemeinde Edenkoben an (Kartenskizze 'Landkreis Südliche Weinstraße', Lencer 2007, aus: commons.wikimedia.org,CC BY-SA 3.0).

 

Die Existenz jüdischer Familien im Dorfe Gommersheim lässt sich bis in die zweite Hälfte des 17.Jahrhunderts zurückverfolgen. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten der jüdischen Landgemeinde ca. 100 Personen an. In einem in den 1820er Jahren angekauften Fachwerkhause richtete man die Synagoge ein; der Innenraum soll von einer blauen Decke mit aufgemalten Sternenmotiven überspannt gewesen sein. Über eine Außentreppe konnten die Frauen die für sie bestimmte Empore erreichen.

Bis 1874 existierte am Ort eine Israelitische Konfessionsschule; nach ihrer Auflösung besuchten die nur noch wenigen Schulkinder die christliche Schule. Zur Erledigung religiöser Aufgaben beschäftigte die Gemeinde einen Lehrer (zuletzt gemeinsam mit Geinsheim).

  Stellenangebote aus „Der Israelit“ von 1884 u. 1892

Verstorbene Gommersheimer Juden wurden auf dem alten Judenfriedhof in Essingen beerdigt, der auch zahlreichen anderen umliegenden Gemeinden als letzte Ruhestätte galt.

Juden in Gommersheim:

         --- um 1670 ....................   4 jüdische Familien,

    --- 1786 .......................  39 Juden (in 4 Familien),

    --- 1808 .......................  62   “  ,

    --- 1825 .......................  65   "   (ca. 8% d. Bevölk.)

    --- 1835 .......................  90   “  ,

    --- 1851 ....................... 101   “   (in 19 Familien),

    --- 1869 .......................  42   “  ,

    --- 1890 ................... ca.  50   “   (in 15 Familien),

    --- 1900 .......................  45   "  ,

    --- um 1920 ................ ca.  30   “  ,

    --- 1937 .......................  12   “  ,

    --- 1940 (Sept.) ...............   5   “  .

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff, Synagogen. Rheinland-Pfalz und Saarland, S. 169

 

Aus- und Abwanderungsschübe sorgten dafür, dass während der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts die Zahl der Gemeindeangehörigen stark schwankte; nach einer kurzen Erholungsphase war dann ein steter Rückgang der jüdischen Familien zu verzeichnen. Gegen Ende der Weimarer Republik waren in Gommersheim nur noch sieben Familien ansässig. Ein Minjan kam nun nicht mehr zustande, sodass keine Gottesdienste mehr abgehalten werden konnte; die erst 1921 grundlegend sanierte Synagoge blieb unbenutzt. Die wenigen Gommersheimer Juden suchten fortan die Synagoge im nahen Geinsheim auf.

Im Jahre 1937 wurde das Synagogengebäude an einen Landwirt verkauft; deshalb blieb es von Zerstörung während des Novemberpogroms verschont. Die letzten fünf jüdischen Einwohner Gommersheims wurden im Rahmen der „Bürckel-Aktion“ im Oktober 1940 nach Gurs deportiert

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ wurden 13 gebürtige bzw. länger in Gommersheim ansässig gewesene jüdische Bewohner Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/gommersheim_synagoge.htm).

          In diesem Fachwerkhaus befand sich der Betraum (Aufn. um 1960)

Mitte der 1960er Jahre wurde das ehemalige Synagogengebäude abgerissen.

Ein schlichter Gedenkstein erinnert namentlich an die bis 1942 hier wohnhaft gewesenen jüdischen Einwohner, die ins südfranzösische Gurs bzw. nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden.

 

 

 

Weitere Informationen:

Karl Fücks/Michael Jäger, Synagogen der Pfälzer Juden - Vom Untergang ihrer Gotteshäuser und Gemeinden, Edesheim 1988, S. 87 - 89

Franz Schmidt, Die Steine reden. Zeugnisse jüdischen Lebens im Landkreis Südliche Weinstraße, Rhodt 1989, S. 56 f.

Bernhard Kukatzki, Die Juden im Gäudorf Gommersheim. Eine historische Skizze, Landau 1995

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 169/170

Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, hrg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 78

Gommersheim, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)