Hillesheim (Rheinland-Pfalz)
Hillesheim gehört mit seinen derzeit ca. 700 Einwohnern heute der Verbandsgemeinde Rhein-Selz im Landkreis Mainz-Bingen an - ca. 15 Kilometer östlich von Alzey bzw. südlich von Nierstein gelegen (Kartenskizze 'Kreis Mainz-Bingen' ohne Eintrag von Hillesheim, Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
Eine jüdische Gemeinde existierte in Hillesheim vermutlich seit dem 18.Jahrhundert. Die jüdischen Familien standen unter dem Schutz der hiesigen Patrimonialherren, der Grafen von Falkenstein und der von Riancourt.
Neben einer Synagoge (in der Brunnenstraße) besaß die jüdische Gemeinschaft auch einen eigenen Friedhof nördlich der Ortschaft an der Straße nach Dolgesheim; dessen Anlage erfolgte vermutlich zu Beginn des 19.Jahrhunderts.
einzelne Grabsteine des Friedhofs in Hillesheim (Aufn. U. Gönner, 2015, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)
Ein von der Gemeinde angestellter Religionslehrer sorgte für die religiöse Unterweisung und übte gleichzeitig auch das Amt des Vorbeters und Schächters aus. Die Besetzung der Stelle war einem häufigen Wechsel unterworfen.
Kleinanzeigen aus der Zeitschrift "Der Israelit" aus den Jahren 1881 - 1886 - 1889
Anzeigen aus: "Der Israelit" von 1916
Die Gemeinde unterstand dem Rabbinat Alzey.
Juden in Hillesheim:
--- um 1805 .................... ca. 40 Juden (in 7 Familien),
--- 1824 ........................... 72 “ ,
--- 1830 ........................... 81 “ ,
--- 1861 ....................... ca. 90 “ (ca. 16% d. Bevölk.),
--- 1871 ........................... 81 “ ,
--- 1880 ........................... 63 “ (ca. 9% d. Bevölk.),
--- 1895 ........................... 70 “ ,
--- 1905 ........................... 61 “ ,
--- 1910 ........................... 45 “ (ca. 7% d. Bevölk.)
--- 1932/33 .................... ca. 30 “ ,
--- 1939 ........................... keine.
Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 367
Zu Beginn der NS-Herrschaft lebten in Hillesheim nur noch wenige jüdische Familien.
Während des Pogroms von 1938 wurde dae Synagoge in der Brunnenstraße demoliert; danach erwarb ein Nachbar das Grundstück und ließ das Gebäude abbrechen.
Gegen Kriegsbeginn sollen keine Juden mehr in Hillesheim gemeldet gewesen sein; alle waren auf Grund zunehmender Repressalien in größere deutsche Städte abgewandert; dort verlieren sich ihre Spuren.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ sind 20 gebürtige bzw. längere Zeit ansässig gewesene jüdische Bewohner Hillesheims Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe. alemannia-judaica.de/hillesheim_synagoge.htm).
Zahlreiche Relikte des israelitischen Friedhofs erinnern noch heute an einstige Ansässigkeit jüdischer Familien im Dorfe.
Jüdischer Friedhof in Hillesheim (Aufn. U. Gönner, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0 und J. Hahn, 2005)
[vgl. Guntersblum (Rheinland-Pfalz)]
Hinweis: Im gleichnamigen Hillesheim (Eifel) lebten im 19./20.Jahrhundert nur zwei oder drei jüdische Familien; sie gehörten der Kultusgemeinde von Gerolstein an. Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden sechs jüdische Bewohner Opfer der Shoa (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/hillesheim_eifel_juedgeschichte.htm).
Weitere Informationen:
Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 1, S. 367/368
Peter Philipp Groh, Hillesheim und ein jüdisches Schicksal, in: "Heimatjahrbuch Kreis Mainz-Bingen 1988", S. 44 f.
Hillesheim, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)
Der jüdische Friedhof in Hillesheim, in: alemannia-judaica.de
Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 186