Hohenhausen/Lippe (Nordrhein-Westfalen)

Datei:Kalletal in LIP.svg Hohenhausen ist heute der größte Ortsteil von Kalletal, einer Kommune im Kreis Lippe – ca. 20 Kilometer südwestlich von Rinteln bzw. zehn Kilometer nördlich von Lemgo gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte ohne Eintrag von Hohenhausen, aus: wikipedia.org, gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Kreis Lippe', TUBS 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In den 1720er Jahren erhielt erstmals ein Jude einen Schutzbrief für eine Ansiedlung in der Bauernschaft Hohenhausen. In der Folgezeit bildete sich eine kleine Gemeinde heraus. Zur Synagogengemeinde Hohenhausen gehörten die in den Ämtern Asendorf, Bavenhausen, Bendorf, Brosen, Hensdorf, Lüdenhausen, Osterhagen, Talle, Westorf und die in den Dörfern Brüntorf, Matorf und Welstorf lebenden Juden.

Gottesdienste fanden lange Zeit in bescheidenen angemieteten Räumen statt; 1846 wurde „Am Markt“ die neue Synagoge eingeweiht; sie war ein Anbau an ein schon bestehendes Gebäude. Sechs Jahrzehnte später wurde die Synagoge schon nicht mehr benutzt; später das Gebäude abgerissen.

Ein aus dem ausgehenden 17.Jahrhundert stammender Friedhof legt Zeugnis davon ab, dass im Ort einst jüdische Familien ihr Zuhause hatten.

Juden in Hohenhausen:

       --- um 1680 ......................  4 jüdische Familien,*   * in der Vogtei (Amt Varenholz)

    --- um 1775 ......................  4 jüdische Familien (17 Pers.),

    --- 1855 ......................... 32 Juden,

    --- 1864 ......................... 48   “  ,

    --- 1885 ......................... 48   “  ,

    --- 1895 ......................... 27   “  ,

    --- 1900 .........................  6   "  ,

    --- 1910 .........................  4   “  .

Angaben aus: Elfi Pracht, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Reg.bez. Detmold, S. 318

 

Gegen Ende des 19.Jahrhunderts wanderten fast alle jüdischen Bewohner ab. 1915 wurde die Synagogengemeinde Hohenhausen offiziell aufgelöst, die wenigen noch hier lebenden Juden in die Kultusgemeinde Lemgo inkorporiert.

Bereits Mitte der 1930er Jahre befand sich der jüdische Friedhof in einem „beklagenswerten Zustand“; um 1940 wurden die noch stehenden Grabsteine zertrümmert bzw. abtransportiert.

 

2007 wurde das an der Lemgoer Straße erhaltene Friedhofsgelände mit seinen 16 Grabstellen und dem einzig noch vorhandenen Grabstein unter Denkmalschutz gestellt. Während der NS-Zeit sollen die hier sich befundenen Grabsteine abgeräumt worden sein; davon wurden nach Kriegsende acht Steine wieder aufgefunden, die dann auf dem jüdischen Friedhof in Lemgo einen Platz fanden.

Einziger Grabstein (Aufn. Grugerio, 2013, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

Auch im Kalletaler Ortsteil Varenholz gab es eine kleine Synagogengemeinde, die sich aus jüdischen Bewohnern umliegender Dörfer, u.a. aus Erder, Heidelbeck und Stemmen, zusammensetzte; um die Mitte des 19.Jahrhunderts hatte diese mit ca. 60 Mitgliedern ihren Höchststand erreicht, um danach stetig kleiner zu werden.

Der nur kaum über vier Jahrzehnte hinweg genutzte jüdische Friedhof an der Straße "Felsenkeller" in Varenholz weist heute fünf Grabsteine auf.

Aufn. Grugerio, 2013, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0

 

 

Daneben lebten auch in weiteren Ortsteilen Kalletals wenige jüdische Familien, so in den Dörfern Langenholzhausen, Lüdenhausen und Talle. Meist besaßen die kleinen Gemeinschaften eigene Friedhöfe am Ort.

Eine außerhalb der Ortschaft Lüdenhausen liegende jüdische Begräbnisstätte  (Entstehungszeit unbekannt) weist heute noch acht Grabsteine auf; der älteste datiert von 1840.

jüdischer Friedhof Lüdenhausen (Aufn. Grugerio, 2012, aus: wikipedia.org, CCO)

 

 

 

Weitere Informationen:

Wilhelm Süvern, Das Kirchspiel Hohenhausen - Geschichte der Gemeinden Hohenhausen, Bentorf, Brosen und Westorf (Lippische Städte und Dörfer 5), Lemgo 1965

Walter Otto, Die Hohenhausener Synagogengemeinde, in: "Kalletaler Zeitung"  vom 13.3.1987 u. 24.3.1987

Elfi Pracht, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Detmold, J.P.Bachem Verlag, Köln 1998, S. 318 – 320

Walter Otto (Bearb.), Kalletal - Hohenhausen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, Ardey-Verlag, Münster 2013, S. 463 – 468

Ursula Olschewski (Bearb.), Kalletal - Langenholzhausen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, Ardey-Verlag, Münster 2013, S.468 - 470

Ursula Olschewski (Bearb.), Kalletal - Lüdenhausen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, Ardey-Verlag, Münster 2013, S. 470 - 472

Ursula Olschewski (Bearb.), Kalletal - Talle, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, Ardey-Verlag, Münster 2013, S. 473 – 475

Ursula Olschewski (Bearb.), Kalletal - Varenholz, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, Ardey-Verlag, Münster 2013, S. 475 – 479