Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz)
Kaiserslautern ist heute eine Industrie- und Universitätsstadt mit derzeit mehr als 100.000 Einwohnern - am Nordwestrand des Pfälzerwaldes im Süden von Rheinland-Pfalz gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1914, aus: stadtgrenze.de/Archiv und topografische Karte 'Pfälzer Wald', Lencer 2008, aus: wikivoyage.org/wiki/Pfälzerwald).
Kaiserslautern um 1650 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Der erste urkundliche Beleg über die Existenz von Juden in Kaiserslautern stammt aus dem Jahre 1241; vermutlich ließen sich hier aber bereits in der zweiten Hälfte des 12.Jahrhunderts jüdische Händler nieder. Sie wohnten hauptsächlich in der „Judengasse“; auch eine Synagoge soll es dort in dieser Zeit gegeben haben. Bei Ausgrabungen (1996) wurden beim Altenhof Reste einer spätmittelalterlichen Mikwe freigelegt.
freigelegte mittelalterliche Mikwe (Aufn. Stadt Kaiserslautern)
Gegen Ende des 14.Jahrhunderts wurden die Juden aus der Stadt vertrieben; in dieser Zeit erhielt Kaiserslautern das Privileg, in seinen Mauern keine Juden mehr dulden zu müssen. Bis zu Beginn des 19.Jahrhunderts war die Stadt - bis auf sehr wenige Ausnahmen – „judenfrei“. Gegen Ende der napoleonischen Zeit zählte die Judenschaft Kaiserslauterns 13 Familien.
Über die wirtschaftliche Situation der jüdischen Bevölkerung Kaiserlauterns gab ein Schreiben des Bürgermeisteramtes aus dem Jahre 1850 wie folgt Auskunft:
„ ... In der hiesigen Stadt wohnen 35 ansässige israelitische Familien ... Diese Juden besitzen theils ein mittelmäßiges, größtentheils aber ein geringes und nur einige Familien gar kein Vermögen. Vor 25 Jahren bestand der Erwerb der hiesigen Juden meistens in Schacherhandel. Seit neuer Zeit beschäftigen sich dieselben größtentheils mit dem Handel in Häusern, Kaufläden, und zwar mit Colonialwaaren, Eisen, Mehl, Sämereien, Baumwollwaaren und den Gewerben als Schumacher, Mezger, Viehhändler ...”
(aus: Stadtarchiv Kaiserlautern 899/1)
1830 gründete sich formal eine jüdische Kultusgemeinde, nachdem kurz zuvor eine Rabbinatsstelle für den Bezirk Kaiserslautern eingerichtet worden war, die ihren Sitz zunächst in Münchweiler hatte.
Zu den in Kaiserslautern amtierenden Rabbinern gehörten: Moses Cohen (1834-1843), Ludwig Seligmann (1843-1879), Dr. Wilhelm Landsberg (1880-1912), Dr. Michael Max Mordechai Weyl (1913-1917) und Dr. Saly Baron (1919-1938).
Ausschreibung der Rabbinerstelle von Kaiserslautern aus dem Jahre 1879:
Den Kaiserslauterner Juden diente zunächst ein angemietetes Lokal als Betsaal; in der Salzstraße wurde eine Mikwe eingerichtet.
Genehmigung für die Kollekte zum Synagogenbau (1845)
1848 wurde dann in der Salzstraße das Synagogengebäude erstellt und ein Jahr später eingeweiht.
Alte Synagoge in der Salzstraße (hist. Aufn., Stadtarchiv)
* 1886 wurde das inzwischen verwaiste jüdische Gebetshaus verkauft und zu einem Wohnhaus umgebaut; Anfang der 1970er Jahre wurde es abgebrochen, um einem Neubau Platz zu machen.
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung von Kaiserslautern wuchs auch die jüdische Gemeinde an, so dass bald die Synagoge zu klein wurde. Anlässlich der Grundsteinlegung des vom Architekten Ludwig Levy konzipierten Synagogenneubaus im Oktober 1883 sagte der Kaiserslauterer Bürgermeister Neumeyer unter dem Beifall der Anwesenden: „An diesem Steine mögen die Feinde zerschellen, und den Freunden sei er eine Stütze!“ Nach dreijähriger Bauzeit wurde im Jahre 1886 in der Frühlingsstraße, der heutigen Luisenstraße, ein neues Synagogengebäude eingeweiht; es war im byzantinisch-maurischen Stile errichtet worden.
Synagoge in der Frühlingsstraße (heute Luisenstraße), aus: Sammlung J. Hahn - rechts Computersimulation (cad.architektur.tu-darmstadt)
Über die festliche Einweihung berichtete die Zeitschrift „Der Israelit” am 8. März 1886 wie folgt:
Kaiserslautern, 26. Februar (1886). "Allgemeine festliche Stimmung!" Diese Physiognomie trägt seit heute Morgen allenthalben die alte Barbarossastadt: unsere israelitischen Mitbürger feiern nämlich heute Nachmittag das ernste und erhebende Fest der Einweihung ihrer prachtvollen neuen Synagoge; wirklich prachtvoll ist der "Neue Tempel", ein Monumentalbau, auf den Kaiserslautern stolz sein kann. ... Im Juni des Jahres 1883 wurde der Bau begonnen und obwohl die Fundamente unter ganz schwierigen Verhältnissen im sogenannten "alten Stadtwoog" (...) ausgeführt werden mussten, so waren sie doch schon im Herbst beendigt und fand Ende Oktober des gleichen Jahres die feierliche Grundsteinlegung statt. Bezüglich des angewendeten Stiles der neuen Synagoge ist zu bemerken, daß dieselbe den byzantinischen Gewölbebau zum Ausdruck bringt, in der Dekoration jedoch an die arabisch-maurischen Bauten anklingend erscheint, alles aber unserem Klima und unseren Verhältnissen angepasst wurde. ... Um es kurz zu fassen, wollen wir sagen: Der ganze Monumentalbau zeichnet sich durch eine künstlerisch sehr günstig bemessene Einfachheit aus, welche demselben den Eindruck des Erhabenen verleiht und infolge dessen der plastische, sowie malerische Schmuck - dem Charakter des ganzen Baues entsprechend - eine ruhige, würdige Pracht auf den Beschauer ausübt, ohne prunkhaft oder überladen zu wirken. Noch besonders erwähnenswert sind die prachtvollen Parochot-(Toravorhang) Stickereien aus dem rühmlichst bekannten Atelier von Heimerdinger in Karlsruhe. Der Außenbau mit den schönen Kuppeln ... ergeben eine sehr günstige und malerische Wirkung. ... Um auf das Fest selbst zu kommen, können wir mit Vergnügen konstatieren, dass eine große Anzahl von auswärtigen Gästen - empfangen von Verwandten und Freunden - bereits mit den Frühzügen eingetroffen ist. Die Stadt ist festlich beflaggt. Um 2 Uhr beginnt der Umzug von der alten in die neue Synagoge.
Am 26. Februar, Punkt 2 Uhr, Freitag nachmittags waren die Festteilnehmer in und vor der alten Synagoge versammelt, während die Gäste, welche daselbst keinen Platz zu erhalten befürchteten, in der nächsten Nähe des neuen Tempels Aufstellung nahmen, um sich sodann dem Zuge beim Eintritt desselben in das Gotteshaus anzuschließen. ... Die Straßen, welche der Festzug passierte, waren mit einer dichtgedrängten neugierigen Menge eingefasst. Beim Eintreffen am Portale des Tempels übergab Architekt Levy mit einer Ansprache an den königlichen Bezirksamtmann Schmitt demselben den Schlüssel zum Gotteshause und dieser denselben mit einigen Worten dem Bezirksrabbiner Dr. Landsberg, welcher das Tor der Synagoge erschloß. Die Räume derselben waren bald überfüllt und begannen die herrlichen Vorträge des Synagogenchores. Nach Einführung der Torarollen in ihre neue Lade folgte die geistreiche Predigt des Bezirksrabbiners und zum Schlusse die rituelle Einweihung des Tempels. Damit war die kirchliche Feier, der noch ein Abendgottesdienst für die Kultusangehörigen folgte, zu Ende.
historische Ansichtskarten, um 1900 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Der Synagogenbau war vom Karlsruher Architekten Prof. Ludwig Levy konzipiert worden und verfügte über 400 Männer- und 200 Frauenplätze, letztere befanden sich - wie üblich - auf der Empore.
Gemeindliche Stellenausschreibungen aus den Jahren 1902, 1927 und 1931
Seit 1855 besaß die Jüdische Gemeinde Kaiserslautern auch einen eigenen Friedhof, der „Am Kahlenberg“ gelegen war. Zuvor waren Verstorbene auf einem Beerdigungsareal bei Mehlingen zur letzten Ruhe gebettet worden.
Juden in Kaiserlautern:
--- 1814 .......................... 13 jüdische Familien,
--- 1824 .......................... 13 “ “ (57 Pers.),
--- 1837 .......................... 32 “ “ (175 Pers.),
--- 1846/47 ....................... 210 Juden,
--- 1867 .......................... 519 “ ,
--- 1875 .......................... 656 “ ,
--- 1900 .......................... 741 “ ,
--- 1905 .......................... 779 “ ,
--- 1925 .......................... 744 “ ,
--- 1933 .......................... 648 “ (ca. 1% d. Bevölk.),
--- 1936 .......................... 477 “ ,
--- 1937 .......................... 395 “ ,
--- 1938 .......................... 295 “ ,
--- 1940 .......................... 49 “ ,
--- 1942 (April) .................. 27 " ,
--- 1945 ...................... ca. 25 “ .
Angaben aus: Karl Fücks/Michael Jäger, Synagogen der Pfälzer Juden, S. 114
Marktstraße in Kaiserslautern - historische Postkarten (Abb. aus: akpool.de)
gewerbliche Anzeigen jüdischer Betreiber von 1887 bzw. 1903:
Seit Mitte des 19.Jahrhunderts hatten die in Kaiserslautern lebenden jüdischen Familien mit ihren Gewerbetrieben eine große Bedeutung für die Wirtschaftsentwicklung der Stadt.
Zu Beginn der 1930er Jahre stellten die Juden Kaiserslauterns etwa 1% der Gesamtbevölkerung. Auch in Kaiserslautern kam es am 1. April 1933 mit dem Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte zum ersten vorläufigen Höhepunkt der NS-Ausgrenzungspolitik. Eine von der NSDAP organisierte Marschkolonne zog an dem Tag durch die Stadt; vor jedem jüdischen Geschäft wurde ein Posten mit einem Plakat gestellt, der jeden als „Volksverräter“ titulierte, der ein solches betreten wollte.
Anm.: Der Verlag der faschistischen "NSZ-Rheinfront" hatte damals ein "Verzeichnis der nichtarischen Geschäfte in Kaiserslautern" veröffentlicht, das die Namen und Anschriften von 124 Geschäften, sechs Ärzten und acht Rechtanwälten enthielt.
1936 wurden die jüdischen Kinder aus ihren bisherigen Schulen verwiesen und in einer separaten Klasse in der Röhmschule zusammengefasst; dieses Klasse existierte bis November 1938.
Bereits Monate vor der Pogromnacht musste die Synagoge geräumt werden, weil das Bauwerk - auf Anweisung der NS-Oberbürgermeisters Richard Imbt - abgetragen werden sollte; denn der als "undeutsch" geschmähte Synagogenbau stand einer geplanten „Stadtverschönerung“, dem Bau einer Paradestraße, im Wege.
aus: „Jüd. Gemeindeblatt für das Gebiet d. Rheinpfalz" vom 1.9.1938
Am 27.August 1938 fand sich die Gemeinde zu einem Abschiedsgottesdienst letztmalig in der Synagoge zusammen; so heißt es in den Erinnerungen des ehem. Rabbiners Dr. Sally Baron: „In ungewöhnlicher Zahl war die Gemeinde versammelt, schmerzerfüllt, daß sie die ihr so liebe Synagoge hergeben mußte, daß dies der letzte Gottesdienst in ihr sein müsse, den sie unter Weinen mit dem Sprechen der drei jüdischen Bekenntnissätze beschloß, und gleichsam wie das letzte Aufflackern des Lebenslichtes eines Sterbenden leuchtete das Licht der Havdalahkerze ...“
Aus einem Zeitungsbericht vom 1.9.1938:
“Abbruch” - Mit den Abbrucharbeiten der Synagoge ist am gestrigen Mittwoch begonnen worden. Zahlreiche Zuschauer wohnten dem Schauspiel bei. ... Dieser Stil fügte sich nicht in das Stadtbild ein, so daß der pompöse Bau immer als Fremdkörper empfunden wurde. Das Gebäude wurde vor kurzem von den Juden an die Stadt abgetreten. Da eine andersweitige Verwendung technisch nicht möglich war, blieb nur der Abriß.
Mitte September 1938 wurde das Gebäude gesprengt. Dieser Vorgang wurde in einem Film festgehalten und danach den Ratsmitgliedern vorgeführt, die – laut Ratsprotokoll – „ihre Befriedigung über die neue Art der Gemeinschaftsarbeit mit der Stadtverwaltung in anerkennenden Worten zum Ausdruck brachten“.
Sprengung der Synagoge im Sept. 1938 (Stadtarchiv)
(Ab 1939 wurde das Synagogengrundstück als Aufmarschplatz benutzt, während des Krieges errichtete man hier einen Luftschutzbunker.)
Der jüdischen Gemeinde wurde von der Stadtverwaltung ein Betraum im alten Zuchthaus zur Verfügung gestellt; dieser wurde in der „Reichskristallnacht“ durch Brandstiftung völlig vernichtet. Am 10.November 1938 wurden die ca. zehn jüdischen Geschäfte in Kaiserslautern zerstört; auch ein Großteil der insgesamt noch ca. 150 von Juden genutzten Wohnungen wurde erheblich verwüstet. Etwa 60 jüdische Männer zwischen 16 und 60 Jahren wurden - über die Zwischenstation Ludwigshafen - ins KZ Dachau verschleppt.
Aus den Erinnerungen des ehem. Rabbiners Dr. Sally Baron: „ ... Am Abend dieses schrecklichen Tages, an dem in Kaiserslautern alle männlichen jüdischen Personen zwischen 16 und 65 Jahren in das Konzentrationslager zu Dachau überführt wurden, kamen um 7 Uhr Abgesandte der Partei in alle jüdischen Häuser und erklärten, daß die gesamte Bevölkerung der Stadt bis Mitternacht die Pfalz zu verlassen habe. Mit Handgepäck und Rucksäcken mußten sie unter dem Gejohle des Pöbels, der auf den Straßen Spalier stand und sie verspottete, zur Bahn ziehen, denn Fuhrwerke zu benutzen war ihnen verboten, und auch sonst wagte niemand von der Bevölkerung ihnen irgendwie behilflich zu sein. ...” (aus: W.Müller/R.Paul, Es geschah vor aller Augen und in der Öffentlichkeit)
Die Stadtverwaltung begann darauf, die verlassenen Wohnungen zu räumen. Die meisten Juden kehrten bald wieder nach Kaiserslautern zurück; doch mussten sie „Judenhäuser“ beziehen, die in der Gaustraße, Steinstraße und Klosterallee standen.
Ende Oktober 1940 wurden ca. 45 Juden aus Kaiserslautern im Rahmen der sog. „Aktion Bürckel“ ins französische Internierungslager Gurs deportiert. Sie durften nur das Allernötigste mitnehmen: einen Koffer, eine Wolldecke, etwas Verpflegung, Ess- und Trinkgeschirr und bis zu 100 RM Bargeld. Von den deportierten Kaiserslauterer Juden sind insgesamt mindestens 17 aufgrund der verheerenden Lebensbedingungen im Lager Gurs oder anderen Lagern in Frankreich, in die sie von dort verschleppt wurden, gestorben.
Nur wenige, zumeist „in Mischehe“ verheiratete Juden/Jüdinnen konnten vorerst in Kaiserslautern bleiben.
Insgesamt ca. 145* gebürtige bzw. längere Zeit in der Stadt ansässig gewesene jüdische Bürger wurden Opfer der NS-Verfolgungen (*anderen Angaben zufolge sollen es mehr als 200 Personen gewesen sein).
20 Jahre nach Kriegsende weihte die kleine jüdische Gemeinschaft von Kaiserslautern ihr neues Gemeindezentrum in der Basteigasse ein.
Auf dem jüdischen Friedhof, der auf dem Gelände des Kommunalfriedhofs zwischen Donnersbergstraße und Mannheimer Straße liegt, findet man derzeit ca. 550 Grabsteine; die Mehrzahl stammt aus der Zeit von ca. 1860 bis in die 1940er Jahre. Das ca. 3.300 m² große Gelände diente auch noch in der jüngsten Vergangenheit als jüdischer Bestattungsort.
(ältere) Jüdische Begräbnisstätten in Kaiserslautern (Aufn. J. Hahn, 2009)
Doch auf Grund der völligen Belegung dieses ca. 150 Jahre genutzten Areals wurde 2009 ein neuer jüdischer Begräbnisplatz geschaffen und eingeweiht, der sich an der Mauer zur Mannheimer Straße befindet.
Vier Jahrzehnte nach dem Novemberpogrom 1938 wurde das ehemalige Synagogengelände in der Fischerstraße offiziell in „Synagogenplatz” umbenannt; ein dort errichteter Gedenkstein erinnert seitdem an die ehemals große jüdische Gemeinde Kaiserslauterns. Seit 2003 ist ein aus zwei rekonstruierten Pfeilern des Synagogengebäudes geschaffenes Mahnmal dem Gedenken an die jüdischen Opfer der NS-Diktatur gewidmet; namentlich sind hier auch die 192 aus Kaiserslautern deportierten und ermordeten jüdischen Bewohner aufgeführt.
Synagogenmahnmal (Aufn. L., 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0 und M. Ohmsen, 2012, aus: alemannia-judaica.de)
In der Synagoge der jüdischen Gemeinde in der Basteigasse wird seit 2012 mittels einer Gedenktafel an die Holocaust-Opfer Kaiserslautern erinnert.
Auf Grund einer Initiative des Instituts der Franziskanerinnen wurde 2013/2014 damit begonnen, in den Gehwegen Kaiserslauterns sog. „Stolpersteine“ zu verlegen; inzwischen zählt man ca. 190 messingfarbene Steinquader (Stand 2024), die an Opfer der NS-Gewaltherrschaft erinnern.
„Stolpersteine“ für Fam. Herze (Rudolf-Breitscheid-Str.) und den Arzt Dr. Julius Wertheimer (Aufn. aus: VIEW und swr.de)
verlegt für Fam. Sklarek in der Humboldtstraße und Fam. Schwarzschild in der Steinstraße (Aufn. K., 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
für Angehörige der Fam. Strauß, Eisenbahnstraße (Aufn. M., 2022, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
1995 kam es zu einem überraschenden Fund: Bei Tiefbauarbeiten am Altenhof wurde zufällig eine Mikwe aus dem 14. Jahrhundert entdeckt; das in den Fels geschrotete Tauchbad war in der Zeit um 1400 mit "Kulturschutt" verfüllt worden (Tauchbecken: Aufn. Stadt Kaiserslautern, aus: westpfalz-wiki). Damit ist dieses Tauchbecken das einzig bauliche Zeugnis mittelalterlicher jüdischer Historie Kaiserslauterns.
Auf Grund der Zuwanderung aus den ehemaligen GUS-Staaten setzte sich die jüdische Gemeinschaft in Kaiserslautern - Teil der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz - um die Jahrtausendwende aus ca. 300 Angehörigen zusammen; 2013 waren es mehr als doppelt so viele.
Gegenwärtig bestehen Planungen, am ehemaligen Standort der alten Synagoge ein neues Gemeindezentrum zu errichten. Das bisherige Gemeindezentrum wurde wegen Brandschutzmängeln geschlossen, so dass Zusammenkünfte gegenwärtig in wechselnden Räumlichkeiten abgehalten werden, zuletzt in der Helenenstraße. Inzwischen geht man davon aus, dass das ehemalige Gemeindehaus nach einer umfangreichen Sanierung wieder bezogen werden kann (Stand 2024).
Weitere Informationen:
Julius Küchler, Die Judengasse in Kaiserslautern, in: "Pfälzische Geschichtsblätter", No.3/1907, No. 1
Daniel Häberle, Ältere Nachrichten über die Judengemeinde in Kaiserslautern, in: "Pfälzische Geschichtsblätter", No.3/1907, No. 1
Baron Sally, Die jüdische Kultusgemeinde Kaiserslautern, in: "Bayrische Israelitische Gemeindezeitung", Jg. 1936, S. 310 ff.
Heinz Friedel, Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Kaiserslautern. Ein Beitrag zur Ortsgeschichte, Maschinenmanuskript, Kaiserslautern 1957
Luois Meyer, Die alte Synagoge in der Salzgasse, in: "Die Rheinpfalz" (Ausgabe Kaiserslautern), No. 92 vom 22.4.1959
Heinz Friedel, Die Judengasse und ihre ehemaligen Bewohner, in: "Pfälzer Sunndag - Beilage zur Pfälzischen Volkszeitung", No. 15/1959
Erich Lüth, Die Reichskristallnacht (in Kaiserslautern), in: Die Reichskristallnacht. Der Antisemitismus in der deutschen Geschichte, Bonn 1960, S. 9 - 18
Heinz Friedel, Kaiserslautern und seine mittelalterliche Judengemeinde, in: "Pfälzer Heimat", No.16/1965, S. 41 ff.
Heinz Friedel, 110 Jahre jüdischer Friedhof Kaiserslautern, in: "Die Rheinpfalz" vom 23.11.1965
Heinz Friedel, Die Juden in Kaiserslautern. Die Zuwanderung von Juden nach Kaiserslautern zu Beginn des 19.Jahrhunderts, in: "Pfälzische Heimat", No.19/1968, S. 55 f.
Karl-Heinz Debus, Die jüdische Bevölkerung im Bezirk Kaiserslautern nach der Französischen Revolution, in: "Jahrbuch zur Geschichte von Stadt u. Landkreis Kaiserslautern", Band 16/17 (1978/79), S. 165 - 170
Bernhard H. Gerlach, Die Kristallnacht in Kaiserslautern. Ausstellungskatalog Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern, Kaiserslautern 1979
Harold Hammer-Schenk, Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. u. 20.Jahrhundert, Hans Christians Verlag, Hamburg 1981, Teil 1, S. 355 und Teil 2, Abb. 256
Bernhard H. Gerlach, Die Lage der jüdischen Bevölkerung im Raum Kaiserslautern zwischen 1816 und 1840, in: "Jahrbuch zur Geschichte von Stadt u. Landkreis Kaiserslautern", Band 18/19 (1980/81), S. 269 - 288
Heinz Friedel, Die Machtergreifung 1933 in Kaiserslautern - Das Werden des Nationalsozialismus in der Westpfalz, Verlag F. Arbogast, Otterbach-Kaiserslautern 1983
Anette Bütterich/u.a., Die Judenverfolgung in Kaiserslautern während des Nationalsozialismus, dargestellt am Beispiel der Familie Wertheimer. Faschismus in Kaiserslautern - Schüler erforschen den Alltag im Nationalsozialismus. Ausstellungskatalog der VHS Kaiserslautern, Kaiserslautern 1983
Bernhard H. Gerlach, Juden in Kaiserslautern und ihre Beteiligung an der Revolution 1848/49, in: "Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern", Band 22/23 (1984/85), S. 299 - 312
Heinz Friedel, Otterberger Sandstein für Bau der Synagoge. Vor 100 Jahren errichtete die jüdische Gemeinde ihr Gotteshaus, in: "Die Rheinpfalz" vom 13.3.1986
Dunkles Kapitel der Stadtgeschichte. Sprengung der Kaiserslauterer Synagoge im Film festgehalten, in: "Die Rheinpfalz (Ausgabe Kaiserslautern)" vom 13. 5.1986
Hermann Arnold, Juden in der Pfalz - Vom Leben pfälzischer Juden, Pfälzische Verlagsanstalt, Landau 1986, S. 18 f.
Gerhard Westerburger, Juden in Kaiserslautern - Bürger seit 700 Jahren, in: "Kaiserslautern illustriert", 3/1987, No. 8
W.Müller/R.Paul, Es geschah vor aller Augen und in der Öffentlichkeit, in: "Kaiserlauterer Rundschau", No. 261/1988
Heinz Friedel, Die neuzeitliche Judengemeinde von Kaiserslautern, in: R. J. Bender (Hrg.), Pfälzische Juden und ihre Kultuseinrichtungen, Südwestdeutsche Schriften 5, Mannheim 1988, S. 61 – 90
Roland Paul, Kaiserslauterer Synagoge und ihr Schicksal vor 50 Jahren, in: "Heimatjahrbuch Kaiserslautern 1988", S. 156 - 161
Roland Paul, “Eines der beschämendsten Ereignisse der Stadtgeschichte”, in: "Die Rheinpfalz" vom 17.9.1988
Karl Fücks/Michael Jäger, Synagogen der Pfälzer Juden. Vom Untergang ihrer Gotteshäuser und Gemeinden, Hrg. Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz, Neustadt/Weinstraße 1988, S. 109 - 119
Alfred Hans Kuby (Hrg.), Juden in der Provinz - Beiträge zur Geschichte der Juden in der Pfalz zwischen Emanzipation und Vernichtung, Verlag Pfälzische Post, Neustadt a.d.Weinstraße 1989
Roland Paul, Aus ghettoartigen Häusern ins Internierungslager, in: "Die Rheinpfalz" vom 22.10.1990
Hannes Ziegler, Verfemt - Verjagt - Vernichtet . Die Verfolgung der pfälzischen Juden 1933 - 1945, in: G. Nestler/H. Ziegler (Hrg.), Die Pfalz unterm Hakenkreuz, Pfälzische Verlagsanstalt, 1993, S. 325 ff.
Gerd Rauland, Posten vor jedem jüdischen Geschäft. Reichsweite Aktion fordert in Kaiserslautern etwa 120 Opfer, in: "Die Rheinpfalz" vom 1.4.1993
Synagogen in Deutschland - Eine virtuelle Rekonstruktion. Ausstellung der TU Darmstadt, Fachgebiet CAD in der Architektur, Bonn Mai/Okt. 2000
Jüdisches Kultbad (Mikwe) Kaisersl<autern, online abrufbar unter: christen-und-juden.de
Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 197 - 202
Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 91 - 93
Manfred Erlich, 150 Jahre Jüdischer Friedhof Kaiserslautern – Festschrift der Stadt Kaiserslautern anlässlich des 150jährigen Bestehens des jüdischen Friedhofs in Kaiserslautern, Hrg. Kulturreferat der Stadt Kaiserslautern, 2008
Martin Dolch, Das alte Judenviertel in Kaiserslautern, in: "Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz", Bd. 108 (2010), S. 57 - 69
Bernhard Gerlach (Bearb.), Neues Synagogendenkmal in Kaiserslautern, online abrufbar unter: christen-und-juden.de
Kaiserslautern, in: alemannia-judaica.de (detaillierte Darstellung mit zahlreichen Dokumenten zur jüdischen Gemeindehistorie und diverse Aufnahmen vom jüdischen Friedhof)
Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz, online abrufbar unter: jkgrp.de
N.N. (Red.), Kaiserslautern: Neues Zentrum geplant, in: "Jüdische Allgemeine" vom 26.5.2014
Stadt Kaiserslautern (Hrg.), Jüdisches Ritualbad ‚Mikwe‘, online abrufbar unter: kaiserslautern.de/tourismus_freizeit_kultur/tourismus/sehenswertes/bauten_denkmaeler_brunnen/mikwe/index.html.de
Stadt Kaiserslautern (Hrg.), Stolpersteine nun auch in Kaiserslautern, online abrufbar unter: kaiserslautern.de/buerger_rathaus_politik/medienportal/pressemitteilungen/06274/
Auflistung der Stolpersteine in Kaiserslautern, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Kaiserslautern
www.swr.de/swr2/stolpersteine/orte/akustische-stolpersteine-kaiserslautern
Jens Vollmer (Red.), Gegen das Vergessen - Verlegung weiterer 19 Stolpersteine in Kaiserslautern, in: „Wochenblatt Kaiserslautern“ vom 24.10.2018
N.N. (Red.), Kaiserslautern. Treffen wegen jüdischem Gemeindehaus, aus: swr.de vom 3.12.2019
Ralf Vester (Red.), Weitere Stolpersteine in Kaiserslautern. Verlegung am 5. Februar, in: „Wochenblatt“ vom 17.1.2020
Joachim Schwitalla (Red.), 17 weitere Stolpersteine erinnern an NS-Opfer, in: „Die Rheinpfalz“ vom 10.9.2021
SWR-Aktuell (Red.), Holocaust-Überlebende aus Kaiserslautern verstorben. Erna de Vries wurde 98 Jahre alt, in: swr.de vom 26.10.2021
Ralf Vester (Red.), Verlegung weiterer Stolpersteine - 13 Steine an vier verschiiedenen Orten im Stadtgebiet, in: „Wochenblatt Kaiserslautern“ vom 27.9.2022
Ramon Mebrahtu (Red.), Diese Stolpersteine erinnern an verfolgte Menschen, in: „SWR – Das Ding“ vom 11.10.2022
Joachim Schwitalla (Red.), 13 weitere Stolpersteine für Kaiserslautern, in: „Die Rheinpfalz“ vom 24.9.2024
Barbara Scheifele (Red.), Kaiserslautern. Der neue jüdische Friedhof, in: „Die Rheinpfalz“ vom 5.11.2024