Kalisch (Südpreußen)
Karte von Posen (Ausschnitt 'Kreis Ostrowo' mit Kalisch am oberen rechten Kartenrand, hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Kalisz rot markiert, Y. 2006, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
* Die Provinz Südpreußen entstand durch die Teilungen Polens (1793 bzw. 1795) und bestand bis 1807 nach der Niederlage Preußens durch Napoleon.
Kalisch ist eine Stadt mit sehr wechselvoller Geschichte: Es war die erste urkundlich erwähnte Stadt auf dem Gebiet des heutigen Polen; ab 1793 war sie für wenige Jahre preußisch - deutsche Siedler aus der Mark Brandenburg und Niederschlesien machten sich hier ansässig. Ab 1815 gehörte die Stadt zum russischen ‘Kongresspolen’; Kalisz ist heute eine polnische Kreisstadt mit derzeit ca. 100.000 Einwohnern im Verwaltungsbezirk Großpolen.
Erste Hinweise über den Aufenthalt von Juden in Kalisch stammen aus dem 12.Jahrhundert. Seit dem 13.Jahrhundert verfügten die hiesigen Juden über einen auf einem Hügel gelegenen eigenen Friedhof; dieses Areal hatten sie der Stadt abgekauft, indem sie als Gegenleistung Gewürze lieferten; die Art der Bezahlung lässt auf gewissen Reichtum und weitreichende Handelskontakte der damals in Kalisch lebenden Juden schließen. Ein 1264 von Boleslaw dem Frommen erteiltes königliches Privileg garantierte den jüdischen Familien in Kalisch Sicherheit, freien Handel und Glaubensfreiheit; sogar eine eigenständige Rechtsprechung in innerjüdischen Belangen wurde ihnen zugestanden. Dessen Nachfolger Kasimir d. Gr. baute die jüdischen Privilegien 1334 sogar noch aus; seine Zeitgenossen nannten ihn den „König der Leibeigenen und der Juden“. Obwohl die Juden in Polen während Kasimirs Herrschaft meist angstfrei leben konnten, waren auch sie von den Pestverfolgungen 1348/1349 betroffen; zu Pogromen kam es auch in Kalisch und anderen Städten entlang der deutschen Grenze, bei denen schätzungsweise 10.000 Juden getötet wurden.
Das Wohngebiet der Juden in Kalisch befand sich entlang eines Teils der Stadtmauer. Seit dem 14.Jahrhundert ist die Existenz einer Synagoge belegt.
In den folgenden Jahrhunderten war die wirtschaftliche Situation der Juden Kalischs sehr unterschiedlich; so sollen sich seit dem 16.Jahrhundert deren Lebensverhältnisse deutlich verschlechtert, seit dem 18.Jahrhundert aber wieder verbessert haben; Handel und Handwerk prägten damals das Wirtschaftsleben der zahlreichen Juden in Kalisch. 1792 legte ein Großbrand den jüdischen Teil der Stadt in Schutt und Asche; wenig später erstand dieser aber wieder zu neuem Glanze.
Typische Bekleidung von Juden im 17./18.Jahrh. in Polen
Als die Region im Zuge der 2.polnischen Teilung von Preußen annektiert wurde, hatten die Juden einen Anteil von ca. 40 Prozent an der Kalischer Gesamtbevölkerung. Sie beherrschten den Textilhandel und stellten etwa die Hälfte der Handwerker in der Stadt. Etwa ein Jahrhundert lang (von 1815 bis 1914) stand dann Kalisch unter russischer Herrschaft.
Auf Grund ihrer starken ökonomischen Stellung waren die Kalischer Juden für die christlichen Geschäftsleute eine unliebsame Konkurrenz; mit Hilfe der russischen Behörden setzten sie durch, dass ein besonderes Viertel im Nordosten der Stadt geschaffen wurde (1827), in dem die Juden zu leben bzw. dort ihre Geschäfte zu betreiben hatten. Mit dem Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz war eine starke industrielle Entwicklung verbunden, die sich besonders auf textile Produkte (Wollwaren u. Spitze) spezialisiert hatte und die vielen Juden – sei es als Industrielle, Zwischenhändler oder Fabrikarbeiter – deren Lebensgrundlage bildete. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besaßen die Juden 32 der ca. 70 Fabriken in der Stadt; die Juden mehr als die Hälfte der hiesigen Klöppler aus. Der Großteil der Juden in Kalisch/Kalisz gehörte zur sozialen Unterschicht (arme Arbeiter/Handwerker).
Im Jahr 1881 vertrieben die russischen Behörden alle diejenigen jüdischen Bewohner aus der Stadt, die keine russische Staatsbürgerschaft besaßen.
Mitte des 19.Jahrhunderts wurde Kalisch/Kalisz von mehreren Naturkatastrophen heimgesucht, so 1848 von einer Typhus-Epidemie; vier Jahre später brach im überbelegten jüdischen Viertel eine Cholera-Epidemie aus, die sich schnell ausbreitete. 1852 zerstörte auch erneut ein Großbrand das Judenviertel, dabei wurde die alte Synagoge vernichtet. Es wurde zwar bald ein neues Bauwerk errichtet, doch soll dieses bei weitem nicht die Pracht des alten besessen haben.
Die "Große Synagoge" in Kalisch um 1940 (aus: wikipedia.org, CCO)
Gegen Ende des 18.Jahrhundert hatte die Judenschaft weit außerhalb der Stadt ihren ersten (neuzeitlichen) Friedhof angelegt, der bis zu seiner Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges erhalten blieb; allerdings hatten in den Jahrzehnten zuvor hier kaum Begräbnisse mehr stattgefunden, da das Areal belegt war. Denn inzwischen - gegen Ende des 19.Jahrhunderts - war ein neues Friedhofsgelände in Nutzung genommen worden; dieses blieb zwar während der NS-Zeit nahezu erhalten, wurde aber in den Nachkriegsjahrzehnten Ziel von Zerstörung.
Juden in Kalisch/Kalisz:
--- 1804 ........................ ca. 2.100 Juden (ca. 30% d. Bevölk.),
--- 1897 ........................ ca. 7.600 “ (ca. 37% d. Bevölk.),
--- 1908 ........................ ca. 14.000 “ (ca. 36% d. Bevölk.),
--- 1913 ........................ ca. 16.000 “ (ca. 25% d. Bevölk.),
--- 1930 ........................ ca. 15.300 " ,
--- 1934 ........................ ca. 20.000 " ,
--- 1939 ........................ ca. 20.000 “ (ca. 50% d. Bevölk.),
--- 1940 (Jan.) ..................... 612 “ ,
--- 1941 ............................ 200 " .
Angaben aus: Angaben des Magistrats von Kalisz
Blick auf Kalisch - Graphik erstellt 1915 (aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Als sich Anfang der 1860er Jahre die polnische Befreiungsbewegung entwickelte, solidarisierte sich die jüdische Gemeinde von Kalisch/Kalisz mit deren nationalen Zielen; gemeinsame Gottesdienste von Katholiken und Juden unterstrichen diese Haltung.
In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts war eine deutliche Assimilierung von Teilen der Judenschaft, vor allem der Intelligenz und reichen Kaufmannschaft, festzustellen, was allerdings bei den orthodox ausgerichteten Glaubensgenossen wenig Verständnis fand. Ausdruck einer liberaleren Auffassung ihres Glaubens war auch die Eröffnung einer eigenen Synagoge außerhalb des Wohnbezirks, in der Kurzen Straße, im Jahre 1911.
"Neue Synagoge" in Kalisch/Kalisz (hist. Aufn., aus: commons.wikimedia.org, CCO)
Neben den beiden großen Synagogen existierten in Kalisch/Kalisz zudem noch ca. 40 kleine Gebetsstuben.
Postkarten von 1905 bzw. um 1910 (aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)
Im Jahre 1878 kam es in Kalisch zu antijüdischen gewaltsamen Ausschreitungen; ein auch aus den Nachbardörfern kommender Mob verwüstete die Synagoge, das Haus des Rabbiners, das jüdische Krankenhaus und vergriff sich am Eigentum jüdischer Bewohner. Mehrere Personen wurden verletzt, drei Kinder sogar getötet. Nur durch den Einsatz von Militär konnte den Gewalttätigkeiten Einhalt geboten werden.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die multinational-geprägte Stadt von deutscher Artillerie fast dem Erdboden gleichgemacht; nur einige wenige Gebäude blieben unversehrt, so auch die "Große Synagoge".
Ruinen und unzerstörte Synagoge (Aufn. 1914, aus: wikipedia.org, CCO)
In der Zwischenkriegszeit verfügte die jüdische Gemeinde über sechs Grundschulen, eine 1916 errichtete Mittelschule und ein Gymnasium, wobei diese Bildungseinrichtungen unterschiedlichen politischen Richtungen zugeordnet werden konnten.
Besondere Aktivitäten gingen in den 1920/30er Jahren von der zionistischen Jugendbewegung aus, die politisch vom linken (Borochov-Bewegung/Kommunisten) bis zum rechten (Betar-Bewegung/Fundamentalisten) Spektrum reichte.
In den 1930er Jahren war ein verstärkter Antisemitismus in der Region zu verzeichnen, der – unterstützt von der hiesigen Lokalpresse - besonders jüdischen Kleinhändler und Hausierern das Leben erschwerte (u.a. Überfälle jugendlicher Banden). Auch offizielle Einschränkungen im Wirtschaftsbereich mussten nun Juden auf sich nehmen; so wurde z.B. 1937 den jüdischen Händlern ein abgetrennter Marktbereich zugewiesen.
Die deutschen Besetzung (1939) besiegelte dann das Ende der jüdischen Gemeinde von Kalisch/Kalisz - damals zweitgrößte im Warthegau. Bereits in den ersten Wochen unter deutscher Militärverwaltung drängten die deutschen Behörden die Kalischer Juden fast vollständig aus dem Wirtschaftsleben; meist übernahmen einheimische Volksdeutsche die jüdischen Geschäfte.
Mitte November 1939 ordnete Friedrich Uebelhoer, der Regierungspräsident in Kalisch, an, dass in seinem Verwaltungsbereich die jüdische Bevölkerung gelbe Armbinden zu tragen habe.
V E R O R D N U N G
vom 14. November 1939
Erhebliche durch die Juden verursachte Mißstände im öffentlichen Leben des Verwaltungsbereichs des Regierungspräsidenten zu Kalisch veranlassen mich, für den Verwaltungsbereich des Regierungspräsidenten zu Kalisch folgendes zu bestimmen:
§ 1 Als besonderes Kennzeichen tragen Juden ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht am rechten Oberarm unmittelbar unter der Achselhöhle eine 10 cm breite Armbinde in juden-gelber Farbe.
§ 2 Juden dürfen im Verwaltungsbereich des Regierungspräsidenten zu Kalisch in der Zeit von 17 - 8 Uhr ihre Wohnung ohne meine besondere Genehmigung nicht verlassen.
§ 3 Zuwiderhandlungen gegen diese Verordnung werden mit dem Tode bestraft. Bei Vorliegen mildernder Umstände kann auf Geldstrafe in unbeschränkter Höhe oder Gefängnis, allein oder in Verbindung miteinander, erkannt werden.
§ 4 Diese Verordnung tritt bis auf die Bestimmung in § 1 sofort, § 1 vom 18. November 1939 ab in Kraft.
Lodz, den 14. November 1939. Der Regierungspräsident zu Kalisch
U e b e l h o e r
Ein Jahr nach der Errichtung eines Ghettos wurde dieses wieder aufgelöst und die meisten Juden nach Warschau, aber auch nach Lodz (Litzmannstadt), verbracht; die wenigen noch in Kalisch verbliebenen Juden wurden in einem nahegelegenen Arbeitslager in Kozminek kaserniert. Von hier aus wurden im Laufe des Jahres 1940 mehrere hundert nicht mehr arbeitsfähige Juden in mehreren Transporten mit unbekannten Ziel deportiert.
'Kalisch judenfrei" (Abb. von 1940, aus: wikipedia.org, CCO)
Gleichzeitig wurde eine konsequente „Germanisierungspolitik“ umgesetzt: Alle polnischen Einwohner hatten die Stadtmitte zu verlassen, um Platz für deutsche Neusiedler zu machen. Zwischen 1942 und 1944 wurden etwa 30.000 polnische Bewohner deportiert.
Unmittelbar nach Ende des Krieges wurde in Kalisz ein „Jüdisches Komitee“ eingerichtet, das Überlebenden half, ihre Angehörigen zu finden. 1945/1946 sollen sich in der Stadt zeitweilig mehr als 1.000 jüdische Personen aufgehalten haben.
In den Nachkriegsjahren lebten dann etwa 100 jüdische Bewohner dauerhaft in der Stadt.
Der im 19.Jahrhundert angelegte jüdische Friedhof im Stadtteil Widok ist heute die einzige Begräbnisstätte, die noch erhalten ist. Der unweit der Stadtmitte gelegene älteste Friedhof mit seinen teilweise aus dem Mittelalter stammenden Gräbern war von den deutschen Besatzern zerstört worden; die Grabsteine wurden zu Uferbefestigungen zweckentfremdet. Inzwischen wurden einige aus dem Mittelalter stammende Grabsteine wieder aufgefunden, die auf dem neuen Friedhof einen Platz fanden.
Aufgang zum Friedhof - wiederaufgefundene Grabsteine (Aufn. Filo, 2011, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)
wieder aufgerichtete Steine (Aufn. , 2009. aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)
Modell der ehem. Synagoge (Abb. F., 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
In Kalisch wurde 1641 Sabbatai Ben Josef - auch Josef von Prag genannt - geboren, der als Gelehrter, Schriftsteller und Verleger in Polen, Böhmen, Schlesien und Holland wirkte. In Prag wurde er zum Talmud-Gelehrten ausgebildet. In den folgenden Jahren führten ihn seine Wege bis nach Amsterdam, dem damaligen intellektuellen Zentrum des europäischen Judentums. Mit einer Bibelübersetzung ins Jiddische und der Veröffentlichung einer großen Bibliographie („Sifte jaschanim“ – „Münder der Schlafenden“) machte er sich einen Namen. Eine andere bekannte Publikation war sein Reiseführer für jüdische Reisende und Kaufleute. Seit 1687 führte er eine jüdische Druckerei im schlesischen Dyhernfurth, die bis um 1750 bestand. Sabbatai verstarb um 1715 in Krotoschin.
In Grabow (poln. Grabów nad Prosna, derzeit ca. 2.000 Einw.) – ca. 25 Kilometer südlich von Kalisch – ließen sich im Laufe des 16.Jahrhundert wenige jüdische Familien nieder; um 1775 lebten in der Region ca. 45 Juden. Um 1860 weihte die kleine jüdische Gemeinde ein neues Synagogengebäude ein, das einen maroden Vorgängerbau ersetzte. Bereits ein halbes Jahrhundert zuvor war ein eigenes Bestattungsgelände angelegt worden; zuvor waren Verstorbene auf dem jüdischen Friedhof in Kempen beerdigt worden. Handel, Handwerk und Kleinindustrie waren die Lebensgrundlagen der hiesigen jüdischen Bevölkerung. Um 1900 erreichte die Zahl der Gemeindeangehörigen mit ca. 180 Personen ihren Höchststand; 20 Jahre später waren es nur noch ca. 60; denn nach dem Ersten Weltkrieg verließ der Großteil der Juden das Städtchen und übersiedelte auf deutsches Staatsgebiet. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges lebten in Grabow noch etwa 40 jüdische Bewohner. Nach der deutschen Okkupation (1939) wurden diese in ein Ghetto nach Zentralpolen deportiert; hier verlieren sich ihre Spuren. Das Synagogengebäude blieb unzerstört und wurde andersweitiger Nutzung zugeführt; so diente es zeitweilig als Laden und auch als Kinoraum; gegenwärtig ist es dem Verfall preisgegeben. Vom einstigen jüdischen Friedhof sind nur noch ein paar spärliche Relikte vorhanden; ansonsten hat die Vegetation das Areal völlig überwuchert.
Ehem. jüdisches Begräbnisgelände (Aufn. aus: kirkuty.xip.pl)
In Mixstadt (poln. Mikstat, derzeit ca. 2.700 Einw.) - südlich von Kalisch gelegen - gab es eine jüdische Gemeinde, die in den 1870er Jahren etwa 150 Angehörige besaß; damals war jeder zehnte Einwohner von Mixstadt mosaischen Glaubens. Nach dem Ersten Weltkrieg lebten hier nur noch ca. 60 jüdische Personen. Noch Anfang des 20.Jahrhunderts hatte die hiesige Gemeinde eine neue Synagoge erbauen lassen. Die Begräbnisstätte der Mixstadter Juden war in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts angelegt worden; heute erinnern kaum noch Spuren an den im Zweiten Weltkrieg zerstörten Friedhof. Die wenigen im Ort verbliebenen Juden wurden 1939 in ein Ghetto im "Generalgouvernement" deportiert; ihre Schicksale sind ungeklärt.
Synagoge von Mixstadt (Aufn. um 1920)
In Turek (poln. Turek, derzeit ca. 27.000 Einw.) – ca. 40 Kilometer nordöstlich von Kalisch – lässt sich jüdische Ansässigkeit bis ins ausgehende 18.Jahrhundert zurückverfolgen. In den Jahrzehnten nach 1820 nahm die jüdische Bevölkerung sprunghaft zu und erreichte gegen Ende der 1860er Jahre mehr als 1.000 Personen; 30 Jahre später hatte sich deren Zahl in etwa verdoppelt und machte ein Viertel der gesamten Bevölkerung von Turek aus. Die expandierende Gemeinde ließ Ende der 1850er Jahre eine Synagoge errichten. Jahrzehnte zuvor war bereits ein Friedhof angelegt worden
Synagoge in Turek (um 1920)
Als deutsche Truppen 1939 Turek besetzten, lebten in der Stadt etwa 2.300 jüdische Bewohner; diese wurden alsbald aus dem hier eingerichteten Ghetto weiter nach Osten deportiert, von hier dann ins Vernichtungslager Chelmno. Vom ehemaligen jüdischen Friedhof, der derzeit einen recht gepflegten Eindruck macht, sind noch eine Reihe Grabsteine erhalten geblieben.
Jüdischer Friedhof in Turek (aus: Présentation du cimetière juif de Turek, aus: shabbat.goy.com)
vgl. Turek (Südpreußen)
Im 18.Jahrhundert lässt sich die ältest bekannte jüdische Ansässigkeit in Schwarzau (poln. Blaszki, derzeit ca. 2.100 Einw.) – südöstlich von Kalisch - nachweisen. In dem seit 1815 zu Kongress-Polen gehörenden Ort ließen sich im Laufe des 19.Jahrhundert viele jüdische Familien nieder; noch Anfang der 1920er Jahre machte der jüdische Bevölkerungsteil ca. 50% der Einwohnerschaft aus. 1890 ersetzte ein massiver Synagogenbau ein aus Holz gefertigtes Bethaus. Wenige Monate nach Kriegsbeginn wurden die jüdischen Einwohner größtenteils in die Region Lodz/Warschau „umgesiedelt“; 1942 erfolgte von hier ihr Abtransport in die Vernichtungslager.
Die noch in Blaszki erhaltenen gebliebenen Grabsteine wurden nach Kalisz verbracht und dort auf dem jüdischen Friedhof wieder aufgestellt.
In Stawiszyn (poln. Stawiszyn, derzeit 1.500 Einw.), 1943/1945 Stavensheim – einer kleinen Ortschaft nördlich von Kalisch – bestand die dort lebende Bevölkerung im 19.Jahrhundert zu etwa einem Drittel aus Juden. Nach ihrer „Aussiedlung“ aus dem „Wartheland“ (Ende 1940) endete zwei Jahre später für die meisten ihr Lebensweg im Vernichtungslager Chelmno.
Weitere Informationen:
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol.1, S. 449 (Grabow nad Prosna) - Vol.2, S. 586/587 (Kalisz), und 822 (Mikstat) - Vol. 3, S. 1348 (Turek)
Michael Alberti, Die Verfolgung und Vernichtung der Juden im Reichsgau Wartheland 1939 - 1945, hrg. vom Deutschen Historischen Institut Warschau, Quellen und Studien, Band 17, Wiesbaden 2006
Angaben des Magistrats der Stadt Kalisz
Jewish Families from Kalisz, Poland, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-from-Kalisz-Poland/33049
United States Holocaust Memorial Washington, DC (Bearb.), History of the jewish community in Kalisz: 12th century to World War I, online abrufbar unter: encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/history-of-the-jewish-community-in-kalisz-12th-century-to-world-war-I
United States Holocaust Memorial Washington, DC (Bearb.), Jewish community of Kalisz in the interwar years, online abrufbar unter: encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/jewish-community-of-kalisz-in-the-interwar-years
Jüdische Friedhöfe in Kalisz, in: iajgsjewishcemeteryproject.org/poland/kalisz-i-a-ii.html
diverse Angaben aus: sztetl.org.pl
diverse Angaben aus: kirkuty.xip.pl
Présentation du cimetière juif de Turek (Jüdischer Friedhof in Turek), aus: shabbat-goy.com