Königsberg/Eger (Böhmen)

Kynšperk nad Ohří - Současnost obce Bildergebnis für egerland cheb landkarte Unterhalb einer Burg wurde im 13.Jahrhundert eine Marktsiedlung angelegt, die seit 1384 mit Stadtrechten ausgestattet war: Königsberg a.d. Eger ist das heutige tsch. Kynšperk nad Ohří mit derzeit knapp 5.000 Einwohnern - etwa zwölf Kilometer nordöstlich von Eger/Cheb gelegen (Kartenskizzen 'Tschechien' Kynšperk nad Ohří rot markiert  und  'Region Egerland' ohne Eintrag von Königsberg, Abb. aus: egerlandmuseum.de).

20677-Königsberg a. d. Eger-1917-Blick auf Königsberg-Brück & Sohn Kunstverlag.jpgAnsicht von Königsberg/Eger, um 1915 (Abb. aus: commons.wikimedia.org, CCO)

 

Früheste Hinweise auf Ansiedlungen von Juden in Königsberg stammen aus der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts, als vertriebene Juden aus dem nahen Eger sich hier niederließen. In dieser Zeit wurde vermutlich auch eine Begräbnisstätte angelegt; ein eindeutiger Beleg für die Existenz eines jüdischen Friedhofs auf dem Gelände des alten Schlosses findet sich allerdings erst im 17.Jahrhundert. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges wohnten im Ort sechs Familien mosaischen Glaubens. Die jüdischen Bewohner lebten in den folgenden Jahrhunderten unter verschiedenen Stadtherrschaften, denen sie abgabenpflichtig waren. Ob es zwischenzeitlich zu Vertreibungen gekommen ist, kann nicht eindeutig belegt werden. Ihren numerischen Zenit erreichte die jüdische Gemeinde mit 160 Personen gegen Mitte des 19.Jahrhunderts. Nach 1860 begannen jüdische Familien in größere Städte abzuwandern, die ihnen bessere wirtschaftliche Perspektiven boten. Um 1880 besaß die Gemeinde noch knapp 120 Angehörige (in 18 Familien).

20671-Königsberg a. d. Eger-1917-Lenkenstraße-Brück & Sohn Kunstverlag.jpg 20673-Königsberg a. d. Eger-1917-Marktplatz-Brück & Sohn Kunstverlag.jpg

Historische Ansichtskarten von ca. 1915: Lenkenstraße und Marktplatz in Königsberg/Eger (Aufn. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Der letzte Rabiner der Gemeinde war der seit 1888 amtierende Jacob Beer. Bis Ende der 1920er Jahre wurde die alte, 1803 erbaute hölzerne Synagoge genutzt; danach befand sich die kleine Gemeinde in Auflösung. Anfang der 1930er Jahre lebten in der Stadt nur noch sehr wenige jüdische Familien, insgesamt kaum 30 Personen. Sie waren inzwischen der Kultusgemeinde von Eger angeschlossen.

Während des Novemberpogroms von 1938 wurde der jüdische Friedhof schwer beschädigt, das unbenutzte Synagogengebäude in Brand gesetzt, die Inneneinrichtung völlig zerstört.

            Brennende Synagoge (Aufn. Nov. 1938, aus: holocaust.cz)

 

An die jüdische Vergangenheit Königsbergs erinnert heute noch ein einziges Gebäude.

                              

Ehemaliges jüdisches Wohnhaus in Königsberg/Eger (Aufn. Vanessa Hünkemeier, 2007 und rechts: Aufn. 2005)

Vom alten jüdischen Friedhof sind noch ca. 170 Grabsteine bzw- relikte erhalten geblieben, der älteste Stein datiert von 1605; die meisten Grabsteine waren während der NS-Zeit zerschlagen bzw. abgeräumt worden. Die letzte Bestattung - das Begräbnis des Malers und Grafikers Fritz Lederer - fand im Jahre 1949 statt, danach verwahrloste das Friedhofsgelände. Seit 2005 versuchte man seitens der Kommune, zumindest einige Grabsteine zu restaurieren.

Židovský hřbitov v Kynšperku (2).jpgEingangspforte (Aufn. L. Ferenc 2017, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

Teilansichten des jüdischen Friedhofs am Schlossberg (Aufn. Str., 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 Aus dem böhmischen Königsberg stammte der 1878 geborene Maler und Graphiker Fritz Lederer, der viele Kunstwerke schuf; besonderes zahlreich sind Gemälde, die sich mit Themen aus seiner böhmischen Heimat befassen; aber auch als Portraitmaler machte sich Lederer einen Namen. Ab den 1930er Jahren lebte er in Prag; von hier aus wurde er im Sommer 1944 mit einem Transport ins Theresienstädter Ghetto verfrachtet. Fritz Lederer überlebte die NS-Zeit; vier Jahre nach Kriegsende starb er im Alter von 71 Jahren in Cheb; seine letzte Ruhe fand er auf dem jüdischen Friedhof seines Geburtsortes. Über seinen Aufenthalt im Ghetto Theresienstadt hat Fritz Lederer eine Serie von 24 Holzschnitten gefertigt.

In mehreren Ausstellungen der letzten Jahre wurden die Werke Fritz Lederers der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 

 

 

Weitere Informationen:

Karl Lederer (Bearb.), Geschichte der Juden in Königsberg a.d. Eger, in: Hugo Gold (Hrg.), Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart I, Brünn/Prag 1934, S. 314 - 318

Jan Herman, Jewish Cemeteries in Bohemia and Moravia, o.O. 1980

B.Rozkošná/P.Jakubec, Jüdische Sehenswürdigkeiten in Böhmen, o.O.o.J.

Pavel Frýda, Kynšperská jüdischen Gemeinde und Synagoge, in: zanikleobce.cz

Jewish families from Kynšperk nad Ohří (Königsberg an der Eger), Bohemia, Czech Republic, online abrufbar unter. geni.com/projects/Jewish-families-from-Kyn

The Jewish community of Kynšperk nad Ohři, Hrg. Beit Hatfutsot - The Jewish Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.anumuseum.org.il/skn/en