Langendernbach (Hessen)
Langendernbach ist heute ein Ortsteil von Dornburg/Westerwald im Landkreis Limburg-Weilburg (Kartenskizze 'Landkreis Limburg-Weilburg', TUBS 2009, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
In Langendernbach und Frickhofen bestanden zwei kleine, in enger Verbindung stehende jüdische Gemeinden.
In Langendernbach lebten zu keiner Zeit mehr als 70 Juden. Bis gegen Ende des 19.Jahrhunderts gehörten die Juden des Dorfes der Kultusgemeinde Ellar an; nach ihrer Abspaltung bildeten sie eine autonome Gemeinde; bereits seit Jahrzehnten hatten sie Gottesdienste in einem eigenen Synagogenraum abgehalten; ihr Betsaal befand sich in einem Gebäude „An der Ackerhohl“, in der heutigen Ackerstraße.
Verstorbene Langendernbacher Juden wurden über viele Jahrzehnte hinweg auf dem jüdischen Friedhof in Ellar beigesetzt. Nach der Abspaltung von der Kultusgemeinde Ellar wurde 1915/1920 ein eigenes Begräbnisareal zwischen Langendernbach und Frickhofen angelegt.
Langendernbach war ab Anfang der 1930er Jahre als Filialgemeinde der Kultusgemeinde Hadamar angeschlossen gewesen sein.
Juden in Langendernbach:
--- 1723 ......................... 2 jüdische Familien,
--- 1843 ......................... 33 Juden (in 4 Familien),
--- 1870 ......................... 70 “ (in 19 Familien),
--- 1905 ......................... 44 “ ,
--- 1932 ......................... 28 “ ,
--- 1938 ......................... 18 “ ,
--- 1942 (Sept.) ................. keine “ .
Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 471
Die jüdischen Familien in Langendernbach betrieben vor allem Viehhandel; sie lebten in sehr einfachen Verhältnissen. Über das Schicksal der knapp 30 Juden, die zu Beginn der NS-Herrschaft in Langendernbach lebten, ist wenig bekannt. Noch im November 1938 hatten im Dorf 18 Juden gewohnt; kurz danach sollen sie sich hier „abgemeldet“ haben. Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind nachweislich 26 gebürtige bzw. länger am Ort lebende Juden Opfer der Shoa geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/frickhofen_synagoge.htm).
Das Synagogengebäude an der Ackerstraße blieb während des Novemberpogroms von Zerstörungen verschont; in den 1950er Jahren soll es abgerissen worden sein.
Der kleine jüdische Friedhof, der in der NS-Zeit schwer geschändet worden war, wurde auf private Initiative wieder hergerichtet; es wurden neue Grabplatten gesetzt.
Blick auf das Friedhofsgelände - Reste zerstörter Grabstätten (Aufn. J. Hahn, 2009)
Auf dem Gelände befindet sich ein Denkmal mit der Inschrift:
Den Toten zum Gedenken - den Lebenden zur Mahnung.
Den jüdischen Bürgern der Gemeinden Frickhofen und Langendernbach,
die den Tod durch Verfolgung gefunden haben.
[vgl. Frickhofen und Ellar (Hessen)]
Weitere Informationen:
Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 1, S. 471
Thea Altaras, Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945?, Königstein i. Ts. 1988, S. 96
Peter-Josef Mink, Das Leben der Juden in Langendernbach von den Anfängen bis zur Zeit des Nationalsozialismus, in: "Nassauische Annalen", 110/1999, S. 265 f.
Peter-Josef Mink, Das Leben der Juden in Langendernbach: von den Anfängen bis zur Zeit des Nationalsozialismus, Hrg. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Limburg 2003
Frickhofen und Langendernbach, in: alemannia-judaica.de
Jüdischer Friedhof Langendernbach”, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital