Laudenbach (Baden-Württemberg)
Das Dorf Laudenbach ist seit seiner Eingemeindung (1974) ein Ortsteil der Stadt Weikersheim im Main-Tauber-Kreis - ca. zwölf Kilometer östlich von Bad Mergentheim gelegen (Kartenskizze 'Main-Tauber-Kreis', F. Paul 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 und Ausschnitt einer topografischen Karte, kj. 2007, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).
Im württembergischen Dorfe Laudenbach, das seit der Zeit des Dreißigjährigen Krieges den Grafen von Hatzfeld gehörte, sollen bereits zu Beginn des 14.Jahrhunderts Juden gelebt haben. Urkundliche Belege für Ansiedlungen von Juden stammen dann erst wieder aus dem 18.Jahrhundert; ein Generalschutzbrief des Grafen Franz von Hatzfeld und Gleichen von 1714 garantierte den Juden in den Ämtern Niederstetten und Laudenbach, „dass diesen gesamten jetzigen und künftigen Juden, eine Synagog zu halten und einen Rabbiner, Vorsänger und Schulmeister anzunehmen und zu ihren jüdischen Zeremonien zu gebrauchen wie in Prag, Frankfurt und sonst im Römischen Reich bevor ab im Lande Franken üblich und Herkommens ist, gnädig erlaubt ...“ ist. Ob bereits zu diesem Zeitpunkt in Laudenbach ein Betraum eingerichtet wurde, ist fraglich; als gesichert gilt aber die Existenz einer „Judenschule“ um 1750.
Die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Laudenbachs - Löb Samuel und Isac Moses beantragten am 4. Juli 1797 bei der „Hochfürstlichen Landesregierung in Würzburg” den Bau eines neuen Bethauses; demnach war die alte Synagoge vom Einsturz bedroht, ein Neubau unumgänglich. Dem Antrag wurde stattgegeben; doch die christliche Gemeinde war nicht ohne weiteres mit dem Bau einverstanden. Dieser wurde nur unter dem Vorbehalt genehmigt, dass er nicht in der Nähe der Kirche, des Pfarrhauses, der Hauptstraße oder sonst einer Straße stand, an der gewöhnlich Prozessionen vorbeigingen. Außerdem dürfte die „Judenschule“ nicht das Aussehen einer Kirche haben. Der Bau der neuen Laudenbacher Synagoge - ein aus Natursteinen ausgemauertes Fachwerkgebäude - konnte dann 1799/1800 ausgeführt werden. Im Parterre befand sich der Betsaal der Männer; über eine Treppe gelangten die Frauen auf die für sie bestimmte Empore.
Synagogengebäude (hist. Aufn. um 1930)
Eine an die Synagoge angebaute eigene Elementarschule bestand von den 1830er Jahren bis zur Jahrhundertwende.
Wurden anfänglich verstorbene Laudenbacher Juden auf dem jüdischen Friedhof in Unterbalbach beerdigt, stand ihnen ab 1729 die Beerdigungsstätte in Weikersheim zur Verfügung.
Juden in Laudenbach (Württ.):
--- 1747 ........................... 43 Juden,
--- 1807/12 ........................ 74 “ ,
--- 1824 ........................... 105 “ ,
--- 1843 ........................... 138 “ ,
--- 1858 ........................... 158 “ ,
--- 1869 ........................... 135 “ ,
--- 1889 ........................... 124 “ ,
--- 1900 ........................... 89 “ (ca. 10% d. Bevölk.),
--- 1910 ........................... 57 “ ,
--- 1933 ........................... 13 “ ,
--- 1940 ........................... 6 “ .
Angaben aus: Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg u. Hohenzollern. Denkmale, ..., S. 115
Auf Grund der in den 1860er Jahren einsetzenden Abwanderung schrumpfte die Zahl der Gemeindeangehörigen zusehends (siehe: Statistik).
zwei Lehrstellengesuche (1879/1884)
Die wenigen Juden, die Anfang der 1930er Jahre noch in Laudenbach lebten, bestritten ihren Lebensunterhalt vom Viehhandel und vom Textilgewerbe. Nach der NS-Machtübernahme soll sich das gute Verhältnis zwischen christlichen und jüdischen Bewohnern auf Druck des NSDAP-Ortsgruppenleiters verschlechtert haben.
Beim Novemberpogrom von 1938 zerstörten „unbekannte“ Täter die Inneneinrichtung des Synagogengebäudes. Ein Jahr später wurde die jüdische Gemeinde offiziell aufgelöst. 1941/1942 erfolgte die Deportation der noch verbliebenen Juden nach Riga bzw. nach Theresienstadt.
27 gebürtige bzw. länger im Ort ansässig gewesene Juden Laudenbachs fielen nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." der "Endlösung" zum Opfer (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/laudenbach_synagoge.htm).
Seit 1998 erinnert eine Gedenktafel an die ehemalige Synagoge.(Aufn. J. Hahn, 2003)
[vgl. Weikersheim (Baden-Württemberg)]
Hinweise:
Im kurpfälzischen Laudenbach gab es vom Ende des 17.Jahrhunderts eine kleine israelitische Gemeinschaft, die sich nur aus wenigen Familien zusammensetzte. Vermutlich war in einem Privathaus einen Betraum vorhanden; ansonsten suchte man die Synagoge in Hemsbach auf. Um 1900 lebten keine Juden mehr im Dorfe.
Im unterfränkischen Laudenbach/Main - heute Ortsteil von Karlstadt (Bayern) - war ebenfalls eine israelitische Gemeinde beheimatet. vgl. dazu Laudenbach/Main (Unterfranken/Bayern)
Weitere Informationen:
Ungedruckte Zulassungsarbeit zur Geschichte Laudenbachs von 1969 (Kopie bei der Ortsverwaltung Laudenbach)
Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. Denkmale - Geschichte - Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1966, S. 115/116
Die Juden in Tauberfranken 1933 - 1945. Quellen und didaktische Hinweise für die Hand des Lehrers, Hrg. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, 1984
Gerhard Wilhelm Daniel Mühlinghaus, Der Synagogenbau des 17. u. 18.Jahrhunderts im aschkenasischen Raum, Dissertation, Philosophische Fakultät Marburg/Lahn, 1986, Band 2, S. 241
Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, S. 358/359
"Begangenes Unrecht muss entlarvt und darf nicht schöngeredet werden". Erinnerungstafel vor der ehemaligen Synagoge in Laudenbach enthüllt, in: "Tauber-Zeitung" vom 11.11.1998
Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 286 und S. 503/504
Laudenbach (Baden-Württemberg), in: alemannia-judaica.de (mit einigen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)