Lautenburg (Westpreußen)

 Das im Zuge der 1.Teilung Polens an Preußen gefallene Lautenburg (ehem. Kreis Strassburg/Westpr.) - 1301 vom Deutschen Orden gegründet - ist das heutige polnische Lidzbark (Welski) mit derzeit ca. 14.000 Einwohnern in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren (Ausschnitt aus hist. Landkarte, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Lautenburg/Lidzbark rot markiert, K. 2005, aus: commoms.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Nach 1800/1810 setzte ein deutlicher Zug jüdischer Familien nach Lautenburg ein.

1827 hatte die Gemeinde ein ehemaliges evangelisches Bethaus gekauft und dort ihre Synagoge eingerichtet. Nach 1840 schuf die Gemeinde eine eigene Schule; doch immer mehr Kinder besuchten in der Folgezeit die hiesige Simultanschule.

Der am Ort bestehende Talmud-Verein besaß seit 1865 ein eigenes Bethaus; etwa 20 Jahre später soll das marode Gebäude zusammengestürzt sein.

Ein jüdischer Friedhof soll bereits im 18.Jahrhundert angelegt worden sein.

Juden in Lautenburg:

--- 1774 .........................   ein jüdischer Haushalt,

                     .........................  21 Juden,*              * im Amte Lauterburg

--- 1816 .........................  95   "  ,

--- 1831 ......................... 255   “  (ca. 16% d. Bevölk.),

--- 1840 ......................... 426   “  ,

--- 1846 ......................... 549   “  ,

--- 1871 ......................... 708   “  (ca. 20% d. Bevölk.),

--- 1885 ......................... 479   “  (ca. 80 Haushalte),

--- 1892 ..................... ca. 350   “  ,

--- 1898 ......................... 276   “  (ca. 45 Haushalte),

--- 1905 ..................... ca. 250   “  (ca. 7% d. Bevölk.)

--- 1911 ......................... 195   “  ,

--- 1921 ..................... ca.  60   “  ,

--- 1937 .........................   8 jüdische Familien.

Angaben aus: Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken. Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Teilband 3, S. 685 f.

Ansichtskarte / Postkarte Lidzbark Lautenburg Westpreußen, | akpool.de Zentrum von Lautenburg - hist. Ansicht um 1900 (aus: akpool.de)

 

Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurden in Lautenburg traditionelle Brennereien und Brauereien, Mahl- und Schneidemühlen, Gerbereien und andere Unternehmen betrieben; bedeutsam waren auch die großen Vieh- und Pferdemärkte sowie der Holz- und Getreidehandel in Lautenburg.

Als nach Ende des Ersten Weltkrieges Lautenburg an den neu gegründeten polnischen Staat fiel, ging die jüdische Bevölkerung weiter zurück. Trotzdem sollen noch bis 1934 in der Synagoge Gottesdienste abgehalten worden sein.

Gegen Mitte der 1930er Jahre lebten nicht einmal mehr zehn jüdische Familien (vier waren Kaufleute) in der Kleinstadt. Unmittelbar nach Beginn des Krieges wurden die jüdischen Bewohner ins "Generalgouvernement" abgeschoben.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der jüdische Friedhof verwüstet. Etwa 20 zerbrochene Grabsteine sind hier heute noch auf dem Gelände zu finden.

 

 

In Gorzno, auch Gurschno (poln. Górzno, derzeit ca. 1.400 Einw.), lebte eine kleine jüdische Gemeinschaft; die ersten Familien sollen sich hier um 1800 ansässig gemacht haben. Ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichte die Gemeinde Mitte der 1840er Jahren mit ca. 120 Angehörigen. Als deren Zahl gegen Ende des Jahrhunderts zurückging, schloss sich die Gemeinde als Filiale der Synagogengemeinde in Lautenburg an. 1910 lebten am Ort nur noch 23 Bewohner mosaischen Glaubens, 1921 nur noch ein einziger.

Vom jüdischen Friedhof sind keinerlei Relikte mehr vorhanden. Ob es in Gorzno ein Synagogengebäude gegeben hat, ist nicht bekannt.

 

 

 

Weitere Informationen:

Max Aschkewitz, Der Anteil der Juden am wirtschaftlichen Leben Westpreußens um die Mitte des 19.Jahrhunderts, in: "Zeitschrift für Ostforschung", 11/1962, S. 482 ff.

Max Aschkewitz, Zur Geschichte der Juden in Westpreußen, in: "Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuropas", hrg. vom Johann Gottfried Herder-Institut No. 81, Marburg 1967

Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken. Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, New York 2009, Teilband 3, S. 682 – 684 (Gorzno) und S. 685 - 691 (Lautenburg)

Slawomir Topolewski (Red.), Lidzbark, in: kirkuty.xip.pl

Litzbark Welski (Red.), in: sztetl.org.pl