Kaubenheim (Mittelfranken/Bayern)

Datei:Ipsheim in NEA.svg Kaubenheim ist heute ein Ortsteil von Ipsheim im mittelfränkischen Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim – zwischen Würzburg und Nürnberg gelegen (Kartenskizze 'Landkreis Neustadt/Aisch', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Nahe von Bad Windsheim existierten in den kleinen Dörfern Lenkersheim, Ickelheim und Kaubenheim im 19.Jahrhundert relativ große jüdische Gemeinschaften, deren Mitgliederzahlen aber nach 1850 stark rückläufig waren und die gegen Ende des Jahrhunderts dann keine selbstständigen Gemeinden mehr darstellten.

Eine jüdische Gemeinschaft in Kaubenheim gab es seit Ende des 17./Anfang des 18.Jahrhunderts bis ca. 1900. Erstmalige Nennung von Juden im Dorf erfolgte bereits 1695. Um 1790 lebten im Dorf elf jüdische Familien, die schutzgeldpflichtig waren.

Zu den gemeindlichen Einrichtungen zählten eine um 1720 erstellte Synagoge, eine Schule und eine Mikwe im Keller des Schulhauses. Die Synagoge wurde auch von den Juden aus dem benachbarten Dottenheim aufgesucht.

Für religiös-rituelle gemeindliche Aufgaben war zeitweise ein eigener Lehrer angestellt.

aus: "Der Israelit" vom 26.2.1868 und 7.6.1876

Doch bereits Mitte der 1880er Jahre gab es hier keinen eigenen jüdischen Lehrer mehr; danach war der aus Windsheim für die jüdischen Kinder aus Kaubenheim und Dottenheim zuständig.

Auf dem seit Beginn des 17.Jahrhunderts bestehenden jüdischen Bezirksfriedhof in Ullstadt wurden auch verstorbene Gemeindemitglieder aus Kaubenheim und Dottenheim beerdigt.

Jüdischer Friedhof Ullstadt (Aufn. J. E. Loebe, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY 3.0)

Im 19.Jahrhundert bildete Kaubenheim zusammen mit Dottenheim eine gemeinsame Gemeinde, die dem Rabbinatsbezirk Welbhausen unterstellt war. Nach dessen Auflösung (1880) war die vereinigte Kultusgemeinde dem Distriktrabbinat Fürth angegliedert.

Juden in Kaubenheim:

--- 1709 ..........................  4 jüdische Familien,

--- 1712 ..........................  6     “        “   ,

--- 1742 ..........................  6     “        “   ,

--- 1771 ..........................  7     “        “   ,

--- 1789 ..........................  9     “        “   ,

--- 1815 .......................... 11     “        “   ,

--- 1834 .......................... 14     “        “   ,

--- 1848 .......................... 20     “        “  (ca. 100 Pers.),

--- 1856 .......................... 64 Juden,

--- 1880 .......................... 42   “  ,

--- 1920 ..........................  keine.

Angaben aus: Kaubenheim, aus: alemannia-judaica.de

 

Ihren Höchststand erreichte die jüdische Dorfbevölkerung um 1845/1850 mit ca. 100 Personen; 50 Jahre später löste sich die Gemeinde auf. Mit der Abwanderung jüdischer Familien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es dann immer schwieriger, regelmäßig einen Minjan zum Gottesdienst zu erreichen. 1898 wurde schließlich die Gemeinde aufgelöst; die hier noch lebenden jüdischen Einwohner gehörten fortan zur Kultusgemeinde von Bad Windsheim. Um 1920 lebten keine Juden mehr in Kaubenheim.

Das bis um 1900/1910 genutzte Synagogengebäude wurde an Privatleute veräußert und diente danach Wohnzwecken; um 1985 wurde es abgerissen.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ wurden fünf aus Kaubenheim stammende Juden Opfer der Shoa (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/kaubenheim_synagoge.htm).

 

An die einstige Anwesenheit von Juden am Ort soll heute noch ein Grundstück mit der Bezeichnung „Judenseelein“ erinnern.

 

 

 

Weitere Informationen:

A.Eckstein, Geschichte der Juden im Markgrafentum Bayreuth, Bayreuth 1907

Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945. Geschichte und Zerstörung, Oldenbourg-Verlag, München/Wien 1979, S. 237

Israel Schwierz, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern - Eine Dokumentation, Hrg. Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1992, S. 173

Michael Trüger, Der jüdische Friedhof in Ullstadt-Sugenheim, in: "Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern", 10. Jg., No. 68/1995, S. 15/16

Johann Fleischmann, Mesusa 1 - Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach, Hrg. Arbeitskreis “Jüdische Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach”, Selbstverlag J. Fleischmann, Mühlhausen 1998

Johann Fleischmann, Mesusa 2 - Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach, Hrg. Arbeitskreis “Jüdische Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach”, Selbstverlag J. Fleischmann, Mühlhausen 2000

Karl Ernst Stimpfig, Juden in West-Mittelfranken. Eine Dokumentation, Lauf 2003, S. 502 ff.

Kaubenheim, in: alemannia-judaica.de (mit einigen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Dottenheim, in: alemannia-judaica.de