Kaunas/Kowno (Litauen)

    Kauen/Kaunas/Kowno – in Mittellitauen am Zusammenfluss von Memel/Nemunas und Neris etwa 100 Kilometer westlich von Vilnius/Wilna gelegen – ist heute mit ca. 315.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Litauens. In der Zwischenkriegszeit war Kaunas provisorische Hauptstadt des unabhängigen Litauens (Kartenskizze von Litauen 1923 (aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Nachweislich lebten die ersten Juden zu Beginn des 15.Jahrhunderts in der Region Kaunas; ihre Niederlassung befand sich in Slobodka (heute Kaunas-Vilijampolé). sie waren vom damaligen Großfürsten aus Südosteuropa als Kriegsgefangene hierher verschleppt worden.

Im 16.Jahrhundert waren Juden am Handel zwischen Kaunas und Danzig aktiv tätig – zum Missfallen christlicher Kaufleute, die die Konkurrenz fürchteten; sie konnten ihren Einfluss geltend machen und zuweilen Handelsverbote jüdischer Händler durchsetzen.

In den Folgejahrhunderten bestimmten zeitweise Vertreibung - manchmal begleitet von Pogromen - und Wiederansiedlung die jüdische Historie von Kaunas. In der jenseits des Flusses Neris (Viliya) gelegenen Vorstadt Slobodka fanden die vertriebenen Juden wiederholt eine Bleibe; von dort versuchten sie wiederholt, in Kaunas zu siedeln. 1782 hatten die Juden damit Erfolg. Trotz Versuche von christlicher Seite, die Zulassung zur Ansiedlung rückgängig zu machen, ordneten die russischen Behörden (seit 1795 war Kaunas Teil von Russland) ihr Verbleiben an und gewährten jüdischen Händlern und Handwerkern ungehindertes Betreiben ihrer Tätigkeiten. Auch eine zwischenzeitliche Einschränkung jüdischer Handelstätigkeiten (um 1845/1855) konnte jüdisches Leben in Kaunas nicht entscheidend schwächen.

Mit der fortschreitenden Stadtentwicklung – besonders in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts - nahm auch die Zahl der sich hier niederlassenden Juden zu.

Seit der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wuchs Kaunas zu einem Zentrum jüdischer Kultur in Litauen heran. Zahlreiche jüdische Organisationen, eine Reihe jüdischer Schulen und Hochschulen prägten das religiöse Leben. So war z.B. die um 1860 gegründete Orayayim-Jeschiwa auch Anziehungspunkt für Studenten aus anderen Ländern.

Etwa 35 Synagogen/Bethäuser waren im ausgehenden 19.Jahrhundert in der Stadt zu finden.

   Junge Cheder-Schüler, um 1935 (Aufn. aus: wikipedia.org, CCO)

Juden in Kaunas:

--- 1797 ........................ ca.   1.500 Juden (ca. 18% d. Bevölk.),

--- 1847 ........................ ca.   2.000   "   ,

--- 1864 ........................ ca.  16.500   "   ,

--- 1897 ........................ ca.  25.500   "   (ca. 36% d. Bevölk.),

--- 1908 ........................ ca.  32.000   "   ,

--- 1914 ........................ ca.  40.000   "   ,

--- 1938 ........................ ca.  40.000   "   ,

--- 1939 ........................ ca.  25.000   "   (etwa 25 % d. Bevölk.),

--- 1945                              ???????

--- 1959 ........................ ca.   4.800   "   (etwa 2% d. Bevölk.),

--- um 1995 ..................... ca.     500   "   .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before und durig the Holocaust, University Press New York 2000, Vol. 2, S. 604 - 609

und                  Kaunas, online abrufbar unter: jewishvirtuallibrary.org/kaunas

Kaunus/Kowno vor dem 2.Weltkrieg (Aufn. aus: gedenkorte-europa.eu/de_de/kaunas-stadt.html)

Den Juden in Kaunas brachte der Erste Weltkrieg ein "unruhiges Leben": Im Frühjahr 1915 erließ die zaristische Regierung ein Edikt, das die Juden aus der gesamten Provinz vertrieb. Als dann die Stadt von den Deutschen besetzt wurde, kamen etwa 9.000 Juden zurück. Viele, die in das russische Kernland verschleppt worden waren, kehrten nach der Revolution von 1917 zurück.

Bis in die 1930er Jahre entwickelte sich Kaunas auch zu einem wirtschaftlichen jüdischen Zentrum mit zahlreichen Geschäftsleuten, Unternehmern, Handwerkern und Angehörigen freier Berufe. Die „Central Jewish Bank“ hatte hier ihren Sitz. Allein fünf jüdische Tageszeitungen erschienen in der Stadt.

Nach der Annexion des Memel-Gebiets (Klaipeda) und nach dem Angriff Deutschlands auf Polen 1939 flohen viele Juden von dort u.a. nach Kaunas. Zu diesem Zeitpunkt lebten in Kaunas ca. 37.000 Juden.

Nach der Errichtung Sowjet-Litauens 1940/1941 wurden die meisten Privatunternehmen – litauische, polnische und jüdisch – verstaatlicht, das religiöse und kulturelle Leben kam fast zum Erliegen. Gemeinsam mit vielen Litauern und Polen wurde auch eine große Zahl Juden von den sowjetischen Behörden ins Innere der UdSSR deportiert.

Zu Beginn der deutschen Okkupation (24.Juni 1941) lebten ungefähr 40.000 Juden in Kaunas, der damaligen Hauptstadt Litauens; dies entsprach etwa einem Viertel der lokalen Einwohnerschaft. In Richtung Osten fliehende Juden wurden unterwegs von deutschen Truppen eingeholt und mussten nach Kaunas zurückkehren.

Zeitgleich mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Kaunas wurden Pogrome der litauischen Bevölkerung gegenüber Juden inszeniert, wie aus dem Bericht des Führers der Einsatzgruppe A, Dr. Walter Stahlecker, zu entnehmen ist:

"... Ebenso wurden schon in den ersten Stunden nach dem Einmarsch, wenn auch unter erheblichen Schwierigkeiten, einheimische antisemitische Kräfte zu Pogromen gegen die Juden veranlaßt. Befehlsgemäß war die Sicherheitspolizei entschlossen, die Judenfrage mit allen Mitteln und aller Entschiedenheit zu lösen. ... Es mußte nach außen gezeigt werden, daß die einheimische Bevölkerung selbst als natürliche Reaktion gegen jahrzehntelange Unterdrückung durch die Juden ... die ersten Maßnahmen von sich aus getroffen hat. ... Im Verlaufe des ersten Pogroms in der Nacht vom 25./26.Juni 1941 wurden über 1.500 Juden von den litauischen 'Partisanen' beseitigt, mehrere Synagogen angezündet und andersweitig zerstört und ein jüdisches Wohnviertel mit rund 60 Häusern niedergebrannt. In den folgenden Nächten wurden in derselben Weise 2.300 Juden unschädlich gemacht. ..." (aus: "Schöne Zeiten", Judenmord aus der Sicht der Täter und Gaffer, Fischer-Verlag, 1988)

Während litauische Einheiten dieses Blutbad anrichteten, sahen Wehrmachts- und Polizeieinheiten (Polizeibataillon 65) zu.

Aus der Ereignismeldung Nr.19 vom 11.Juli 1941:

“... In Kowno wurden nunmehr insgesamt 7.800 Juden erledigt, teils durch Pogrom, teils durch Erschießungen von litauischen Kommandos. Sämtliche Leichen sind beseitigt. Weitere Massenerschießungen sind nicht mehr möglich. Es wurde daher ein jüdisches Komitee von mir vorgeladen und ihm erklärt, daß wir bisher keinen Anlaß gehabt haben, in die inneren Auseinandersetzungen zwischen Litauern und Juden einzugreifen.

Voraussetzung für eine Neuordnung: Die Errichtung von einem jüdischen Ghetto, die Kennzeichnung aller Juden durch einen gelben Davidstern … Als Ghetto wurde die Stadt Viliampol bestimmt. Die Umsiedlung muß in vier Wochen durchgeführt sein.

Die Gefängnisse werden nun noch einmal durchkämmt, Juden, soweit besondere Gründe vorliegen, verhaftet und erschossen. Es wird sich dabei um kleinere Exekutionen mit 50 bis 100 Leuten handeln. Um ein Zurückströmen von Juden nach Kowno zu verhindern, wurde mit dem Höheren SS- und Polizeiführer vereinbart, daß Ordnungspolizei einen Gürtel um Kowno zieht und keinen Juden hereinläßt. Nötigenfalls wird auf die Juden geschossen.

Sämtliche Wehrmachtsstellen wurden von der getroffenen Regelung unterrichtet. ...”

Aus der Ereignismeldung Nr. 54 vom 16.August 1941:

“ ... Die Ghettoisierung der ca. 25.000 Kownoer Juden ist im vollen Gange. Insgesamt sind bisher 10.000 Juden umgesiedelt worden. Das Adressbüro (Anm.: amtliche Stelle der litauischen Sipo) hat unter deutscher Anleitung eine alle Kownoer Juden umfassende Kartei fertiggestellt. Darüber hinaus wird vom jüdischen Komitee in Kürze über die Finanzlage und berufsmäßige Einsatzfähigkeit der einzelnen Juden berichtet werden. ..”

(beide Texte aus: H.Krausnick/H.H.Wilhelm, Die Truppe des Weltanschauungskrieges - Die Einsatztruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938 – 1942, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1981, S. 616 )

Bildergebnis für Kaunas gedenkorte ghetto 

Umzug ins Ghetto, Aug.1941 und Verbindung zwischen Ghettobezirken (aus: gedenkorte-europa.eu/de_de/kaunas-stadt.html)

Die organisierten Pogrome - nach Schätzungen fielen ihnen etwa 8.000 bis 10.000 meist jüdische Männer zum Opfer -, die mit großen Plünderungsaktionen einher gingen, terrorisierten etwa zwei Wochen lang die jüdische Stadtbevölkerung, bis die Sipo mit der Ghettoisierung begann. Mit der Zusicherung seitens der Sipo, dass nunmehr die Verfolgung und Ermordung aufhören sollte, organisierte ein jüdisches ‘Übersiedlungskomitee’ die ‘freiwillige’ Ghettoisierung. 34.000 Juden waren im August 1941 dem Aufruf der Deutschen gefolgt und ins Ghetto gezogen.

Abb. aus: gedenkorte-europa.eu/de_de/ghetto-kaunas.html

Es existierte zunächst ein ‘kleines’ und ein ‘großes’ Ghetto im Stadtteil Viliampole - verbunden durch einen Fußgängersteg.

(Von den 34.000 Juden des Ghettos von Kaunas haben nur 6.000 bis 7.000 die Befreiung durch die Rote Armee im Sommer 1944 erlebt.)

Auf Anordnung der deutschen Besatzungsbehörden musste ein ca. 50-köpfiger Judenrat gewählt werden, an dessen Spitze Dr. Elchanan Elkes stand; sein Stellvertreter war der Rechtsanwalt Leib Garfunkel.

(Anmerkung: Anders als in den meisten Ghettos, wo die Mitglieder der Judenräte korrupt waren, setzte sich Elkes für die Interessen der Ghettobewohner ein; auch unterstützte er die Untergrundaktionen, die vom Ghetto ausgingen. Elkes war hochgeachtet; er starb im Oktober 1944.)

Der Jüdische Ältestenrat organisierte u.a. ein Gesundheitsamt, ein Verpflegungsamt, ein Ghetto-Gericht, eine Ghetto-Feuerwehr, eine Ghetto-Polizei sowie ein Ghetto-Gefängnis; der Jüdischen Polizei gehörten etwa 300 Personen an, die für die innere Ghettobewachung zuständig waren. Zeitweilig wurden auch die Ende 1941 eingerichteten Ghetto-Werkstätten vom Ältestenrat verwaltet.

Anmerkung: Über das Alltagsleben im Ghetto von Kaunas berichtet Solly Ganor in seinem Buch “Das andere Leben. Kindheit im Holocaust, Frankfurt 1997”; zum Zeitpunkt der Errichtung des Ghettos war Solly Ganor 13 Jahre alt.

Unter den Ghettobewohnern wurden dann in rascher Abfolge mehrere „Aktionen“ durchgeführt; arbeitsfähige Juden wurden zunächst verschont. Als Überlebensstrategie rief der Jüdische Ältestenrat die Ghettoinsassen auf, durch ‘Arbeit’ ihr Weiterleben sicherzustellen.

Aufruf

Aus der gestrigen Mitteilung des Hauptsturmführers Jordan* ist mit aller Deutlichkeit zu ersehen, daß eine große Gefahr über uns schwebt. Dieses ist einzig und allein dem Umstande zuzuschreiben, daß viele unserer Glaubensgenossen sich mit allen möglichen unerlaubten Mitteln ihrer Arbeitsdienstpflicht gegenüber dem Flugplatz entziehen. ...

Die letzte Stunde ist angebrochen, und schon morgen kann es zu spät sein, das über uns hereinbrechende Unheil abzuwenden. ...

Es darf keinen von uns geben, der seiner Arbeitspflicht nicht in vollem Umfange nachkommt, und alle arbeitsfähigen Frauen und Männer müssen ohne Ausnahme geschlossen wie ein Mann zur Arbeit auf dem Flugplatz antreten.

* Friedrich Jordan war als Judenreferent der Stadtverwaltung einer der Hauptverantwortlichen der Massaker.

Den vorläufigen Abschluss der Massaker bildete eine Ende Oktober 1941 durchgeführte Selektion, die der SS-Offizier Helmut Rauca und Vertreter des lokalen Arbeitsamtes durchführten; mehr als 9.000 (andere Quellen sprechen von 11.000) Juden wurden daraufhin im Fort IX* erschossen.

* Die Erschießungsstätten befanden sich auf dem Gelände der ehemaligen Fortanlagen (stammten aus der Zarenzeit) von Kaunas. 1943 musste ein spezielles Kommando die Massengräber beim Fort IX öffnen, um die Spuren der Morde zu verwischen; auf Scheiterhaufen wurden die Leichenreste verbrannt.

(Bereits im Juli 1941 bestand im Ortsteil Vilijampole ein Ghetto- und Durchgangslager für Deportierte und zur Ermordung bestimmte Juden aus Litauen und hierher gebrachte deutsche Juden aus Berlin, Frankfurt, Wien und anderen deutschen Großstädten.

Bis Dezember 1941 ermordete hier das Einsatzkommando 3 der Sipo und des SD mehr als 15.000 Menschen; das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete war über die Massaker im Vorfeld informiert.)

Nach der Mordwelle des Herbstes 1941 - etwa 17.000 Juden hatten diese überlebt - spielte der Aufbau verschiedener Ghetto-Werkstätten im Überlebenskampf der Juden von Kaunas eine entscheidende Rolle. Auf Betreiben des Ältestenrates wurden Textil-, Leder- und Möbelwerkstätten sowie eine Wäscherei aufgebaut, die auch für die Bedürfnisse der deutschen Besatzer produzierten. Gleichzeitig bildete man “Arbeitsbrigaden”, die sich dem Arbeitsamt für verschiedenste Arbeiten in der Stadt anboten; so waren z.B. auf dem nahen Flugplatz Aleksatos zeitweilig bis zu 5.000 Juden beschäftigt. Insgesamt sollen etwa 60% der Ghettobevölkerung Zwangsarbeit für die deutsche Kriegswirtschaft getätigt haben. In dieser Zeit (bis Spätsommer 1943) blieb das Ghetto von ‘Aktionen’ verschont. Danach änderte sich die Situation grundlegend.

Denn nun wurde das "KZ KAUEN" (beginnend ab Mitte September 1943) auf Befehl Himmlers auf dem Gelände des ehemaligen jüdischen Ghettos im Ortsteil Vilijampole errichtet; von nun an besaß die SS (und nicht mehr die Stadtverwaltung) die Kontrolle über die Ghettobewohner und deren Arbeitseinsatz. Kommandant aller litauischen KL wurde SS-OStBF Wilhelm Gocke. Das KL Kauen bestand aus einem Männer- und einem Frauenlager.

Im Spätherbst 1943 lebten in Kaunas nur noch wenige tausend "Arbeitsjuden", die sich aus ehemaligen Ghetto-Insassen (Männer, Frauen und Kinder) zusammensetzten. Sie wurden in der Umgebung der Stadt zum Arbeitseinsatz (Torfstechen, Arbeiten auf einem Flugplatz und im Zement- u. Kalkwerk) benutzt und dort in kleineren Lagern untergebracht.

Etwa 2.700 Häftlinge wurden jedoch - im Rahmen der sog. “Estland-Aktion” (Ende Oktober 1943) in Außenlager nach Kauen-Aleksotas, Kauen-Schauzen, Kazlu-Ruda, Kedahnen (Kedainiai), Koschedaren, Palemonas, Pravieniskis (Prawienischken) und Schaulen weitergeleitet. Ein Teil der Außenlager bestand bereits seit 1941; dem KL KAUEN wurden sie aber erst in der zweiten Jahreshälfte 1943 unterstellt. In den Außenkommandos wurden die Häftlinge zur Arbeit bei Wehrmachtsdienststellen, in Rüstungsbetrieben, bei der Reichsbahn und zu Forstarbeiten eingesetzt.

Ende 1943/Anfang 1944 gingen die Funktionen des Jüdischen Ältestenrates immer mehr auf die SS-Kommandantur über. Nun begannen Deportationen, die vor allem Kinder und alte Menschen betrafen. Ende März 1944 wurden etwa 1.000 Kinder und 300 alte Menschen aus dem Ghetto-Bereich abtransportiert und in ein Vernichtungslager gebracht. Verschärfte Ghettowachen, Tragen von Häftlingskleidung und ständige Kontrollen durch Zählappelle kennzeichneten die sich verschärfende Situation. Ältestenrat und jüdische Polizei wurden aufgelöst. Nur wenigen Juden gelang die Flucht aus Kaunas.

Endgültig liquidiert wurde das Ghetto bzw. Konzentrationslager im Juli 1944 - kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee. Die etwa 8.000 noch überlebenden Juden wurden per Bahn und Lastkähnen nach Westen deportiert und ins AK Landsberg gebracht. Juden, die sich vor dem Rückzug noch versteckt hatten, wurden von SS-Einheiten aufgespürt und ermordet; nach Schätzungen sollen es etwa 2.000 Menschen gewesen sein. Nur etwa 90 Juden überlebten in Kaunas bis zur Ankunft der sowjetischen Truppen am 1.August 1944.

Bildergebnis für Kaunas gedenkorte denkmal Denkmal für die ermordeten Kinder (aus: gedenkorte-europa.eu/de_de/kaunas-stadt.html)

Die heute noch in Nutzung stehende, 1870/71 im Neobarockstil erbaute Synagoge war eines von ca. 25 jüdischen Gotteshäusern in Kaunas, die es zu Beginn des 20.Jahrhunderts gegeben hat.


Aufn. Wojsyl, 2005 bzw. Stanislovas, 2017, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0  bzw. CC BY-SA 4.0)

  File:Kaunas Synagoge Innen Thoraschrein 3.JPG

    Thora-Schrein (Aufn. Zairon, 2014, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0 und K., 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0) 

2018 wurde in Kaunas eine Gedenkstätte neu eingeweiht, die an die Ende November 1941 aus Frankfurt/M. deportierten und wenige später ohne Ausnahme im sog. Fort IX erschossenen Juden erinnert. Das Gedenken an die Ermordung wurde seitens der Stadt Frankfurt/M. und weiterer deutscher Kommunen initiiert. Das monumentale Denkmal wurde bereits 1984 geschaffen - ein Werk des litauischen Bildhauers A. Ambraziunas.

Ninth Fort memorial.jpg Mahnmal in Kaunas (Aufn. Zairon, 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

In den Straßen von Kowno sind einige sog. "Stolpersteine" verlegt; sie erinnern an ehemalige Bewohner, die im Ghetto von Kaunus ermordet wurden.

Stolperstein für Chaimas Basas (Kaunas).jpgStolperstein für Leiba Basas (Kaunas).jpgStolperstein für Elizaras Basas (Kaunas).jpgStolperstein für Tirca Basiene (Kaunas).jpgStolperstein für Jakovas Lipsicas (Kaunas).jpgStolperstein für Cerne Percikoiciute (Kaunas).jpg

Abb. Chr. Michelides, 2018, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

 

Litauens Regierung hat jüngst die Absicht erklärt, Entschädigungszahlungen an Juden zu leisten, die vor oder im Zweiten Weltkrieg im baltischen Staat lebten und von totalitären Regimen enteignet wurden. Der von der Regierungschefin Ingrida Simonyte vorgelegte Gesetzentwurf sieht eine "symbolische" Entschädigung von 37 Mio. Euro vor (Stand 2022).

 

 

 

Weitere Informationen:

S. Gringauz, The Death of Jewish Kaunas (Kovno), in: G. Aronson (Hrg.), Russian Jewry, 1917 – 1967, Cranbury/New York 1969

Yitzak Arad, The Judenräte in the Lithuanian Ghettos of Kovno and Vilna, in: I.Gutman/C.J.Haft (Hrg.), Pattern of Jewish Leadership in Nazi Europe 1933 – 1945, Jerusalem 1979, S. 93 - 112

H.Krausnick/H.H.Wilhelm, Die Truppe des Weltanschauungskrieges - Die Einsatztruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938 – 1942, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1981

Leni Yahil, The Holocaust - The Fate of European Jewry, 1932 – 1945, Oxford University Press, Oxford 1990, S. 469 f.

Avraham Tory, Surviving the Holocaust - The Kovno Ghetto Diary, Hrg. Martin Gilbert, London 1990

Lea Rosh/Eberhard Jäckel , "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland", dtv sachbuch, München 1992, S. 42 f.

W.Grossmann/I.Ehrenburg, Das Schwarzbuch - Der Genozid an den sowjetischen Juden, Rowohlt-Verlag, Reinbek 1994, S.582 ff.

Daniel Jonah Goldhagen, Hitlers willige Vollstrecker - Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Siedler-Verlag, 1996, S. 230/231

Enzyklopädie des Holocaust - Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Serie Piper, München/Zürich 1995, Band 2, S. 804 - 807

Solly Ganor, Das andere Leben - Kindheit im Holocaust, Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M., 1997

Christoph Dieckmann, Das Ghetto und das Konzentrationslager in Kaunas, in: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur, Band 1, Hrg. Herbert/Orth/Dieckmann, Verlag Wallstein, Göttingen 1998, S. 439 ff.

Sage nie, Du gehst den letzten Weg - Der Genozid an den litauischen Juden 1941- 44, Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1998, Ausstellungskatalog, S. 23 ff.

The Encyclopedia of Jewish Life before und durig the Holocaust, University Press newe York 2000, Vol. 2, S. 604 - 609

Vincas Bartusevicius/Joachim Tauber/Wolfram Wette (Hrg.), Holocaust in Litauen - Krieg, Judenmorde und Kollaboration im Jahre 1941, Köln 2003

Arūnas Bubnys/D. Kuodytė, The Holocaust in Lithuania between 1941 and 1944, hrg. von  Lietuvos gyventojų genocido ir rezistencijos tyrimo centras, 2005

Alfonsas Eidintas, Jews, Lithuanians and the Holocaust, Taurapolis/Vilnius 2012

United States Holocaust Memeorial Museum (Hrg.), Kovno – Holocaust Encyclopedia, online abrufbar unter: ushmm.org

Kaunas, online abrufbar unter: jewishvirtuallibrary.org/kaunas

                    Auflistung der in Kaunas verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Litauen

                    Erschossen in Kaunas. Mahnmal erinnert an ermordete Juden aus 37 deutschen Städten, aus: „Jüdische Allgemeine“ vom 3.5.201

Brüder-Schönfeld-Forum e.V. Maintal (Hrg.), Wir wissen, dass wir mehr tun müssen, als nur zu gedenken, online abrufbar unter: brueder-schoenfeld-forum.de

Arndt Beck (Red.), Kaunas 2022 – Europäische Hauptstadt der Kollaboration, in: haGalil.com – Jüdisches Leben online vom 18.12.2021

apa (Red.), 37 Mio. Euro: Litauen will neue Entschädigungszahlungen an Juden leisten, in: “Die Presse” vom 23.11.2022