Lewenz/Levice (Slowakei)

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/Okres_levice.png  Lewenz, älter auch Lebentz (slowakisch Levice, ung. Leva), war einst Schutzfestung gegen die Türken; nach dem Ende der Türkenkriege (um 1670) verlor die Lewenzer Burg ihre Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, sie galt als Handelszentrum einer agrarisch geprägten Region.

Das südöstlich von Nitra/Neutra gelegene Levice zählt derzeit ca. 84.000 Einwohner (Karte aus: wikipedia.org, CCO).

Léva-by Bártfai.jpg Schloss und Stadt Lewenz (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Im frühen 18.Jahrhundert sollen erstmals jüdische Familien in Lewenz ansässig geworden sein, die zumeist als Handel tätig waren und u.a. auch die Produkte der hiesigen Handwerker verkauften.

Die sich später hier gebildete Gemeinde besaß eine im Jahre 1853 errichtete Synagoge; diese wurde 1880 durch ein im Stile des Klassizismus gestaltetes Gebäude ersetzt, das zwei Jahrzehnte später umgebaut wurde.

In den 1850er Jahren war eine jüdische Elementarschule eröffnet worden.

Zwischenzeitlich (um 1870/1880) kam es zu einer Spaltung innerhalb der Gemeinde, als sich religiös-orthodoxe Familien abgesondert hatten.

Léva 1904.jpgSynagoge auf einer hist. Postkarte (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Dem Rabbinat der großen israelitische Gemeinde in Lewenz unterstanden ca. 30 kleinere Gemeinden des Umlandes.

In den 1840er Jahren wurde eine eigene Begräbnisstätte angelegt.

Juden in Lewenz/Levice:

--- 1869 ............................   603 Juden (ca. 10% d. Bevölk.),

--- 1880 ............................   903 Juden,

--- um 1900 ..................... ca. 1.260   “   (ca. 15% d. Bevölk.),

--- 1910 ............................ 1.384   “   (ca. 14% d. Bevölk.),

--- 1919 ............................ 1.389   "   (ca. 13% d. Bevölk.)

--- 1930 ........................ ca. 1.450   “   (ca. 12% d. Bevölk.),

--- 1941 ............................ 1.271   "   (ca. 10% d. Bevölk.)

--- 1944 (März) ..................... 1.005   “  ,

--- 1948 ............................   304   "   (ca. 2% d. Bevölk)

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 726

und                 Y. R. Buchler/R. Shashak (Übers.), “Levice” – Encyclopaedia of Jewish communities, Slovakia (Levice, Slovakia)

Léva - Széchenyi utca 1916.jpg  Léva - Városház köz 1916.jpg

Straßenzüge in Leva/Levice - hist. Postkarten, um 1900 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

In den 1920er Jahren existierten in Lewenz/Levice mehr als 150 jüdische Geschäfte, 40 Handwerksbetriebe und drei Fabriken; zudem übten eine Reihe jüdischer Bewohner freie Berufe (Ärzte, Rechtsanwälte) aus.

Zu dieser Zeit war die zionistische Bewegung in der Stadt recht erfolgreich; dies wurde evident in der Emigration nach Palästina.

Nach der Annexion durch Ungarn verloren die allermeisten Juden ihre Lebensgrundlage durch die „Arisierung“; Zwangsarbeit der jüdischen Männer wurde eingeführt.

Als die deutsche Besetzung im März 1944 erfolgte, wurden die ca. 1.000 in Lewenz/Levice lebenden jüdischen Bewohner gezwungen, in ein Ghetto umzusiedeln, in das auch mehrere hundert Personen aus umliegenden Ortschaften eingeliefert wurden. Von hier aus erfolgte im Juni 1944 ihr Abtransport ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

 

Die nach Kriegsende sich erneut gebildete Gemeinde - aus etwa 300 Angehörigen bestehend - löste sich wenige Jahre später auf Grund von Auswanderung in den neugegründeten Staat Israel auf.

Seit 1980 als Kulturdenkmal eingestuft wurde das Synagogengebäude inzwischen umfangreich restauriert; die kunstvolle Deckenbemalung ist erhalten. 2012 wurde das Gebäude als Kulturhaus eröffnet.

Lévai zsinagóga3-2012-2-16.jpg

restauriertes Synagogengebäude in Levice (Aufn. M. Szala, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0) - Deckenbemalung (P. 2012, aus: commons.wikimedia.CC BY-SA 3.0)

https://www.postoveznamky.sk/images/nahlady/ZN_555_Kulturne_dedicstvo_Slovenska_Synagoga_v_Leviciach_v_obrazok_812.jpg Postwertzeichen von 2014 mit der hist. Abbildung der Synagoge

 

In der Ortschaft Königsberg - das slowakische Nova Bana (ung. Újbánya) ca. 25 Kilometer nördlich von Lewenz (Levice) gelegen – bildete sich um die Mitte des 19.Jahrhunderts eine kleine jüdische Gemeinde, die zu keiner Zeit mehr als 90 Angehörige besaß.

Juden in Königsberg/Nova Bana:

--- 1880 ........................ 37 Juden,

--- 1910 ........................ 76   “  ,

--- 1940 ........................ 54   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 900

Unter der Herrschaft des neu errichteten slowakischen Staates verloren die jüdischen Bewohner ihr Eigentum und wurden zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Ende März 1942 setzten die Deportation ein, die in den Vernichtungslagern auf polnischem Boden endeten.

 

Anmerkung: Nahe von Königsberg, in Vynhe, existierte ein großes Sammel- und Durchgangslager für Juden vor ihrem Abtransport in die Vernichtungslager.

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 726 (Levice/Lewenz) und S. 900 (Nova Bana/Königsberg)

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 142

Yehoshua Robert Buchler/Ruth Shashak (Übers.), “Levice” – Encyclopaedia of Jewish communities, Slovakia (Levice, Slovakia), online abrufbar unter: jewishgen.org/Yizkor/pinkas_slovakia/slo293

Stadtverwaltung Levice (Hrg.), Geschichte der Stadt - Kurze Rückschau in die Vergangenheit, online abrufbar unter: levice.sk