Lublau/Stará Ľubovňa (Slowakei)
Lublau (oder auch Altlublau) ist die heutige derzeit ca. 15.000 Einwohner zählende Kleinstadt Stará Ľubovňa (ung. Olublo), die im Nordosten der Slowakei nahe der polnischen Grenze liegt.
Jüdische Ansiedlung in Lublau/Stará Ľubovňa setzte in den 1820er Jahren ein; gegen Mitte des Jahrhunderts wurde eine organisierte Gemeinde ins Leben gerufen, die seit ca. 1880 auch über ein neues Synagogengebäude verfügte (siehe Aufn. unten), das einen bislang genutzten Betraum in einem Privathause ablöste.
Zu den Einrichtungen der orthodox ausgerichteten Gemeinde zählten zudem eine Mikwe, ein eigener Friedhof (mit Chewra Kadischa), eine Talmud-Thora-Schule und ein Schlachthaus.
Gegen Ende des 19.Jahrhunderts war in Lublau der erste Rabbiner tätig (Rabbi Yitzchak Friedman); etwa zeitgleich gab sich die Gemeinde neue Regeln.
Der Gemeinde angeschlossen waren viele Familien aus zahlreichen Dörfern der Umgebung.
Juden in Lublau/Stará Ľubovňa:
--- 1828 ........................... 11 Juden,
--- 1869 ........................... 88 “ ,
--- 1880 ........................... 188 “ ,
--- 1900 ........................... 250 “ ,
--- 1910 ........................... 236 “ ,
--- 1921 ........................... 273 “ ,
....................... ca. 1.000 “ ,* * einschl. der umliegenden Dörfer
--- 1930 ........................... 354 “ ,
--- 1940 ........................... 334 “ ,
--- 1942 (Dez.) ................ ca. 60 " ,
--- 1948 ........................... 37 “ .
Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), S. 1235
und Stara Lubovna, in: dbs.bh.org.il/place/stara-lubovna
Mit der 1867 erlangten Gleichstellung der Juden in Ungarn verbesserte sich die Situation auch der Juden in Lublau/Lubovna, die nun zunehmend in das ökonomische und sozial-kulturelle Kommunalleben eingebunden wurden. Neben Handel war auch das Handwerk überwiegende Lebensgrundlage der Familien.
In der Zeit zwischen den Weltkriegen konnte der Zionismus auch in Lublau/Stará Ľubovňa Fuß fassen und mit verschiedenen Organisation (Agudat Israel, Hashomer Hatzmair, Bnei Akiva) die jüngere Generation für sich einnehmen.
Ein Großteil des Wirtschaftslebens wurde von jüdischen Familien bestritten, die in den 1930er Jahren mehr als 35 Läden, diverse Werkstätten und mehrere kleine Fabriken betrieben.
Nach Gründung des slowakischen faschistischen Staates begann für die hiesige Judenschaft eine Zeit der Entbehrungen und Verfolgungen. 1941 war es die deutsche Minderheit in der Kleinstadt, die Geschäfte und Wohnungen jüdischer Familien plünderte, die Ladenbesitzer zwang, ihre Geschäfte aufzugeben und Zwangsarbeit zu leisten.
Ende März/Anfang April 1942 begannen die Deportationen: während die Frauen nach Auschwitz-Birkenau verschleppt wurden, mussten die Männer den Weg ins Lager Majdanek antreten – für die allermeisten ein Weg ohne Wiederkehr.
Nach dem deutschen Einmarsch (Okt. 1944) wurden auch die wenigen noch in der Stadt verbliebenen Juden ermordet bzw. konnten sich in die Wälder flüchten.
Nach Kriegsende – nur wenige Juden waren zurückgekehrt – fand hier wieder eine kleine jüdische Gemeinschaft zusammen, die allerdings nur kurzzeitig existierte. Denn mit der Auswanderung (zumeist) nach Israel gab es alsbald am Ort keine Bewohner mosaischen Glaubens mehr. Das ehemalige Synagogengebäude wurde nun als Warenlager benutzt.
Ehem. Synagogengebäude (Aufn. 1960, Stadt Stará Ľubovňa)
Vom jüdischen Friedhof sind nur noch ein paar Grabsteinrelikte vorhanden.
Aufn. W. Dublin, 2019, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0
In Alt(en)dorf (slow. Spišská Stará Ves, ung. Szepesófalu, poln. Spiska Wies) sind aus Galizien stammende jüdische Familien seit dem späten 18.Jahrhundert nachweisbar. Eine Gemeinde soll sich hier um 1820 gebildet haben, die über alle notwendigen kultischen Einrichtungen verfügte.
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg zählte die jüdische Gemeinde etwa 300 Angehörige, wobei sich die jüngere Generation in den Folgejahren zionistischen Bestrebungen aufgeschlossen zeigte.
1940 lebten noch ca. 220 Juden im Ort. Nach erzwungener Aufgabe ihrer Geschäfte bestimmten Ausgrenzung und Zwangsarbeit, schließlich dann die Deportation das Dasein der Menschen. Etwa 80% der jüdischen Bevölkerung von Spišská Stará Ves sollen der „Endlösung“ zum Opfer gefallen sein.
Weitere Informationen:
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 3, S. 1227 (Spišská Stará Ves/Altendorf) und S. 1235/1236 (Stara Lubovna/Lublau)
Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. S. 178 und S. 207
Madeleine Isenberg (Red.), Stara Lubovna - Encyclopaedia of Jewish communities, Slovakia (Stará Ľubovňa, Slovakia), online abrufbar unter: www.jewishgen.org/Yizkor/pinkas_slovakia/slo383
The Jewish Community of Stara Lubovna, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/stara-lubovna