Lunéville (Lothringen)

Les dialectes mosellans.jpg  Lunéville - eine kaum gebräuchliche alte deutsche Bezeichnung lautet Lünstadt - ist heute eine Kommune mit derzeit ca. 18.000 Einwohnern im Département Meurthe-et-Moselle (Kartenskizze mit Lunéville am unteren Kartenrand, P. Gabriel 2010, aus: commons.wikipedia.org, CC BY 3.0).

 

Erste Hinweise auf die Anwesenheit von Juden in Lunéville stammen aus der Zeit des ausgehenden 15.Jahrhunderts. Um 1700 war es einigen privilegierten Juden gestattet, in der Stadt zu leben.

Mit Erlaubnis Ludwig XVI. konnte 1785/1786 eine Synagoge in Lunéville errichtet werden. Die jüdische Gemeinschaft in der Stadt bestand damals aus ca. 30 jüdischen Familien, an deren Spitze Abraham Isaac Brisac stand. Gemäß der königlichen Anweisung durfte das Gebäude aber nicht unmittelbar an der Straße stehen, sondern musste – nicht von allen sichtbar – auf einem Hinterhausgelände gebaut werden.*

* Anm.: Die Synagoge in Lunéville war das zweite jüdische Gotteshaus, das nach der Vertreibung aus dem Königreich seit dem 14..Jahrhundert erbaut wurde; nur wenige Jahre zuvor (1772) war in Pfalzburg (Phalsbourg) eine Synagoge erstellt worden.

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Fassade der Synagoge in Lunéville und Detail (Aufn. Aimelaime 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Die Fassade trug die französisch Inschrift „Dem Gott Israels mit Erlaubnis des Königs von Frankreich 1786 geschaffen.“

1791 erfolgte die Anlage eines jüdischen Friedhofs.

Eine weit über die Grenzen hinweg bekannte hebräische Druckerei bestand in Lunéville.              

Eine der herausragenden Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde war der aus Lunéville stammende Rabbiner Alfred Levy (geb. 1840). Nach elfjähriger Rabbinertätigkeit in seiner Geburtsstadt (von 1869 bis 1880) amtierte er von 1907 bis zu seinem Tode (1919) als Oberrabbiner von Frankreich.

Juden in Lunéville:

--- um 1705 .......................   2 jüdische Familien,

--- um 1785 .......................  16     "        "   ,

--- 1808 .......................... 315 Juden,

--- 1855 ..................... ca.  400   "  ,

--- 1939 ..................... ca.  350   “  ,*

--- 1942 ..................... ca.  210   “  ,

--- 1945 ..................... ca.  140   “  ,

--- 1964 ..................... ca.  360   "  ,

--- 1969 ..................... ca.  200   “  .

 Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 766

 

Die Blütezeit der israelitischen Gemeinde von Lunéville lag im 19.Jahrhundert; die über Jahrzehnte hinweg in etwa gleichbleibende Anzahl der Gemeindeangehörigen betrug ca. 400 Personen.

In der Zwischenkriegszeit waren die meisten jüdischen Familien im Handel- und Dienstleistungsgewerbe tätig.

Nach der deutschen Okkupation wurden die jüdischen Bewohner – soweit sie nicht ins Innere Frankreichs geflüchtet waren - deportiert, die letzten noch im Mai 1944. Nur neun sollen überlebt haben und in die Stadt zurückgekehrt sein.

 

Gegenwärtig sollen in Lunéville ca. 50 Familien mosaischen Glaubens leben (Stand 2020); mehr als die Hälfte sollen aus Nordafrika stammen.

Das Synagogengebäude steht seit 1975 unter Denkmalschutz.

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ehem. Synagoge  Aufn.  j. 2006, aus: commons.wikimedia.org, CCO(Aufn. Aimelaime, 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 Pforte zum jüdischen Friedhof (Aufn. A., 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

 

Weitere Informationen:

Françoise Job, Les Juifs de Lunéville, Presses universitaires de Nancy, 1989

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, 2001, Vol. 2, S. 766/767

Henri Schumann, Mémoire des communautés juives de Meurthe et Moselle, Meuse et Vosges, Editions Serpenoise, Metz (online abrufbar)

The Jewish Community of Luneville, online abrufbar unter: dbs.anumuseum.org.il/skn/en/c6/e256575/Place/Luneville

Jewish Virual Library (Hrg.), Lunéville, online abrufbar unter: jewishvirtuallibrary.org/lun-x00e9-ville