Liebstadt (Ermland/Ostpreußen)

 Bildergebnis für Liebstadt ostpreußen In Liebstadt (poln. Miłakowo, derzeit ca. 2.600 Einw.) - einer Kleinstadt ca. 35 Kilometer nordwestlich von Allenstein bzw. östlich von Preuß.-Holland gelegen (Kartenausschnitt von 1925, aus: pl.wikipedia.org, CCO) - bestand eine jüdische Gemeinde, deren Wurzeln in den Jahren nach 1820 liegen; Ende der 1840er Jahre geschah die offizielle Gemeindegründung. Eine Synagoge und ein kleines Friedhofsgelände am südlichen Ortsrand (angelegt um 1810) befanden sich im Eigentum der Gemeinde.

Juden in Liebstadt:

    --- 1816 ...........................  29 Juden,

    --- 1849 ........................... 138   "  ,

    --- 1858 ........................... 134   "  ,

    --- 1880 ........................... 110   "  ,

    --- 1890 ...........................  85   “  ,

    --- 1895 ...........................  87   “  (ca. 4% d. Bevölk.),

    --- 1932........................ ca.  30   "  ,

    --- 1937 ...........................   6   “  .

Angaben aus: A.Wolosz, Die Juden in den Städten Ostpreußen, S. 104

 

Ansichtskarte / Postkarte Miłakowo Liebstadt Ostpreußen, | akpool.demiłakowo w Oficjalnym Archiwum Allegro - Strona 3 - archiwum ofert

hist. Postkarten (Abb. aus: akpool.de  und  archiwum.allegro.pl)

Als dann der Ort Anschluss an eine Eisenbahnlinie erhielt (1884), wurde damit die lokale Wirtschaft belebt und führte zu einer weiteren Ansiedlung jüdischer Familien.

Im ausgehenden 19.Jahrhundert setzte sich die Liebstadter Judenschaft aus knapp 100 Personen zusammen. Wirtschaftlich besaßen die hiesigen Familien eine starke Stellung, da Geschäfte/Unternehmen mehrheitlich in jüdischer Hand waren. Abwanderung ließ die hiesige Judenschaft nach 1900 zahlenmäßig deutlich zurückgehen. Mit Beginn der NS-Zeit waren die hiesigen Juden - 1930/1932 lebten hier noch ca. 40 Personen - verstärkt antisemitischen „Aktionen“ ausgesetzt. Das Synagogengebäude wurde alsbald an einen Handwerkerbetrieb verkauft. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges hatten dann fast alle die Kleinstadt verlassen. Nachweislich sind mindestens acht gebürtige bzw. länger in Liebstadt ansässige Personen mosaischen Glaubens Opfer der NS-Herrschaft geworden.

Nach Kriegsende kehrte kein einziger ehemaliger jüdischer Bewohner in den Ort zurück.

 

Nur etwa 20 Grabsteine bzw. -relikte auf dem seit 1809 belegten israelitischen Friedhof von Miłakowo erinnern noch heute an verstorbene Angehörige einst hier beheimateter jüdischer Familien; die Inschriften der Grabsteine sind in Hebräisch und in Deutsch abgefasst.

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Weitere Informationen:

Aloys Sommerfeld, Juden im Ermland - Ihr Schicksal nach 1933, in: "Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands", Beiheft 10/1991, Münster 1991

Ronny Kabus, Juden in Ostpreußen, Husum 1998, S. 84

Aloys Sommerfeld, Juden im Ermland, in: M.Brocke/M.Heitmann/H.Lordick (Hrg.), Zur Geschichte und Kultur der Juden in Ost- und Westpreußen, Georg Olms Verlag, Hildesheim/u.a. 2000, S. 87 ff.

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 152

A.Wolosz, Die Juden in den Städten Ostpreußen, in: „Studien Angerburgica“, 7/2002

Krzysztof Bielawski (Red.), Milakowo (dt. Liebstadt), online abrufbar unter: cmentarze-zydowskie.pl/milakowo

Marcel Krueger (Red.), Neues Leben in alten Mauern. Die Synagoge Wartenburg/Barczewo und andere jüdische Spuren im Ermland, online abrufbar unter: kulturforum.info/de/kk-magazin/8163-neues-leben-in-alten-mauern-die-synagoge-wartenburg-barczewo-und-andere-judische-spuren-im-ermland (Juni 2020)

Jewish cemetery in Kaszubska street in Miłakowo, aus: sztetl.org.pl