Mackensen (Niedersachsen)

Datei:Dassel in NOM.svg Das Dorf Mackensen mit derzeit ca. 500 Einwohnern ist seit 1974 ein Ortsteil von Dassel - zwischen Holzminden (im Westen) und Einbeck (im Osten) gelegen (Kartenskizze 'Landkreis Northeim', Hagar 2009, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Möglicherweise könnte es bereits um 1670 zu einer Ansiedlung jüdischer Familien im Dorfe Mackensen gekommen sein, die aus Hildesheim vertrieben worden waren. Nachweislich ließen sich die ersten Juden hier im zweiten Jahrzehnt des 18.Jahrhunderts nieder; sie verdienten als Pferdehändler und Metzger ihren Lebensunterhalt. Um 1830 schlossen sich auch die wenigen Juden aus Dassel und Markoldendorf der sich bildenden Gemeinde in Mackensen an. Um 1875 setzte sich die Synagogengemeinde Mackensen aus insgesamt sieben Familien zusammen, wobei fünf aus Dassel und nur zwei aus Mackensen stammten; an dieser Zusammensetzung der Gemeindemitglieder lag es auch, dass der Sitz der Gemeinde nach Dassel verlegt wurde. Um die für einen Gottesdienst verpflichtende Mindestzahl von zehn religionsmündigen Männern zusammenzubringen, kamen auch einige Juden aus Merxhausen in die Synagoge. Dieses Gebäude, ein Wohnhaus an der Ecke Sievershäuser-/Relliehäuserstraße, war von der Gemeinde gekauft, für gottesdienstliche Zwecke umgestaltet und im April 1875 eingeweiht worden. Doch bereits zwei Jahrzehnte später musste die Gemeinde Dassel aus finanziellen Gründen das Synagogengebäude verkaufen.

Eine in Mackensen betriebene kleine Elementarschule bestand bis in die 1840er Jahre, die nachfolgende Religionsschule bis um 1865; anschließend unterwies ein Privatlehrer die Kinder in religiösen Themen. Um 1900 übernahm dann die Religionsschule in Markoldendorf diese Aufgabe.

Ein Begräbnisplatz wurde erstmals 1770 erwähnt, doch soll dieser bereits Jahrzehnte zuvor angelegt worden sein; der älteste vorhandene Grabstein stammt aus dem Jahre 1835. 

1928 wurde die Gemeinde Sievershausen an die Synagogengemeinde Mackensen/Dassel angeschlossen.

Juden in Mackensen und Dassel:  

    --- 1723 ........................... eine jüdische Familie,

    --- 1762 ...........................   6     “       “   n,

    --- 1800 ...........................   8     “       “   n,

    --- 1842 ...........................  60 Juden,*            * mit Dassel

    --- 1861 ...........................  55   “  ,*

    --- 1871 ...........................  37   “  ,*

    --- 1895 ...........................  27   “  ,*

    --- 1925 ...........................  21   “  ,**           ** nur Dassel

    --- 1933 ...........................   7   “  .

Angaben aus: Rüdiger Kröger (Bearb.), Mackensen, in: H. Obenaus (Hrg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen ..., Bd. 2, S. 1030

 

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten in Mackensen überhaupt keine Juden mehr, auch in Dassel gab es nur noch sehr wenige.

Zur Zeit des Novemberpogroms von 1938 sollen nur noch vier Bewohner mosaischen Glaubens in Dassel gelebt haben; alle vier wurden vermutlich Opfer der Shoa.

 

An der Forststraße, westlich von Mackensen gelegen, findet man auf dem jüdischen Friedhof ca. 20 Grabstätten; die letzte Beerdigung soll hier 1900 gewesen sein. Ebenfalls etwa 20 Grabsteine haben sich auf dem gegen Mitte des 19.Jahrhunderts angelegten jüdischen Begräbnisgeländes an der Sievershäuser Straße in Dassel erhalten.

 Jüdischer Friedhof in Mackensen (Aufn. M. Rosenberg, 2011, aus: wikipedia.org, CCO) und in Dassel (Aufn. T. Brinker, 2010)

 

 

 

In Sievershausen - heute Ortsteil von Dassel - existierte auch eine kleine jüdische Gemeinde, die in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts aus knapp zehn Familien bestand; einschließlich ihrer Mitglieder aus Markoldendorf war die Synagogengemeinde Sievershausen eine der ärmsten Gemeinden im Landrabbinat Hildesheim. Zu ihren gemeindlichen Einrichtungen gehörte eine Begräbnisstätte, die zunächst am „Hegebusch“, ab 1820 „Über den Hey Gärten“ gelegen war; dazu kam ein angemietetes Gebäude, in dem Betraum, Mikwe und Schulraum untergebracht waren. Durch Abwanderung in die Städte verlor die Gemeinde nach 1860 den Großteil ihrer Angehörigen.

Trotz der Einschätzung des Landrabbiners („Die Synagogengemeinde zu Sievershausen hat schon seit Jahrzehnten ihre Lebensfähigkeit eingebüßt. Es giebt in derselben weder eine Schule, noch einen regelmäßigen Gottesdienst oder irgendeine andere zum Wesen einer jüdischen Gemeinde gehörende Einrichtung mit Ausnahme des der Gemeinde gehörenden Begräbnißplatzes“) blieb die winzige Gemeinde zunächst offiziell bestehen. Erst der Tod des letzten männlichen Gemeindemitglieds (1912) führte zum endgültigen Ende der Gemeinde Sievershausen.

Der bis 1935 belegte jüdische Friedhof in Sievershausen Am Hegebusch/Sieversweg weist heute noch ca. 30 Grabsteine auf; der älteste vorhandene Stein datiert von 1850 (Aufn. Mark Rosenberg, 2011, aus: wikipedia.org, CCO).

 

 

In den heutigen beiden Dasseler Ortsteilen Lüthorst und Markoldendorf sind seit Ende des 17.Jahrhunderts einzelne jüdische Bewohner nachweisbar. Der mit Sitz in Lüthorst gebildeten Gemeinde gehörten zeitweilig auch die Juden Markoldendorfs an; allerdings war deren Zugehörigkeit umstritten, da auch die Gemeinde Sievershausen diese für ihre Gemeindelasten ‚beanspruchte’. Mitte der 1880er Jahre wurde der Synagogensitz von Lüthorst nach Markoldendorf verlegt.

Ein Begräbnisplatz „Am Linsenbrink“ gehörte ab 1844 der Lüthorster Gemeinde. Ein Synagogengebäude gab es vermutlich hier nicht.

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten in Lüthorst bzw. Markoldendorf noch drei bzw. fünf jüdische Familien.

Der ehemalige jüdische Begräbnisplatz weist vier Grabsteine auf.

Jüdischer Friedhof Markoldendorf (Aufn. M. Rosenberg, 2011, aus: wikipedia.org, CCO)

2023 wurden in der Brückenstraße von Markoldendorf die ersten drei „Stolpersteine“ verlegt; sie erinnern an die jüdische Familie Dannenberg, die im Flecken ein Textilwarengeschäft betrieben hatte und ihr Leben durch die Emigration in die USA retten konnte. Die Verlegung der messingfarbenen Steinquader erfolgte nach Recherchen von Schüler/innen der IGS Einbeck.

Verlegung der Stolpersteine für Familie Dannenberg: Integrierte  Gesamtschule EinbeckAufn. aus: igs-einbeck.de

 

 

Weitere Informationen:

Hans Norbert-Mittendorf, Die jüdische Gemeinde in Mackensen im 18. und 19.Jahrhundert, in: "Einbecker Jahrbuch", No. 36/1985, S. 93 – 103

Berndt Schaller (Bearb.), Dokumentation der Grabsteine des jüdischen Friedhofs in Mackensen, 1985

Eike Dietert, Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Sievershausen, in: "Einbecker Jahrbuch", No. 37/1986, S. 110 - 126 und No. 40/1989, S. 157 - 168

K. Sadowsky, Die Geschichte der Ortschaft Mackensen, in: "Sollinger Heimatblätter", No.4/1992, S. 1 – 3

Rüdiger Kröger (Bearb.), Lüthorst/Markoldendorf und Mackensen/Dassel, in: Herbert Obenaus (Hrg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Wallstein-Verlag, Göttingen 2005, Band 2, S. 1024 – 1035 (Lüthorst/Markoldendorf) und S. 1383 - 1386 (Mackensen)

Eike Dietert/Rüdiger Kröger (Bearb.), Sievershausen, in: Herbert Obenaus (Hrg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Wallstein-Verlag, Göttingen 2005, Band 2, S. 1383 – 1386

cmf (Red.), Erste Stolpersteine im Flecken verlegt, in: leinetal24.de vom 4.7.2023

N.N. (Red.), Jüdische Familien in Markoldendorf, in: „Einbecker Morgenpost“ vom 9.7.2023