Mandel (Rheinland-Pfalz)
Mandel ist mit derzeit ca. 900 Einwohnern heute ein Ortsteil der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Rüdesheim/Nahe im Landkreis Bad Kreuznach (Kartenskizze 'Landkreis Bad Kreuznach', aus: ortsdienst.de/rheinland-pfalz/bad-kreuznach).
Zu welchem Zeitpunkt sich die ersten jüdischen Familien im Dorfe Mandel bei Bad Kreuznach niedergelassen haben, ist nicht bekannt; vermutlich liegen die Wurzeln der kleinen Gemeinde in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts.
Auch der Bau der winzigen Synagoge auf dem Gelände eines Landwirts kann nicht exakt datiert werden; er wurde vermutlich um 1840/1860 errichtet; das winzige Gebäude aus rotem Sandstein lag eingezwängt zwischen den Wirtschaftsgebäuden.
Synagogengebäude (Aufn. um 1955, Landesamt für Denkmalpflege) und Skizze aus einer Schülerarbeit
Religiöse Aufgaben besorgte zeitweise ein von der Gemeinde angestellter Lehrer, der auch als Chasan und Schochet tätig war. In der alten Rathausstraße befand sich die jüdische Schule.
Ein Friedhofsgelände für verstorbene Mandeler Juden gab es seit den 1820er Jahren nahe des Dorfes.
Die jüdischen Familien in Weinsheim waren seit Mitte des 19.Jahrhunderts der Gemeinde Mandel angeschlossen; trotzdem unterhielten sie eine eigene Betstube, die allerdings nur bei Anwesenheit von Glaubensgenossen aus benachbarten Orten genutzt werden konnte. Möglicherweise zählten auch die wenigen Juden aus Roxheim zur Gemeinde von Mandel.
Juden in Mandel:
--- 1808 .......................... 25 Juden,
--- 1858 .......................... 75 “ ,
.......................... 107 “ ,* * mit Weinsheim
--- 1895 .......................... 48 “ ,*
--- 1925 .......................... 22 “ ,
--- 1933 .......................... 23 “ .
Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “ , S. 263
eine Verkaufsanzeige aus dem Jahre 1884
Nach der Jahrhundertwende setzte sich die jüdische Gemeinde Mandel nur noch aus wenigen Familien zusammen.
Während der „Kristallnacht“ im November 1938 soll das Synagogengebäude geschändet worden sein; auswärtige SA-Angehörige, denen sich auch einheimische Bewohner angeschlossen hatten, demolierten dessen Inneneinrichtung sowie die von Wohnhäusern jüdischer Bewohner.
J-Kennkarte von Simon Hirsch, ausgestellt 1939 in Mainz
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden 24 gebürtige bzw. längere Zeit in Mandel ansässig gewesene jüdische Bürger Opfer des Holocaust (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: .alemannia-judaica.de/mandel_synagoge.htm).
Der auf einer Anhöhe nördlich der Ortschaft gelegene jüdische Friedhof weist heute noch ca. 45 Grabstätten auf.
Jüdischer Friedhof (Aufn. Dirk Zosel, 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
1959/1960 wurden die noch verbliebenen Außenmauern des ehemaligen Synagogengebäudes schließlich abgerissen.
Weitere Informationen:
Kreisverwaltung Bad Kreuznach (Hrg.), Die jüdischen Synagogen im Landkreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 1988, S. 29
Dokumentation jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung, in: "Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach", Band 28/1995, S. 283 - 296
Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 263
Mandel, in: alemannia-judaica.de