Mistelfeld (Oberfranken/Bayern)
Mistelfeld ist mit derzeit ca. 1.000 Einwohnern der drittgrößte Ortsteil der Kreisstadt Lichtenfels - etwa 25 Kilometer südlich von Coburg bzw. ca. 30 Kilometer westlich von Kulmbach gelegen (Kartenskizze 'Landkreis Lichtenfels', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
In der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts ist erstmals die Existenz von Juden in Mistelfeld nachweisbar; die zunächst nur sehr wenigen Familien waren Schutzjuden des Klosters Langheim. Als die Zahl der Juden gegen Mitte des 18.Jahrhunderts angewachsen war, erhielten sie vom Abt die Erlaubnis, eine Synagoge einzurichten; 1753 war „der bau gäntzlich hergestellet und ... (wurde nach) jüdischen gebrauch nach eingeweyhet”. Doch der Landesherr, der Bamberger Fürstbischof verweigerte zunächst - unter Androhung von Strafen - deren Nutzung, gab bald aber seine Zustimmung.
Als immer weniger Juden in Mistelfeld lebten, schloss man die eigene Synagoge; anschließend suchte man die Lichtenfelser Synagoge auf.
Ihre Verstorbenen beerdigte die Judenschaft Mistelfelds auf dem Friedhof in Burgkunstadt, der gemeinsame Begräbnisstätte für die Juden aus dem gesamten Obermain-Gebiet war.
Die jüdische Gemeinde von Mistelfeld unterstand kurzzeitig dem Rabbinat Burgkunstadt, danach dem von Redwitz, in den letzten Jahren dann erneut dem von Burgkunstadt.
Juden in Mistelfeld:
--- 1785 ...................... 59 Juden (ca. 11% d. Dorfbev.),
--- 1830 ...................... 63 “ ,
--- 1852 ...................... 20 “ ,
--- 1867 ...................... 2 “ ,
--- 1870 ...................... keine.
Angaben aus: Günter Dippold, “... auch wohnen viele Juden im Orte”. Die Mistelfelder Juden, S. 113
Die Mistelfelder Juden lebten fast ausschließlich vom Kleinhandel; in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts spielte der Viehhandel eine größere Rolle. Insgesamt lebten die Mistelfelder Juden in eher bescheidenen, teilweise auch ärmlichen Verhältnissen.
Innerhalb weniger Jahrzehnte verlor die Gemeinde durch Abwanderung alle ihre Angehörigen und löste sich Ende der 1860er Jahre schließlich völlig auf.
Das einstige Synagogengebäude - es war bis gegen Mitte des 19.Jahrhunderts von der Gemeinde genutzt worden - existiert heute nicht mehr.
Weitere Informationen:
Harm-Hinrich Brandt, Zwischen Schutzherrschaft und Emanzipation - Studien zur Geschichte der mainfränkischen Juden im 19.Jahrhundert, in: "Mainfränkische Studien", No. 39, Würzburg 1987
Israel Schwierz, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern - Eine Dokumentation, Hrg. Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1992, S. 229
Günter Dippold, “... auch wohnen viele Juden im Orte”. Die Mistelfelder Juden, in: G. Dippolt (Hrg.), 850 Jahre Mistelfeld - Festschrift der Mistelfelder Vereine, Selbstverlag, Lichtenfels 1992, S. 108 - 126
Günter Dippold (Verf.), Die jüdischen Friedhöfe in der Umgebung von Burgkunstadt (Aufsatz), online abrufbar unter: bezirk-oberfranken.de
Mistelfeld, in: alemannia-judaica.de