Münchweiler a.d. Alsenz (Rheinland-Pfalz)
Münchweiler a. d. Alsenz mit derzeit ca. 1.300 Einwohnern ist heute Teil der Verbandsgemeinde Winnweiler im Südwesten des Donnersbergkreises - ca. 10 Kilometer südlich von Rockenhausen bzw. ca. 25 Kilometer nordöstlich von Kaiserslautern gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 mit Eintrag von Winnweiler, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Donnersbergkreis' ohne Eintrag von Münchweiler/Winnweiler, aus: ortsdienst.de/rheinland-pfalz/donnersbergkreis).
In den Jahren 1820/40 gehörte jeder 5. Ortsbewohner dem mosaischen Glauben an.
Erstmals wurde ein Jude in Münchweiler 1682 erwähnt; erst knapp 50 Jahre später finden sich weitere urkundliche Hinweise auf die Anwesenheit von Juden. Die im Dorfe Münchweiler lebenden jüdischen Familien standen unter der Herrschaft Neuhemsbach und waren dieser schutzgeldpflichtig. Als die Ortschaft an die katholischen Grafen von Wieser überging, förderte die neue Herrschaft die Ansiedlung von Juden. Im 18.Jahrhundert lebten nur sehr wenige Familien hier; ihre Anzahl erhöhte sich nach 1800 beträchtlich und erreichte in den 1830er Jahren mit ca. 180 Personen einen Höchststand, was ca. 20% der Dorfbevölkerung entsprach.
In einem um 1805 angekauften, anschließend umgebauten Privathaus an der Hauptstraße richtete die Judenschaft ihre Synagoge ein; der Betraum soll über 40 Männer- und 25 Frauenplätze verfügt haben.
Von 1827 bis 1834 war Münchweiler Rabbinatssitz, danach wurde dieser nach Kaiserslautern verlegt.
Im Synagogengebäude war seit den 1830er Jahren eine jüdische Schule untergebracht; wegen Schülermangels wurde diese nach etwa 40 Jahren wieder aufgelöst.
Stellenanzeige aus: „Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 15.Okt.1883
Begräbnisstätte der Münchweiler Juden war der israelitische Friedhof in Winnweiler, den zahlreiche Gemeinden nutzten; dieses Beerdigungsareal war eines der größten in der Pfalz.
Friedhof in Winnweiler (Aufn. H. 2014, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)
Zur Kultusgemeinde zählten auch die jüdischen Familien aus Neuhemsbach.
Münchweiler gehörte zum Bezirksrabbinat Kaiserslautern.
Juden in Münchweiler:
--- um 1730 ....................... eine jüdische Familie,
--- 1802 .......................... 75 Juden (ca. 12% d. Bevölk.),
--- 1821 .......................... 144 “ (ca. 18% d. Bevölk.),
--- 1834 .......................... 178 “ (in ca. 30 Familien, ca. 23% der Einw.),
--- 1845 .......................... 151 “ ,
--- 1867 .......................... 113 " ,
--- 1875 .......................... 84 “ ,
--- 1890 .......................... 64 “ ,
--- 1900 .......................... 35 “ ,
--- 1904 .......................... 8 jüdische Familien,
--- 1933 .......................... 13 Juden (in 4 Familien),
--- 1938 .......................... 10 “ ,
--- 1940 .......................... 2 “ .
Angaben aus: Nordpfälzer Geschichtsverein (Hrg.), Jüdisches Leben in der Nordpfalz - Dokumentation, S. 151
Die überwiegende Mehrheit der Juden Münchweilers betrieb ein Gewerbe; nur sehr wenige verfügten über größeren Grundbesitz; die meisten Geschäfte am Ort waren in jüdischem Besitz. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wanderten jüdische Familien vermehrt aus Münchweiler ab und die Kultusgemeinde verkleinerte sich.
Zu Beginn der 1930er Jahre lebten hier nur noch vier jüdische Familien.
In der Pogromnacht vom November 1938 brachen ortsansässige SA-Angehörige die Synagoge auf, warfen Ritualien und Gebetbücher auf die Straße und zündeten sie an; zahlreiche Dorfbewohner sahen dem Treiben tatenlos zu. Die beiden letzten im Dorf wohnenden Juden wurden im Herbst 1940 deportiert.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden fünf aus Münchweiler stammende Juden Opfer der Shoa; aus dem nahen Neuhemsbach fanden nachweislich 15 jüdische Bewohner (fast ausschließlich Angehörige der Familie Sonnheim) einen gewaltsamen Tod (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/muenchweiler_synagoge.htm).
Im ehemaligen, nicht zerstörten Synagogengebäude - es hatte gegen Ende des Krieges als Unterkunft für französische Kriegsgefangene gedient - richtete die Kommune Ende der 1950er Jahre ihr Bürgermeisteramt ein; seit 1993 steht das Gebäude - inzwischen in Privatbesitz übergegangen - unter Denkmalschutz.
ehemaliges Synagogengebäude (Aufn. H., 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Weitere Informationen:
Jakob Schläfer, Die Juden in Münchweiler an der Alsenz, in: "Nordpfälzer Geschichtsblätter", No. 39/1959, S. 337 - 339
Egon Busch, Die Münchweilerer Juden, in: "Nordpfälzer Geschichtsblätter", No. 3/1970, S. 56 - 63
Werner Rasche, Die Synagoge von Münchweiler an der Alsenz, unveröffentlichtes Manuskript, o. J.
Nordpfälzer Geschichtsverein (Hrg.), Jüdisches Leben in der Nordpfalz - Dokumentation, Verlag F. Arbogast, Otterbach 1992, S. 38/39 und S. 148 - 151
Bernhard Kukatzki, Jüdische Kultuseinrichtungen in der Verbandsgemeinde Winnweiler: Synagogen, Friedhöfe, Ritualbäder in ... Münchweiler a.d.Alsenz ..., Mannheim 1998
Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 275/276
Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 115/116
Münchweiler, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortsgeschichte)
Egon Busch, Die ehemalige Münchweilerer Synagoge, in: "Nordpfälzer Geschichtsblätter", 2015