Niederrödern (Elsass)

Jüdische Gemeinde - Bad Niederbrunnen (Elsass)Niederrödern (frz. Niederroedern) ist ein im nördlichen Unterelsass gelegener grenznaher Ort mit derzeit knapp 1.000 Einwohnern - zwischen Hagenau und Lauterburg nahe der rechtsrheinischen deutschen Stadt Rastatt gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Niederrödern, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

In Niederrödern gab es eine größere jüdische Gemeinde, die ihren numerischen Höchststand gegen Mitte des 19.Jahrhunderts erreichte; ihre Wurzeln reichen bis gegen Ende des 17.Jahrhunderts zurück.

Ihre erste Synagoge weihte die Judenschaft Niederrödern 1785 ein; knapp 100 Jahre später ersetzte ein Neubau in der Herbengasse das alte Gebäude.

                                  

neue Synagoge Niederrödern in der Herbengasse (hist. Aufn. um 1900)   -   Synagogenportal (Bildpostkarte, Ausschnitt)

Zur Verrichtung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer in Anstellung, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.

https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20453/Niederroedern%20Der%20Israelitische%20Bote%2018791120.jpg Kleinanzeige aus: "Der Israelitische Bote" vom 20.11.1879

   Stellenangebot aus: "Das Jüdische Blatt" vom 3.1.1913 https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20453/Niederroedern%20Das%20juedische%20Blatt%2019130103.jpg

Zunächst diente der jüdische Friedhof in Trimbach den verstorbenen Juden aus Niederrödern als Begräbnisstätte. Ende der 1870er Jahre wurde am Ortsausgang in Richtung Hagenau ein eigenes Beerdigungsareal im Anschluss an den allgemeinen Ortsfriedhof angelegt.

Die jüdische Gemeinde von Niederrödern zählte zum Rabbinatsbezirk Surburg - Soultz vorm Wald, seit 1930 zu dem von Weissenburg (Wissembourg).

Juden in Niederrödern:

         --- 1784 ..................... ca. 160 Juden (in 31 Familien),

    --- 1807 ......................... 212   “  ,

    --- 1846 ......................... 311   “  ,

    --- 1861 ......................... 278   “  ,

    --- 1870 ......................... 252   “  ,

    --- 1905 ......................... 121   “  ,

    --- 1910 ......................... 101   “  ,

    --- 1936 .........................  33   “  ,

--- 1939 (Sept.) .................  37   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 43

Ansichtskarte / Postkarte Niederrœdern Niederroedern | akpool.dehist. Postkarte von Niederrödern (aus: akpool.de)

 

Das Ende der jüdischen Gemeinde von Niederrödern kam Anfang der 1940er Jahre.

Die bereits seit Jahren nicht mehr zu gottesdienstlichen Zusammenkünften genutzte Synagoge wurde als Lager für landwirtschaftliche Produkte verwendet. In den letzten Kriegsmonaten wurde das Synagogengebäude als Munitionslager der deutschen Wehrmacht genutzt; im Januar 1945 wurde es durch Bomben zerstört.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden neun aus Niederrödern stammende jüdische Bewohner Opfer der "Endlösung" (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/niederroedern_synagogue.htm).

 

Nach Kriegsende ließen sich drei jüdische Familien wieder in Niederrödern nieder; allerdings blieben sie hier nur bis Anfang der 1960er Jahre.

Auf dem jüdischen Friedhof – an der Rue de la Gare am Ortsausgang in Richtung Hagenau – befinden sich zahlreiche Grabmale; die meisten der Grabstelen sind kunstvoll gestaltet und mit vielfältiger Grabsymbolik versehen.

        

jüdischer Friedhof in Niederrödern (alle Aufn. Gerd Eichmann, 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)


 

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992, S. 102

Niederroedern, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Bildmaterial zur jüdischen Ortsgeschichte)

Ausstellung zu den Spuren der jüdischen Geschichte in Niederroedern, 2010 (eröffnet am "Tag der Europäischen jüdischen Kultur" am 5. 9. 2010)