Oberhagental (Elsass)

Jüdische Gemeinde - Buschweiler (Elsass) Das im Oberelsass gelegene kleine Dorf Oberhagent(h)al - am Südostrand des Sundgau, nur wenige Kilometer von Basel entfernt - trägt heute die franz. Ortsbezeichnung Hagenthal-le-Haut und besitzt derzeit kaum mehr als 600 Einwohner (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Oberhagental, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Die Anfänge einer jüdischen Gemeinde reichen bis in die zweite Hälfte des 17.Jahrhunderts zurück; im Laufe des 18.Jahrhunderts wuchs die Kultusgemeinde stetig an und erreichte um 1790/1810 mit mehr als 300 Angehörigen ihren Höchststand. Diese lebten zumeist vom Handel, den sie vornehmlich in der Nordschweiz betrieben.

Der Bau einer Synagoge ist aus dem Jahre 1724 belegt; da aber eine behördliche Baugenehmigung nicht vorlag, musste das Gebäude wieder abgebrochen werden. Erst 1740 konnten die Juden in Oberhagental ein neues Gotteshaus einweihen.

Über ein Beerdigungsgelände mitten im Ort verfügte die Judenschaft vermutlich seit Ende des 18.Jahrhunderts; zuvor hatten Begräbnisse auf dem Friedhof in Hegenheim stattgefunden.

Juden in Oberhagental:

         --- 1689 ........................   3 jüdische Familien,

    --- 1716 ........................  12     “       “    ,

    --- 1766 ........................  24     “       “    ,

    --- 1784 ........................ 271 Juden (in ca. 50 Familien),

    --- 1808 ........................ 304   “  ,

    --- 1846 ........................ 133   “  ,

    --- 1861 ........................   7   “  ,

    --- 1898 ........................   keine.

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire

 

Seit Mitte des 19.Jahrhunderts nahm die Zahl der Angehörigen der jüdischen Gemeinde in Oberhagental rapide ab; schließlich löste sich die Gemeinde ganz auf; die revolutionären Unruhen des Jahres 1848 richteten sich auch gegen die jüdischen Bewohner; so wurde u.a. deren Synagoge geplündert. Die Ereignisse verstärkten noch den Abwanderungsprozess, der nun noch mehr forciert wurde.

Ein Teil der jüdischen Abwanderer gehörte zu den Mitbegründern der israelitischen Gemeinden in Bern, Biel, La Chaux-de-Fonds und Avenches. 1864 hatte die Schweiz den französischen Juden die Freizügigkeit gewährt. Nachdem das Elsass nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 an Deutschland gefallen war, verließen fast alle noch in Oberhagenthal verbliebenen jüdischen Familien - aus Treue zu Frankreich - ihren Heimatort. Gegen Ende des Jahrhunderts lebten keine jüdischen Bewohner mehr am Ort.

Die Synagoge war schon zu Beginn der 1890er Jahre aufgegeben worden; das Gebäude diente danach als Werkstatt. Vermutlich wurde es aber schon wenige Jahre später abgebrochen.

Blick auf den jüdischen Friedhof (Aufn. J. Hahn, 2004)  

Reste des um 1795 angelegten jüdischen Friedhofs sind heute das einzige Zeugnis jüdischer Ansässigkeit im elsässischen Oberhagenthal.

 Abraham Ris, der in den Jahren 1812–1834 das Amt des Rabbiners in Endingen und Lengnau ausübte, stammte aus Oberhagental.

 

Im unweit entfernten Hagenthal-le-Bas gab es auch eine israelitische Gemeinde, die größer war als die in Oberhagental; so gehörten ihr in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts immerhin fast 500 Angehörige an.

[vgl. Niederhagental (Elsass)]

 

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

Eliane de Thoisy (Hrg.), Le Judaisme Alsacien. Histoire, Patrimoine, Traditions, Straßbourg 1999

Hagenthal-le-Haut, in: alemannia-judaica.de