Neumarkt (Schlesien)
Das niederschlesische Neumarkt - zwischen Breslau (im O) und Liegnitz (im W) gelegen - ist das polnische Środa Śląska mit derzeit ca. 9.500 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Środa Śląska markiert, aus: Mapa Polski).
Im niederschlesischen Neumarkt - einer im 12.Jahrhundert entstandenen Marktsiedlung am Handelsweg zwischen Liegnitz und Breslau gelegen - werden Juden bereits im 13.Jahrhundert erwähnt; 1455 sollen sie aber von hier „auf ewige Zeiten“ vertrieben worden sein.
Stadtansicht von Neumarkt, um 1815 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Um 1770 wurde erstmals wieder einem einzelnen Juden ein Wohnrecht in Neumarkt zugestanden. Erst um/nach 1812 ließen sich in Neumarkt wieder jüdische Familien in nennenswerter Zahl nieder und bildeten später eine Gemeinde, die zunächst der israelitischen Gemeinde von Schweidnitz unterstand; spätestens 1860 war sie dann autonom. 1845 zählte die Kultusgemeinde ca. 130 Personen und um 1870 erreichte sie ihren personellen Höchststand mit ca. 200 Angehörigen.
Neben einem 1844 angelegten Friedhof in der Bergstraße gab es seit 1864 (andere Angabe: 1862) auch ein Synagogengebäude an der Ecke Konstadtstraße/Schlosserstraße.
Synagoge von Neumarkt (hist. Aufn.)
Juden in Neumarkt:
--- 1800 ......................... eine jüdische Familie,
--- 1817 ......................... 17 Juden,
--- 1818 ......................... 27 “ ,
--- 1840 ......................... 90 " ,
--- 1845 ......................... 130 " ,
--- 1871 ......................... 202 “ ,
--- 1890 ........................ 86 “ ,* * im Landkreis: 107 Pers.
--- 1925 ......................... 47 “ ,* * im Landkreis: 129 Pers.
--- 1933 ......................... 62 “ .
Angaben aus: Sroda Slaska, in: sztetl.org.pl
Stadtzentrum Neumarkt - hist. Postkarte (aus: akpool.de)
Anfang der 1930er Jahre setzte sich die jüdische Minderheit nur noch aus ca. 35 Personen zusammen. Während des Novemberpogroms von 1938 wurden die Synagoge und die beiden noch bestehenden jüdischen Geschäfte zerstört.
1942 waren nur noch vier "in Mischehe“ verheiratete jüdische Personen im Ort verblieben.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde der jüdische Friedhof zerstört. Seit 2001 erinnert ein Gedenkstein mit einer dreisprachig abgefassten Inschrift an den ehemaligen jüdischen Friedhof des Ortes; das einstige Begräbnisareal wurde in kommunistischer Zeit überbaut.
Gedenkstein (Aufn. Sonia Kierzkowska, aus: sztetl.org.pl)
Weitere Informationen:
Bernhard Brilling, Die jüdischen Gemeinden Mittelschlesiens - Entstehung u. Geschichte, Verlag Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz, 1972
Hugo Weczerka, Neumarkt (Środa Śląska), in: ders. (Hrg.), Handbuch der historischen Stätten. Schlesien, Stuttgart 1977, S. 342 - 347
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 2, S. 883
Sroda Slaska, in: sztetl.org.pl
K. Bielawski (Red.), Sroda Slaska, in: kirkuty.xip.pl