Nessau (Westpreußen)

File:Torun Mapa.PNG - WikipediaNessau - etwa 20 Kilometer weichselabwärts von Thorn (poln. Torun) gelegen - ist das poln. Nieszawa mit derzeit ca. 2.000 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte, aus: europa1900.eu und Kartenskizze 'Polen' mit Nieszawa rot markiert, Y. 2006, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).

 

In den letzten Jahrzehnten des 19.Jahrhunderts erreichte die jüdische Gemeinde ihren personellen Zenit; zeitweilig stellten die jüdischen Bewohner etwa 20% der Ortsbevölkerung.

In der kleinen Ortschaft gab es eine jüdische Gemeinde, deren Wurzeln bereits gegen Ende des 15.Jahrhunderts gelegt wurden.

Mit Beginn des 19.Jahrhunderts setzte in Nessau eine beachtliche jüdische Zuwanderung ein; 1834 gehörten der Gemeinde ca. 125 Personen an; die Familien lebten damals in einem ihnen zugewiesenen Wohngebiet. 1849 errichtete die Judenschaft an der Hauptstraße nach Thorn ein aus Backsteinen erbautes Synagogengebäude.

 

        Synagoge von Nessau (hist. Aufn.)                                Signet der Gemeinde

Ein jüdischer Friedhof wurde im frühen 19.Jahrhundert angelegt. 

Juden in Nessau:

--- 1808 ......................   68 Juden (ca. 7% d. Bevölk.),

--- 1812 ......................   84   “  ,

--- 1820 ......................  126   “  ,

--- 1845 ......................  251   “   (ca. 16% d. Bevölk.),

--- 1856 ......................  283   “   (ca. 18% d. Bevölk.),

--- 1870 ......................  476   “   (ca. 20% d. Bevölk.)

--- 1892 ................... ca. 390   “  ,

--- 1910 ................... ca. 550   “   (ca. 17% d. Bevölk.),

--- 1921 ................... ca. 260   “  ,

--- 1923 ....................... 215   “  ,

--- 1935 ................... ca.  80   “  .

Angaben siehe: Nieszawa, in: sztetl.org.pl

 

Vor Beginn des Ersten Weltkrieges belief sich der jüdische Bevölkerungsanteil auf ca. 13% (ca. 540 Personen); Mitte der 1930er Jahre lebten dann hier nur noch ca. 80 Einwohner mosaischen Glaubens; zahlreiche Familien waren zwischenzeitlich abgewandert, ein Teil auch nach Nordamerika emigriert, weil die hiesigen ökonomischen Bedingungen – besonders was den Handel betraf – sich deutlich verschlechtert hatten.

Kurz nach deutscher Besetzung Anfang Sept. 1939 wurde die Synagoge in Brand gesetzt; die Häuser der jüdischen Familien wurden geplündert.                

Wenige Wochen später erfolgte die Deportation der noch verbliebenen Juden ins Ghetto Kutno. Der Friedhof wurde auf behördliche Anweisung zerstört, das Gelände eingeebnet. Vom einstigen jüdischen Friedhof sind heute keine Überreste mehr vorhanden – außer einem einzigen Grabstein, der im lokalen Museum aufbewahrt wird.

 

 

 

Weitere Informationen:

Max Aschkewitz, Der Anteil der Juden am wirtschaftlichen Leben Westpreußens um die Mitte des 19.Jahrhunderts, in: "Zeitschrift für Ostforschung", No. 11/1962, S. 482 ff.

Max Aschkewitz, Zur Geschichte der Juden in Westpreußen, in: "Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuropas", No. 81, hrg. vom Johann Gottfried Herder-Institut, Marburg 1967

Wajda Kazimierz, Kooperation - Koexistenz - Konfrontation. Deutsche und Polen in Thorn 1871 - 1914, in: "Berichte und Forschungen. Jahrbuch des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte", Band 2/1994

Z. Waszkiewicz, Nieszawa in 1918 – 1939, Torun 2004

Nieszawa, in: sztetl.org.pl

Nieszawa, in: kirkuty.xip.pl