Ober-Mockstadt (Hessen)

LEADER Karte WetterauParkstraße in 63691 Ranstadt Ober-Mockstadt (Hessen) Ober-Mockstadt - mit derzeit ca. 750 Einwohnern - ist seit 1971 ein Ortsteil der Kommune Ranstadt im hessischen Wetteraukreis - ca. 20 Kilometer südöstlich von Butzbach gelegen (Kartenskizze aus: wfg-wetterau.de/regionalentwicklung/regionalentwicklung-wetterauoberhessen.html).

 

Im Dorf Ober-Mockstadt gab es seit dem beginnenden 19.Jahrhundert eine jüdische Gemeinde, die aber stets nur sehr wenige Familien zählte. Seit ca. 1850 gehörten auch die Juden aus Ranstadt dazu (zuvor hatten die Ranstadter Juden zur Gemeinde Nieder Mockstadt gezählt).

Neben einem in einem älteren Fachwerkhause untergebrachten Betraum in der Untergasse und einer Mikwe stand auch ein kleines, erst um 1895 angelegtes Friedhofsgelände zur Verfügung.

Über einen eigenen Lehrer verfügte die Gemeinde nur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts; nach Wegzug der Familie Oppenheimer konnte sich die finanzschwache Gemeinde keinen eigenen Lehrer mehr leisten; so wurde den wenigen Kindern Religionsunterricht durch auswärtige Lehrer erteilt.

Die Gemeinde gehörte zum orthodoxen Provinzialrabbinat Oberhessen mit Sitz in Gießen.

Juden in Ober Mockstadt:

--- 1828 ......................... 34 Juden,

--- 1861 ......................... 43   “  (ca. 6% d. Bevölk.),

--- 1880 ......................... 41   “  ,

--- 1900 ......................... 34   “  ,

--- 1905 ......................... 32   “  ,

--- 1910 ......................... 35   “  (ca. 5% d. Bevölk.),

--- 1921 ......................... 27   “  (in 7 Familien),

--- 1924 ......................... 21   “  ,

--- 1933 ......................... 27   “  (ca. 4% d. Bevölk.),

--- 1939 (März) .................. keine.

Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 2, S. 153

 

Gegen Ende der 1920er Jahre bestand in Ober Mockstadt infolge Abwanderung keine organisierte Gemeinde mehr; deren offizielle Auflösung muss Mitte der 1930er Jahre erfolgt sein.

Zu Beginn des Jahres 1939 hatten alle jüdischen Bewohner Ober Mockstadt verlassen; über den Verbleib der letzten jüdischen Abwanderer ist nichts Genaues bekannt.

Jeweils vier aus Ober Mockstadt und aus Ranstadt stammende jüdische Bewohner sind nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem während der NS-Zeit gewaltsam ums Leben gekommen (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe. alemannia-judaica.de/ober-mockstadt_synagoge.htm).

 

2013 wurde auf dem Platz vor dem Alten Rathaus in Ober Mockstadt ein Gedenkstein mit einer dort angebrachten -tafel aufgestellt, die an vier Familien israelitischen Glaubens erinnert, die bis Ende der 1930er Jahre hier im Ort ihren Lebensmittelpunkt hatten.

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Jüdischer Friedhof in Ranstadt (Aufn. Andreas Becker, 2014/2015, aus: alemannia-judaica.de)

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag Frankfurt/M. 1971, Bd. 2, S. 153/154

Studienkreis Deutscher Widerstand (Hrg.), Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 – 1945, Hessen I: Reg.Bez. Darmstadt, 1995, S. 332

Susanne Gerschlauer, Katalog der Synagogen, in: Ulrich Schütte (Hrg.), Kirchen und Synagogen in den Dörfern der Wetterau, in: "Wetterauer Geschichtsblätter - Beiträge zur Geschichte u. Landeskunde", Band 53, Friedberg (Hessen) 2004, S. 555 ff.

Ober Mockstadt, in: alemannia-judaica.de

Ranstadt (Wetteraukreis) - Jüdischer Friedhof, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Aufnahmen)

Michael Strecker, Warum war die Hitlerbewegung in unseren Dörfern bei freien Wahlen so erfolgreich? Ranstadt, Dauernheim und Ober-Mockstadt von 1918 bis 1933, in: "Wetterauer Geschichtsblätter", 60/2011

N.N. (Red.), Erinnerungstafel zum Gedenken an die Ober-Mockstädter jüdischen Familien eingeweiht, in: „Kreis-Anzeiger“ vom 11.11.2013