Nieder-Flörsheim (Rheinland-Pfalz)

RheinhessenBildergebnis für kreis alzey-worms karte Flörsheim-Dalsheim ist eine Ortsgemeinde im Südteil des rheinland-pfälzischen Landkreises Alzey-Worms; sie gehört der Verbandsgemeinde Monsheim an, deren größte Kommune sie mit mehr als 3.000 Einwohnern ist (Ausschnitt aus hist. Karte mit Monsheim wenige Kilometer westlich von Worms, aus: wikipedia.org gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Alzey-Worms', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In Nieder-Flörsheim – heute Ortsteil von Flörsheim-Dalsheim - gab es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine winzige jüdische Gemeinde, deren Anfänge um 1800 lagen. Um 1850/1860 erreichte die Gemeinde eine personelle Stärke von knapp 60 Mitgliedern. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten eine Synagoge mit Religionsschule und zwei in Kellern von Privathäusern untergebrachte Mikwen.

Religiöse Aufgaben der Gemeinde besorgte zeitweise ein angestellter Lehrer; ab den 1890er Jahren teilte man sich den Religionslehrer gemeinsam mit der Nachbargemeinde Monsheim. Nur noch zu hohen Feiertagen wurden in Nieder-Flörsheim Gottesdienste abgehalten, die ein nur auf Zeit angestellter Kantor abhielt.

https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20467/Nieder-Floersheim%20Israelit%2019000820.jpg aus: "Der Israelit" vom 13.2.1861, 5.6.1893 und 20.8.1900

Verstorbene wurden auf dem jüdischen Friedhof in Dalsheim beerdigt. Dieser bereits um 1580 angelegte Friedhof – an der nördlichen Stadtmauer „Am Pfarrgarten“ - diente bis ins beginnende 19.Jahrhundert (und z.T. auch noch später) umliegenden jüdischen Gemeinden (Heppenheim a.d.Wiese, Hohensülzen. Kriegsheim Monsheim u. Nieder-Flörsheim) als zentrale Begräbnisstätte.

Auf dem ca. 1.700 m² großen Friedhofsgelände sind heute etwa 150 Grabsteine vorhanden; der älteste datiert von 1721. Das Begräbnisareal wurde noch bis in die 1930er Jahre von Verstorbenen aus der nahen Umgebung belegt.

Jüdischer Friedhof (Dalsheim) - 20180930155713.jpg

Jüdischer Friedhof in Dalsheim (Aufn. Klaus Graf, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 und MTT, 2018, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Anm.: In Dalsheim sind einzelne jüdische Familien in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts nachweisbar.

Die kleine Gemeinde war dem Rabbinatsbezirk Worms zugeteilt.

Juden in Nieder-Flörsheim:

--- um 1808 ................... ca. 30 Juden (in 7 Familien),

--- 1816 .......................... 37   “  ,

--- 1828 .......................... 46   "  ,

--- 1861 .......................... 56   “  ,

--- 1900 .......................... 22   “  ,

--- 1905 .......................... 20   “  ,

--- 1931 ..........................  6   “  ,

--- 1933 ..........................  4   “  .

Angaben aus: S. Fischbach/I. Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “ S. 150

 

Als die Zahl der Gemeindeangehörigen zurückgegangen und die Bezahlung eines Religionslehrer ais eigenen Mitteln nicht mehr möglich war, schloss man sich um 1890 mit der Monsheimer Gemeinde zusammen.

1925 lebten nur noch sechs Bewohner mosaischen Glaubens im Dorf. Bereits Jahre zuvor war die Synagoge in der Untergasse geschlossen worden.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ sind nachweislich fünf aus Nieder-Flörsheim stammende Juden Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/floersheim_synagoge.htm).

 

Das ehemalige als Synagoge und späterhin als Scheune genutzte Gebäude steht heute unter Denkmalschutz (Aufn. M. Ohmsen, 2013, aus: alemannia-judaica.de).

Die Synagoge in Nieder-Flörsheim (Gemeinde Flörsheim-Dalsheim, Kreis  Alzey-Worms)Am Gebäude ist eine Inschriftentafel mit dem folgenden Text angebracht: „Reste der ehemaligen Synagoge. Sie wurde erstmals 1851 erwähnt. - Wahrscheinlich Ende des 18. Jahrhunderts als Saalbau mit hohen Rundbogenfenstern erstellt. - 1920 wurde sie geschlossen und an Privatleute verkauft. Heute dient sie als Scheune und steht seit 1982 unter Denkmalschutz. Ortsgemeinde Flörsheim-Dalsheim."

vgl. auch Monsheim (Rheinland-Pfalz)

 

 

 

Weitere Informationen:

Albrecht Eckhardt, Flörsheim – Nieder-Flörsheim 768 – 1816. Aus dem ersten Jahrtausend seiner Geschichte, in: Nieder-Flörsheim 768 – 1968. Aus der Geschichte eines rheinhessischen Winzerdorfes, Festschrift 1968

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 1, S. 113 (Dalsheim)

S. Fischbach/I. Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “ Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 150/151

Nieder-Flörsheim, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)