Miawa/Myjava (Slowakei)
Die westslowakische Kleinstadt Miawa/Myjawa (ung. Miava) mit derzeit ca. 11.000 Einwohnern ist ca. 85 Kilometer nordöstlich von Pressburg/Bratislava gelegen (Kartenskizze aus: wikiwand.com/de/Okres_Myjava).
Ansicht von Myjava (hist. Aufn., um 1910)
Seit dem 17.Jahrhundert sollen in der Ortschaft jüdische Familien – sie stammten aus mährischen Gebieten - gelebt haben; sie waren von dort ausgewiesen worden.
Anfänglich war die hiesige Judenschaft als „Filialgemeinde“ der des mährischen Straßnitz (Strážnice) angeschlossen und bildete erst gegen Mitte des 19.Jahrhunderts eine autonome Gemeinde, deren erster Rabbiner Joseph Honig war.
Seit ca. 1790 gab es im Ort ein Bethaus. Gegen Mitte der 1840er Jahre ließ die Gemeinde einen Synagogenneubau errichten; etwa zeitgleich wurde eine eigene Elementarschule eröffnet; daneben gab es auch eine Talmud-Thora Schule.
Synagoge - hist. Aufn. (aus: myjava.sk/mesto/aktuality/252-na-mieste-synagogy)
Ein eigener Friedhof - betreut von einer Chewra Kadischa – vervollständigte die religiösen gemeindlichen Einrichtungen.
Juden in Miawa/Myjava:
--- 1786 ........................ 75 Juden,
--- 1828 ....................... 183 “ ,
--- 1880 ....................... 430 “ ,
--- 1919 ....................... 204 “ ,
--- 1922 ................... ca. 400 “ ,* * mit angeschlossenen Dörfern
--- 1930 ................... ca. 165 “ ,
--- 1940 ................... ca. 110 “ .
Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 862
und The Jewish community of Myjawa, in: dbs.bh.org.il/place/myjava
Während der revolutionären Unruhen des Jahres 1848 hatten die jüdischen Bewohner der Kleinstadt besonders zu leiden, als der Mob ihr Eigentum plünderte und z.T. zerstörte.
Um die Jahrhundertwende zeichnete sich eine deutliche Abwanderung ab, die sich nach Ende des Ersten Weltkrieges infolge zionistischer Aktivitäten noch verstärkte.
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lebten in Myjawa noch etwa 120 Juden, die nun der antisemitischen Politik des slowakischen Staates, insbesondere der Hlinka-Garde, ausgesetzt waren.
Ende März 1942 begannen die Deportationen, zunächst nach Auschwitz und Majdanek; im Sommer des gleichen Jahres verschleppte man ganze Familien in Ghettos/Lager im Distrikt Lublin. Als deutsche Truppen im September 1944 in Myjawa einrückten, wurden die wenigen hier noch lebenden jüdischen Bewohner deportiert; nur einzelnen Juden gelang es zu flüchten.
Während der deutschen Okkupation wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört, das Gebäude zu einer Stallung gemacht.
Nach Kriegsende kehrten nur wenige Überlebende zurück.
In Turá Lúka – einer Ortschaft in der Region Myjawa – sollen sich in der ersten Hälfte des 18.Jahrhundert einzelne jüdische Familien aufgehalten haben. Eine Gemeinde bildete sich erst zu Beginn des 19.Jahrhunderts; ihren zahlenmäßigen Zenit erreichte diese um 1860/1880, als sich auch Familien aus umliegenden Dörfern der orthodox ausgerichteten Gemeinde angeschlossen hatten. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten ein Bethaus, eine Mikwe, ein Friedhof und eine Religionsschule.
Juden in Turá Lúka:
--- 1768 .................... 2 jüdische Familien,
--- 1828 .................... 82 Juden,
--- 1880 .................... 150 “ (ca. 8% d. Bevölk.),
--- 1900 .................... 89 “ ,
--- 1930 .................... 16 “ ,
--- 1940 .................... 11 “ .
Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), S. 1347
und Turá Lúka – jewishgen.org/Yizkor/pinkas_slovakia/slo246
Abwanderung in größere Städte ließ sie die Gemeinde innerhalb weniger Jahrzehnte zur Bedeutungslosigkeit absinken.
Die letzten wenigen jüdischen Bewohner von Turá Lúka wurden 1942 deportiert.
Weitere Informationen:
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 862 (Myjawa) und Vol. 3, S. 1347 (Turá Lúka)
The jewish community of Myjawa, Hrg. Beit Hatfutsot – Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/myjava
The Jewish School in Myjawa, Hrg. Beit Hatfutsot – Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/image/the-jewish-school-botton-center-in-myjava-slovakia (hist. Postkarte)
Madeleine Isenberg (Red.), Turá Lúka – Encyclopaedia of Jewish communities, Slovakia, online abrufbar unter: jewishgen.org/Yizkor/pinkas_slovakia/slo246