Pfastatt (Elsass)
Die oberelsässische Kleinstadt Pfastatt - nur wenige Kilometer nordwestlich von Mülhausen (Mulhouse) gelegen - besitzt derzeit ca. 9.500 Einwohner (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905 ohne Eintrag von Pfastatt, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).
In Pfastatt existierte eine israelitische Gemeinde, die um 1850 mit mehr als 300 Angehörigen ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichte. Innerhalb der dörflichen Gemeinschaft sollen die jüdischen Familien gut integriert gewesen sein; sie waren Mitglieder in lokalen Vereinen und stellten auch Vertreter im Ortsrat.
Eine erste Synagoge wurde im 18.Jahrhundert eingeweiht; als die Zahl der Gemeindemitglieder bereits stark rückläufig war, wurde 1901 ein neues Gebäude bezogen.
Bildmitte: Synagoge in Pfastatt - Ausschnittsvergrößerung (Aufn. aus: judaisme.sdv.fr/synagog)
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24.Okt. 1901
Auch eine jüdische Schule gehörten seit Ende des 18.Jahrhunderts zu den gemeindlichen Einrichtungen.
Stellenanzeige aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 24.Febr. 1875
Das zeitweilig in Pfastatt bestehende Rabbinat wurde 1910 aufgelöst; fortan war dieses in Dornach beheimatet.
Juden in Pfastatt:
--- um 1660 ..................... ca. 50 Juden,
--- 1784 ............................ 22 jüdische Familien,
--- 1806/07 ..................... ca. 160 Juden,
--- 1846 ............................ 328 “ ,
--- 1861 ............................ 238 “ ,
--- 1900 ............................ 68 “ ,
--- 1910 ............................ 52 “ ,
--- 1936 ............................ 54 “ ,
--- 1953 ............................ 18 “ .
Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 48
Im 19.Jahrhundert waren die meisten Gewerbetreibenden in Pfastatt jüdische Kaufleute. Abwanderung - zumeist nach Mülhausen - ließ die Zahl der Gemeindeangehörigen deutlich zurückgehen; zumeist verblieben nur gut verdienende Familien im Ort. 1934 wurde die Synagoge geschlossen. Nach der deutschen Besetzung 1940 wurden die verbliebenen jüdischen Familien vertrieben.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden neun aus Pfastatt stammende jüdische Bürger Opfer der "Endlösung" (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/pfastatt_synagogue.htm).
Das Synagogengebäude wurde kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges abgerissen. Anfang der 1950er Jahre wurde in Pfastatt ein neuer Betraum eingeweiht.
feierliche Einweihung des Betraums, 1951 (Aufn. Rothé)
In Wittenheim bildete sich im 18.Jahrhundert eine kleine israelitische Gemeinde; kurz vor der Französischen Revolution setzte diese sich aus ca. 50 Angehörigen zusammen, die in der „Judengasse“ lebten. Bis gegen Mitte des 19.Jahrhunderts hatte sich deren Zahl nur unwesentlich erhöht (1846: 68 Pers.). Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten ein Betsaal, zeitweilig eine Religionsschule und eine Mikwe. Die kleine Gemeinde gehörte zum Rabbinat Pfastatt. Ende der 1870er Jahre wurde die Synagoge aufgegeben, da kein Minjan mehr zustande kam. 1936 lebten noch sieben Bewohner jüdischen Glaubens in Wittenheim.
zu einem Wohnhaus umgebautes ehem. Synagogengebäude (Aufn. aus: Rothé/Warschawski)
Weitere Informationen:
Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992
André Lichtle/Elisabeth Schumacher (Bearb.), Les Juifs á Pfastatt - Die Juden in Pfastatt, in: judaism.sdv.fr
Pfastatt, in: alemannia-judaica.de
Wittenheim, in: alemannia-judaica.de