Regenwalde (Hinterpommern)

Regenwalde - Europa1900Bildergebnis für regenwalde Das nordöstlich von Naugard bzw. westlich von Schivelbein gelegene Regenwalde a.d. Rega ist das heutige polnischen Resko mit derzeit ca. 4.300 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte, aus: europe1900.eu  und Ausschnitt aus topografischer Karte 'Region Regenwalde/Plathe', aus: ?)

 

In Regenwalde a.d. Rega existierte eine israelitische Gemeinde. Bereits 1692 erhielt erstmals ein Jude (Marcus Loyser) ein Privileg, sich mit seiner Familie hier niederzulassen; ein weiterer Schutzbrief wurde 1711 ausgestellt. Um 1730 hatten vier jüdische Familien in Regenwalde ihren Wohnsitz. Nach 1812 ließen sich dann mehrere Familien aus den östlichen Provinzen in der Kleinstadt nieder und vergrößerten damit deutlich die Zahl der jüdischen Gemeindeangehörigen.

Mitte der 1840er Jahre wurde hier eine Synagoge gebaut; der aus Feldsteinen errichtete Bau befand sich auf einem Hinterhofgelände in der Großen Wallstraße.

Aus der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts stammte der Friedhof, dessen Anlage südlich der Ortschaft (auf dem Wimmerberg) erfolgte.

Juden in Regenwalde:

--- 1736 ..........................   5 jüdische Haushalte,

--- 1782 ..........................  22 Juden,

--- 1794 ..........................  31   "  ,

--- 1812 ..........................  40   “  ,

--- 1831 ..........................  82   “  ,

--- 1843 .......................... 102   “  ,

--- 1852 .......................... 139   “  ,

--- 1861 .......................... 148   “  ,

--- 1885 ..........................  90   “  ,

--- 1909 ..........................  60   “  ,

--- 1913 ..........................  61   "  ,

--- 1924 ..........................  12   "  ,

         ..........................  72   "  ,*   * im Kreisgebiet

--- 1939 (Mai) ....................  16   “  .

Angaben aus: Wolfgang Wilhelmus, Geschichte der Juden in Pommern (Statistik S.252)

und                 Gerhard Salinger, Die einstigen jüdischen Gemeinden Pommerns, Teilband 3, S. 666/667

          Blick auf Regenwalde, um 1845 (Abb. aus: wikipedia.org, PD-alt-100)

 

Aus Regenwalde wanderten nach 1870 immer Juden ab, sodass sich die Gemeinde Jahrzehnte später schließlich auflöste; in den Jahren zuvor war es noch zu einem Zusammenschluss der jüdischen Gemeinden Cammin, Naugard und Regenwalde zu einer Bezirksgemeinde gekommen.

Die 1935 noch bestehenden zwölf Geschäfte mit jüdischen Eigentümern wurden bis Ende 1938 aufgegeben bzw. „arisiert“. Eine während der Novembertage 1938 versuchte Sprengung des Synagogengebäudes schlug fehl; in den Folgejahren wurde das Gebäude als Kaufhaus genutzt.

Auf dem von der Vegetation völlig überwucherten Friedhofsgelände findet man heute keinerlei Relikte mehr. Die Zerstörung der Begräbnisstätte erfolgte vermutlich schon vor 1939; die Grabsteine „verschwanden“ dann in der Nachkriegszeit.

 

 In Plathe a.d. Rega (poln. Ploty, derzeit ca. 3.900 Einw.) - eine Ortschaft im Krs. Regenwalde ca. 50 Kilometer nordöstlich von Stettin (Ausschnitt aus hist. Karte, aus: wikipedia.org, gemeinfrei) - sind jüdische Familien seit Beginn des 18.Jahrhunderts nachweisbar. Um 1850 setzte sich die Gemeinde aus ca. 70 Personen (in ca. 15 Familien) zusammen. Gottesdienstliche Zusammenkünfte und Religionsunterricht fanden in angemieteten Räumen statt; eine eigene Synagoge existierte hier nicht. Der im Laufe des 18.Jahrhunderts angelegte Friedhof diente auch den Nachbargemeinden wie Greifenberg und Gülzow als Beerdigungsstätte.

Juden in Plathe:

--- 1782 ..........................  16 Juden,

--- 1812 ..........................  10   “  ,

--- 1831 ..........................  37   “  ,

--- 1852 ..........................  75   “  ,

--- 1861 ..........................  58   “  ,

--- 1925 ..........................  18   "  .      

Angaben aus: Wolfgang Wilhelmus, Geschichte der Juden in Pommern (Statistik S.252)

      Ansichtskarte / Postkarte Płoty Plathe Pommern, | akpool.deBahnhofstraße in Plathe (hist. Ansichtskarte)

Unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkrieges lebten in Plathe noch ca. 40 jüdische Bewohner. In den 1920er Jahren war die Gemeinde dann in Auflösung begriffen; 1930 wohnten hier noch 16 Personen jüdischen Glaubens. 1935 gab es im Ort noch zwei Geschäfte jüdischer Eigentümer, nämlich die von Siegmund Arndt (Wilhelmstr.) und Walter Hirsch (Kreuzstr.). Vier Jahre später lebten dann keine Juden mehr in Plathe.

 

 

 

Weitere Informationen:

M.Heitmann/J.H.Schoeps (Hrg.), “Halte fern dem ganzen Land jedes Verderben ...” Geschichte und Kultur der Juden in Pommern, Georg Olms Verlag, Hildesheim/Zürich 1995

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 3, S. 1067

Wolfgang Wilhelmus, Geschichte der Juden in Pommern, Ingo Koch Verlag, Rostock 2004, S. 252

Gerhard Salinger, Die einstigen jüdischen Gemeinden Pommerns. Zur Erinnerung und zum Gedenken, New York 2006, Teilband 3, S. 600 – 604 (Plathe) und S. 663 – 671 (Regenwalde)

Resko, in: sztetl.org.pl

Ploty, in: sztetl.org.pl