Putzig (Westpreußen)
Etwa 25 Kilometer nördlich von Gdingen und in unmittelbarer Nähe zur Halbinsel Hela liegt die kleine Hafenstadt Putzig; sie kam infolge der 1.Teilung Polens (1772) zu Preußen und gehörte bis 1886 zum Kreis Neustadt; ihr heutiger polnischer Name ist Puck und sie besitzt derzeit etwa 11.500 Einwohner (Ausschnitt aus hist. Karte, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Puck rot markiert, K. 2006, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).
Wie in anderen Städten Westpreußens war es bis ca. 1805 nicht erlaubt, dass sich Juden hier niederließen. Erst im ersten Jahrzehnt des 19.Jahrhunderts erreichten die ersten jüdischen Familien die Kleinstadt Putzig; die allererste war die das Kaufmanns Mendel Stern. Alsbald bildete sich hier eine zahlenmäßig recht ansehnliche Gemeinde.
Die Kommunalbehörden gestanden der jüdischen Gemeinde einen Betraum zu, der sich im halbverfallenen Fischertor befand. Im Jahre 1857 wurden die Statuten der Gemeinde erneut festgeschrieben.
Bereits im Jahre 1819 erfolgte die Anlage eines jüdischen Friedhofs.
Juden in Putzig:
--- 1806 ......................... eine jüdische Familie,
--- 1812 ......................... 27 jüdische Haushalte,
--- 1816 ......................... 134 Juden (ca. 11% d. Bevölk.),
--- 1840 ......................... 189 “ ,
--- 1846 ......................... 28 jüdische Haushalte,
--- 1852 ......................... 20 “ “ ,
--- 1867 ......................... 102 Juden,
--- 1885 ......................... 54 “ ,
--- 1895 ......................... 48 “ ,
--- 1910 ......................... 42 “ ,
--- 1921 ......................... 31 “ ,
--- 1929 ......................... 21 “ ,
--- 1936 ......................... 64 “ .
Angaben aus: Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken - Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Teillband 1, S. 209 f.
und Puck, in: sztetl.org.pl
Marktplatz in Putzig, um 1900 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Ab den 1840er Jahren setzte sich eine Abwanderung in Gang, da die hiesige schlechte wirtschaftliche Lage keine Perspektiven bot und größere Städte eine bessere Zukunft boten. Die Putziger Kultusgemeinde verarmte zusehends, so dass keine Mittel zum Abbruch des alten Synagogengebäudes, geschweige denn zu einem Neubau zur Verfügung standen. Ein Spendenaufruf an ehemalige Gemeindemitglieder zeitigte wohl nicht den gewünschten Erfolg. (?)
Über das Schicksal der jüdischen Bewohner Putzigs in der NS-Zeit ist kaum etwas bekannt.
Der jüdische Friedhof wurde während der Kriegsjahre zerstört, Grabsteine entfernt. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Grünfläche, die mit mehreren Findlingen besetzt ist.
Weitere Informationen:
Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken - Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Teillband 1 (Regierungsbezirk Danzig), New York 2009, S. 208 - 219
Puck, in: sztetl.org.pl
K. Bielawski (Red.), Puck, in: kirkuty.xip.pl