Riesenburg (Westpreußen)
Das Städtchen Riesenburg im ehem. westpreußischen Reg.bezirk Marienwerder – das heutige polnische Prabuty in der Woiwodschaft Pommern – besitzt derzeit ca. 8.800 Einwohner (Ausschnitt aus hist. Karte des Kreises Marienburg, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Prabuty rot markiert, Y. 2006, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).
In der ca. 20 Kilometer östlich von Marienwerder gelegenen Ortschaft Riesenburg waren um 1700 noch keine jüdischen Familien ansässig; denn eine behördliche Anweisung verbot Juden jeglichen Handel in der Stadt. Wenige Familien lebten auf adligen Gütern im Amte Riesenburg.
Eine israelitische Gemeinde in Riesenburg bildete sich erst ca. ein Jahrhundert später heraus (ihre offizielle Anerkennung geschah aber erst 1853); ihr Statut stammte aus dem Jahre 1857. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten ein Friedhof - vermutlich um 1810 angelegt (möglicherweise auch schon Jahrzehnte früher) - und eine um 1855 erbaute Synagoge.
Durch einen Großbrand, der 1868 beinahe die gesamte Ortschaft zerstörte, wurden viele Einwohner obdachlos; auch die Synagoge wurde teilzerstört. Ein Aufruf des Gemeindevorstandes um Hilfe für die in Not geratenen Glaubensgenossen und zu Spenden für die Instantsetzung der Synagoge muss erfolgreich gewesen sein.
Synagoge in Riesenburg (hist. Aufn., um 1900)
Vor 1830 besuchten die jüdischen Kinder eine Privatschule; danach die öffentliche Schule.
Juden in Riesenburg:
--- 1812 ............................. 8 jüdische Haushalte,
--- 1831 ............................ 69 Juden (ca. 3% d. Bevölk.),
--- 1840 ............................ 113 “ ,
--- 1849 ............................. 122 “ (in ca. 20 Familien),
--- 1871 ............................ 121 “ ,
--- 1880 ............................ 148 “ ,
--- 1895 ............................. 115 “ ,
--- 1907 ............................. 71 “ ,
--- 1925 ............................. 70 " ,
--- 1930 ......................... ca. 65 “ ,
--- 1938 ............................. 28 “ .
Angaben aus: Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken. Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Teilb. 3, S. 581 u. 585
Um 1880/1890 erreichte die Zahl der Gemeindeangehörigen mit ca. 150 Personen ihren numerischen Höchststand.
Stadtansicht von Riesenburg (hist. Postkarte, um 1910)
Ende der 1930er Jahre hatten die allermeisten Juden Riesenburg verlassen. Im Nov. 1938 wurde das Synagogengebäude in Brand gesteckt und zerstört.
Die Synagogenruine wurde nach 1945 abgerissen und das Gelände eingeebnet.
Auch das Friedhofsgelände ist als solches heute nicht mehr erkennbar; das inzwischen von einem lichten Wald bestandene Gelände weist heute nur noch wenige, im Boden verborgene Grabsteinrelikte auf.
Weitere Informationen:
Max Aschkewitz, Zur Geschichte der Juden in Westpreußen, in: Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuropas, hrg. vom Johann-Gottfried-Herder-Institut No. 81, Marburg 1967
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 1077
Gerhard Salinger, Zur Erinnerung und zum Gedenken. Die einstigen jüdischen Gemeinden Westpreußens, Teilband 3, New York 2009, S. 580 - 588
Prabuty, in: sztetl.org.pl
K. Bielawski (Red.), Prabuty, in: kirkuty.xip.pl