Ruttek/Vrútky (Slowakei)

Map slovakia vrutky.png Ruttek ist die nordslowakische Kleinstadt Vrútky (ungar. Ruttka) mit derzeit ca. 8.000 Einwohnern - etwa 25 Kilometer südöstlich von Sillein (Žilina, ung. Zsolna).

Die ersten jüdischen Familien ließen sich nachweislich im Laufe des ausgehenden 18.Jahrhunderts in Ruttek nieder; weitere Zuzüge waren in den 1820er Jahren zu verzeichnen. Die Bildung einer Kultusgemeinde erfolgte aber erst in den 1870er Jahren, als im Orte bereits etwa 100 jüdische Familien ansässig waren.

Der heute noch vorhandene Synagogenbau (im neogotischen Stil) wurde zu Beginn des 20.Jahrhunderts errichtet. Auf Betreiben und finanzieller Unterstützung des Vorsitzenden der jüdischen Glaubensgemeinschaft, Vrútky Ignác Lang, und durch ein Spendenaufkommen konnte das etwa 500 Personen fassende Gebäude erstellt werden.

In den 1890er Jahren legte man etwa zwei Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums einen jüdischen Friedhof an; eine Chewra Kaschida sorgte für die Begräbnisse. Ein neues Gelände wurde dann ab ca. 1930 als Begräbnisstätte genutzt.

Juden in Ruttek/Vrútky:

--- um 1840 ..........................   7 jüdische Familien,

--- um 1875 ...................... ca. 105     “        “   ,

--- 1910 ......................... ca. 500 Juden,

--- 1924/25 .......................... 528   “  ,

--- 1930 ......................... ca. 424   “  ,

--- 1939 ............................. 375   “  .

Angaben aus: The Jewish Community of Vrútky, in: dbs.bh.org.il/place/vrutky

und                Kommune Vrútky (Hrg.), Vrútky 1255 - 2000

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg gewann die zionistische Bewegung der „Hashomer Hatzair“ in der Stadt eine Anhängerschaft.

Mitte der 1920er Jahre zählte die jüdische Gemeinde mehr als 500 Angehörige.

Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung, Konfiszierung ihres Eigentums und schließlich der 1942 beginnende Abtransport in die Vernichtungslager brachten das Ende der jüdischen Gemeinde in Ruttek/Vrútky.

Mehr als 200 Personen wurden nachweislich Opfer der Shoa.

Die nach Vrútky nach Kriegsende zurückkehrenden Überlebenden verließen aber alsbald wieder die Stadt, um nach Palästina/Israel oder in die USA zu emigrieren; andere verzogen in größere Städte innerhalb der Tschechoslowakei.

In den 1980er Jahren wurde das ehemalige Synagogengebäude - es war in den Jahrzehnten nach dem Kriege unterschiedlichen Nutzungen unterworfen und zudem dem Verfall preisgegeben - aufwändig saniert und zu einem Hotel umgebaut; auf dem Grundstück des zerstörten ehemaligen jüdischen Gemeindehauses wurden Wohnungen errichtet.

Am Gebäude ist eine Gedenktafel angebracht, die an die Opfer des Holocaust erinnert.

Der jüdische Friedhof – auf dem Areal ist auch noch das schlichte Taharahaus erhalten geblieben – weist derzeit noch ca. 70 Grabsteine und -relikte auf; die Steine tragen Inschriften in hebräischer, deutscher oder slowakischer Sprache. Eine symbolische Grabstätte weist auf die Deportationsopfer hin

     

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 3, S. 1416

Yehoshua Robert Buchler (Hrg.), The Jewish Community of Vrútky, in: Encyclopaedia of Jewish Communities: Slovakia, 2003, S. 207

The Jewish Community of Vrutky, Hrg. Beit Hatsutfot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/vrutky

Kommune Vrútky (Hrg.), Vrútky 1255 - 2000 (Monographie)

Vrútky – Jewish Cemetery, online abrufbar unter: slovak-jewish-heritage.org

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 159