Trebnitz (Schlesien)
Die niederschlesische Kleinstadt Trebnitz ist das heutige polnische Trzebnica mit derzeit ca. 13.500 Einwohnern; es liegt ca. 25 Kilometer nördlich von Breslau/Wroclaw (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und nahes Umland von Trebnitz, Abb. aus: polska-org.pl).
Trebnitz gehörte zu den drei Städten im Herzogtum Oels, die im Mittelalter Juden in ihren Mauern beherbergten. Wie fast alle Judenschaften im schlesischen Raum besiegelte auch in Trebnitz das Auftreten des fanatischen Franziskaner-Mönchs Johann von Capistrano das Ende der dortigen Judenschaft.
Trebnitz, um 820 (Abb. aus: commons.wikimedia.org, CCO)
Erst Anfang des 19.Jahrhunderts wurden Juden wieder in der Stadt Trebnitz ansässig. Zuvor hatten sie sich nur zu Handelszwecken kurzzeitig in der Stadt aufhalten dürfen. Die Gründung der jüdischen Gemeinde in Trebnitz ging auf die Zuwanderung Prausnitzer Juden zurück. Anfang der 1830er Jahre wurde eine kleine Synagoge errichtet; etwa gleichzeitig legte die Gemeinde einen eigenen Friedhof an. Die wachsende Zahl der Gemeindeangehörigen machte bald einen Synagogenneubau notwendig, der am Vorabend des jüdisches Neujahrsfestes 1871 eingeweiht wurde.
Juden in Trebnitz:
--- 1834 .......................... 53 Juden,
--- 1849 .......................... 119 “ ,
--- 1871 .......................... 127 “ ,
--- 1880 .......................... 93 “ ,
.......................... 134 “ ,* * Kreis Trebnitz
--- 1924 .......................... 70 “ ,
--- 1925 .......................... 167 “ ,*
--- 1933 .......................... 48 “ ,
.......................... 117 “ ,*
--- 1937 .......................... 36 “ ,
--- 1939 .......................... 120 “ ,*
--- 1942 .......................... 5 “ .
Angaben aus: Bernhard Brilling, Die jüdischen Gemeinden Mittelschlesiens - Entstehung und Geschichte, S. 198
Trebnitz - Postkarte um 1920 (aus: commons.wikimedia.org, CCO)
Gegen Ende der 1870er Jahre begann die Abwanderung von jüdischen Familien aus der Stadt Trebnitz in größere Städte; dagegen blieb die Zahl der Juden im Kreis Trebnitz bis in die NS-Zeit relativ hoch.
Während des Novemberpogroms von 1938 zerstörten Nationalsozialisten die Synagoge und die drei noch bestehenden Geschäfte jüdischer Eigentümer. Ende 1942 lebten in Trebnitz nur noch fünf „in Mischehe“ verheiratete Juden.
Von dem 1827 angelegten jüdischen Friedhof findet man heute kaum noch Spuren; übriggeblieben sind wenige zerbrochene Grabsteine auf einem Gelände, das völlig von der Vegetation überwuchert und zudem vermüllt ist.
Relikte (Aufn. Małgorzata Płoszaj, aus: sztetl.org.pl)
Im schlesischen Dorf Groß Breesen (heute Brzezno Trebnitz) – etwa 30 Kilometer nördlich von Breslau – gab es ein nicht-zionistisches Ausbildungsgut für junge deutsche Jüdinnen/Juden; es war 1936 von der damaligen "Reichsvertretung der Deutschen Juden" als Reaktion auf die beginnende Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland eingerichtet worden. Das Lehrgut Groß Breesen war von einer polnisch-jüdischen Familie gepachtet und worden und diente insgesamt ca. 370 Jugendlichen als Ausbildungsstätte; in zweijährigen Kursen sollten sie hier eine landwirtschaftliche Berufsausbildung erhalten; daneben standen aber auch als Erziehungsprinzipien die „bewusste Bejahung der jüdischen Tradition und das Bekenntnis zum deutschen Kulturerbe“.
Jugendliche bei der Ausbildung auf dem Lehrgut Groß Breesen (Aufn. aus: collections.ushmm.org)
1942 wurde dieses Ausbildungsgut von der Gestapo geschlossen. Die meisten Lehrgangsteilnehmer konnten emigrieren und ließen sich verstreut in der ganzen Welt nieder.
Weitere Informationen:
Werner T. Angress (Bearb.), Auswandererlehrgut Groß Breesen, in: "Jahrbuch des Leo Baeck Instituts", No. 10/1956, S. 168 - 187
Lehrgut Groß Breesen, online abrufbar unter. wikipedia.org/wiki/Groß_Breesen_(Lehrgut)
Geschichte des Lehrgutes Groß Bresen, in: Werner T. Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, S. 51 ff.
Bernhard Brilling, Die jüdischen Gemeinden Mittelschlesiens - Entstehung und Geschichte, Verlag Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz, 1972, S. 196 – 199
Germania Judaica, Band III/2, Tübingen 2003, S. 1463
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 1320
Trzebnica, in: sztetl.org.pl
Beata Lejman/Tomasz Torbus (Bearb.), Trebnitz/Trzebnica, in: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2015