Sedan/Maas (Lothringen)

20 la principauté de Sedan Davanne-Chappier.jpg Das 1424 gegründete Sedan, das in den deutsch-französischen Kriegen Ort großer militärischer Auseinandersetzungen war, liegt im Departement Ardennen unmittelbar an der belgischen Grenze am Ufer der Maas; es weist derzeit eine Bevölkerung von ca. 16.500 Personen auf (Karte der Region um Sedan, 19.Jahrh., aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Im Mittelalter soll in der unmittelbaren Region (Ardennen) eine kleine jüdische Gemeinschaft existent gewesen sein. Nachweislich sollen sich 1609 in Sedan Juden aufgehalten haben. Aus der Zeit um 1630 ist das Vorhandensein eines Bethauses und eines jüdischen Begräbnisplatzes nachgewiesen. Kurzzeitig aus Sedan vertrieben ließen sich nach 1650 im Ort jüdische (sephardische) Einwanderer aus Amsterdam nieder. Doch im Laufe des 18.Jahrhunderts verloren sich deren Spuren wieder.

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Blick auf Sedan um 1620 (Abb. aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)

Die Wurzeln einer neuzeitlichen Gemeinde in Sedan legte der Tuchmacher Hayem Solm Créhange, der sich im Jahre 1798 hier ansiedelte; 1806 wurden schon sechs jüdische Familien gezählt. Doch bis in die Zeit des deutsch-französischen Krieges (1870/1871) blieb die Gemeinde stets klein.

Die Synagoge von Sedan wurde 1878/1879 nach Plänen des Architekten Mazuel erbaut; deren Einweihung fand am 25. August 1880 unter Beisein ziviler u. militärischer Behördenvertreter und des Oberrabbiners von Frankreich statt. Als erster Rabbiner in dem Synagogenneubau Sedans amtierte Simon Debré.

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Synagoge in Sedan (hist. Postkarte, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)  und  hist. Aufn., um 1920 (aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei) 

In der Zeit der ‚Dreyfus-Affäre‘ fand in Sedan eine antisemitische Demonstration statt, der sich etwa 500 Personen angeschlossen hatten und u.a. skandierten: „Nieder mit den Juden! Es lebe die Armee! "

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts zählte die jüdische Gemeinde etwa 100 Angehörige. Während der NS-Okkupation wurden ca. 45 Juden aus Sedan deportiert und ermordet.

Während des Zweiten Weltkrieges bestand in der Nähe von Sedan ein Zwangsarbeiterlager, in dem zumeist Juden inhaftiert waren.

 

Seit Mitte der 1980er Jahre steht das Synagogengebäude unter Denkmalschutz.

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Synagoge (Aufn. Jpcuvelier, 2009 bzw. 2018, aus: wikipedia.org, gemeinfrei bzw. CC BY-SA 4.0)

Nach dem Ende des Algerien-Krieges (1962) vergrößerte sich - durch Zuzüge nordafrikanischer Juden - die Israelitische Gemeinde Sedan, so dass um 1965 ca. 250 Personen mosaischen Glaubens in der Stadt lebten. Allerdings wanderten in der Folgezeit die meisten aus wirtschaftlichen Gründen wieder ab und wandten sich größeren Städten (insbesondere Paris) zu; einige emigrierten auch nach Israel.

                    Fichier:Sedan cimetiere israelite.JPG Zugangspforte zum jüdischen Friedhof (Aufn. Aimelaime, 2014, aus: wikipedia.org CC BY-SA 3.0)

 

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, 2001, Vol. 2, S. 1156

Alain Sartelet, Le patrimoine religieux de Sedan, Dominique Guéniot éditeur, Langres 2002  

Camille Gaubert (Red.), Sedan: la synagogue pourrait être cédée à la Ville, in: lardennais.fr vom 31.5.2021