Strop(p)kau/Stropcov (Slowakei)

File:Okres stropkov.png  Strop(p)kau (slow. Stropkov, ungarisch Sztropkó) ist eine Stadt in der Ostslowakei mir derzeit ca. 10.500 Einwohnern (Kartenskizze M. Pröhl, 2006, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

Jüdische Ansässigkeit in Stropkau/Stropkov ist seit Mitte des 17.Jahrhunderts nachweisbar, als vor Pogromen geflüchtete Familien aus Polen sich hier niederließen und alsbald hier zur Belebung der wirtschaftlichen Situation beitrugen. Um 1700 erfolgte ihre Vertreibung aus der Stadt; vermutlich hatten sie sich bei der Bevölkerung wegen ihres ökonomischen Erfolges unbeliebt gemacht. Sie ließen sich daraufhin in Dörfern der nahen Umgebung nieder.

Jahrzehnte später durften jüdische Familien sich wieder in Stropkau/Stropkov niederlassen; diese bildeten alsbald eine der größten jüdischen Gemeinden in der Region; denn neben den Juden aus Stropkov gehörten auch Glaubensgenossen aus zahlreichen Dörfern der Umgebung zur Gemeinde. Der erste Rabbiner, Moshe Schonfeld, stand bis 1820 an der Spitze der Gemeinde.

Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten eine Synagoge und eine über die Region hinaus bekannte Thora-Schule.

Die Anlage eines eigenen Friedhofs am Ort war lange untersagt, sodass Begräbnisse auf dem jüdischen Friedhof im nahen Tisinec erfolgten. Erst ab 1892 wurde der Gemeinde ein Beerdigungsgelände zugestanden, das am Stadtrand von Stropkov gelegen und bis Anfang der 1940er Jahre in Benutzung war.

In den 1930er Jahren lebten ungefähr 2.000 jüdische Bewohner in der Kleinstadt; sie bildeten knapp die Hälfte der damaligen Ortsbevölkerung.

Mit der 1938/1939 begonnenen Einführung der antijüdischen Gesetzgebung in der Slowakei begann auch in Stropkau der Niedergang der jüdischen Gemeinde. Mit der Deportation der allermeisten jüdischen Bewohner - der erste Transport mit mehreren hundert Menschen verließ die Stadt am 24.März 1942 in Richtung Auschwitz - war das Ende der Gemeinde besiegelt.

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Juden bei ihrer Deportation aus Stropkov - „Zwangsverschickung“, 21.5.1942 (aus: haygenealogy.com) 

Im Ort blieben nur ca. 100 jüdische Bewohner zurück.

Heute leben keine jüdischen Bewohner in Stropkov.

Der seit Mitte des 17.Jahrhunderts bis 1892 genutzte jüdische Begräbnisplatz im nahen Tisinec ist heute völlig verwahrlost und weist nur noch Relikte von Grabsteinen auf, die unter der Vegetation meist verborgen sind. Hingegen zeigt sich der jüdische Friedhof in Stropkov - das letzte von insgesamt etwa 600 Begräbnissen fand hier 1942 statt - in einem deutlich besseren Zustand.

 

 Jüdische Friedhöfe von Tisinec und Stropkov (Abb. aus: kehilalinks.jewishgen.org/stropkov)

 

Jüdische Ansiedlung jüdischer Familien aus Polen erfolgte im Dorfe Ladomirova (ung. Ladomérvágása) – ca. 20 Kilometer nördlich von Stropkau (Stropcov) gelegen - im frühen 18.Jahrhundert; gegen Ende des gleichen Jahrhunderts zogen Juden aus Galizien hierher.

Die sich hier gebildete Gemeinde erreichte im ausgehenden 19.Jahrhundert mit ca. 300 Angehörigen ihren Höchststand. Eine Ursache für die relative große Anzahl der hier lebenden Juden lag wohl darin, dass sich das Dorf als zentraler Marktort entwickelt hatte und hier gute Handelsmöglichkeiten bot; dieser große Markt wurde nicht nur von österreichisch-ungarischen, sondern auch von jüdischen Händlern aus Polen aufgesucht.

In der Nähe das Dorfes befand sich auf einem kleinen Hügel der jüdische Friedhof, den auch umliegende Ortschaften für ihre verstorbenen Glaubensgenossen nutzten.

Juden in Ladomirova:

--- 1828 ....................... 153 Juden,

--- 1880 ....................... 309   “  (ca. 40% d. Dorfbev.),

--- 1940 ....................... 193   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 699

Im Frühjahr 1942 wurden die jüdischen Bewohner aus Ladomirova deportiert; Ziele waren Majdanek, Auschwitz-Birkenau und das Ghetto Pulawy, von dem dann die Bewohner ins Vernichtungslager Sobibor verfrachtet wurden. Auch das „Transit-Ghetto“ in Rejowiec war für viele Menschen letzte Station vor ihrer Ermordung.

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 699 (Ladomirova) und Vol. 3, S. 1252 (Stropkau/Stropcov)

The Jewish Community of Stropcov, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/stropkov

Melody Amsel, Between Galicia and Hungary. The Jews of Stropkov (in hebräischer und englischer Sprache), Bergenfield (USA) o.J.

Jewish Families from Stropkov, Slovakia, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-from-Stropkov-Slovakia