Sered a.d. Waag (Slowakei)

Die westslowakische Kleinstadt Sered a.d.Waag (ung. Szered) mit derzeit ca. 16.000 Einwohnern liegt in der Donauebene - ca. 60 Kilometer östlich von Preßburg/Bratislava entfernt.

Jüdische Ansässigkeit begann in Sered im ausgehenden 17.Jahrhundert, als jüdische Flüchtlinge aus Mähren sich hier niederließen und als Kleinhändler und Hausierer ihren bescheidenen Lebensunterhalt verdienten. Damit war in Sered eine der ältesten jüdischen Gemeinden in der Westslowakei beheimatet. Im Laufe der Zeit wuchs die Zahl der Gemeindeangehörigen stetig an und erreichte zu Beginn des 20.Jahrhunderts mit mehr als 1.500 Angehörigen ihren Zenit.

Bereits im ausgehenden 18.Jahrhundert wurden eine Synagoge erbaut und eine jüdische Schule eröffnet.

Aus der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts stammt der (neue) Friedhof, der an der Straße nach Galant(h)a angelegt worden war. Auf dieses Gelände wurden Grabsteine einer älteren Begräbnisstätte verlagert.

Juden in Sered:

--- 1828 ..........................   333 Juden,

--- 1880 .......................... 1.354   “  (ca. 28% d. Bevölk.),

--- 1910 ...................... ca. 1.600   “  (ca. 35% d. Bevölk.),

--- 1938 ...................... ca. 1.200   “  ,

--- 1940 ..........................   726   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 1162

Mehrfach waren jüdische Einrichtungen Ziele von Ausschreitungen; so im Jahre 1848, als mehrere tausend Bewohner marodierend durch die Stadt zogen (Gewalt richtete sich ebenfalls gegen die katholische Kirche und das hiesige Schloss). Auch gegen Ende des Ersten Weltkrieges war die jüdische Bevölkerung mit gewalttätigen Aktionen konfrontiert. Eine der Ursachen für die antijüdischen Ausschreitungen war das seit Mitte des 19.Jahrhunderts wachsende ökonomische Gewicht jüdischer Geschäftsleute und Unternehmer.

Pohladnica.jpg Hauptplatz, hist. Aufn. (L. Valentovic, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Als Ende der 1930er Jahre die Staatsgründung der Slowakei – einem von NS-Deutschland abhängigen Vasallenstaat unter dem katholischen Priester und Premierminister Jozef Tiso - erfolgte, begann - in Anlehnung an die Judenpolitik in Deutschland - die Unterdrückung und Verfolgung, die in Sered mit der Deportation junger Juden nach Majdanek und Auschwitz (März/April 1942) ihren ersten Höhepunkt erreichte; weitere Deportationen folgten alsbald.

Die Vorstufe zur endgültigen Deportation der slowakischen Juden bildete 1942/1943 die Errichtung von sog. „Judenlagern” (= Internierungs- bzw. Durchgangslagern), von denen eines der größeren Lager in Sered war (die anderen beiden gab es in Novaky und Vynhe); von hier aus wurden Tausende nach Auschwitz-Birkenau und andere Vernichtungslager geschleust; unter ihnen waren auch zahlreiche österreichische Juden.

Bildergebnis für Sered deportation Abtransport aus dem Lager Sered (aus: yadvashem.org)

Das Lager Sered bestand bis März 1945 und war Durchgangslager für ca. 15.000 Häftlinge; die allermeisten wurden Opfer der "Endlösung".

Nach Kriegsende kehrten nur wenige Überlebende nach Sered zurück; ein Teil dieser Rückkehrer emigrierte alsbald nach Palästina/Israel.

Während das ehemalige Synagogengebäude abgerissen wurde, legt der gut erhaltene jüdische Friedhof noch davon Zeugnis ab, dass in Sered ehemals eine jüdische Gemeinde bestanden hat.

     Jewish cemetery Sered, Slovakia - Worldwide Cemeteries on ...Eingangshalle des Friedhofs (Aufn. aus: waymarking.com)

In Sered wurde im Jahre 2016 auf dem ehem. Lagergelände - zuletzt wurden die Gebäude als Kasernen von der slowakischen Armee genutzt - das erste Holocaust-Museum der Slowakei eröffnet.

Datei:KZ Sereď - Holocaust-Museum 14.jpg Aufn. Chr. Michelides, 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 1162

Gila Fatran (Red.), Die Deportation der Juden aus der Slowakei 1944/1945, in Bohemia - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Ländert, Band 37, Nr. 1/Juli 1996, S. 98 – 119

The Slovak Jewish Heritage Center (Hrg.), Sereď – Jewish Cemetery, in: slovak-jewish-heritage.org

N.N. (Red.), Sered verliert die Synagoge – es braucht ein Fitnessstudio, in: “SME” vom 16.1.2002 (in solwakischer Sprache)

The Jewish community of Sered, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/sered

Matej Beránek (Refd.), Pracovný a koncentračný tábor v Seredi, in: Historická revue, Band 3/2016 (slowakisch)

Brigitte Jähnigen (Red.), Erstes slowakisches Holocaust-Museum: “Jude, raus aus der Slowakei”, in: “Stuttgarter Nachrichten” vom 24.3.2016

Sered Holocaust Museum, online abrufbar unter: snm.sk/?permanent-exhibitions-8&clanok=sered-holocaust-museum a.d.Waag (Slowakei)