Schuran/Šurany (Slowakei)

Okres Nové Zámky in der Slowakei Schuran (slow. Šurany, ung. Nagysurány) ist eine Ortschaft mit derzeit ca. 9.500 Einwohnern im südwestlichen Teil der Slowakei im heutigen Verwaltungsbezirk Nové Zámky (Neuhäusl) - südlich von Neutra/Nitra gelegen (Karte Verwaltungsbezirk Novè Zámky, aus: wikipedia.org, CC BY-Sa 3.0).

Bereits im 17.Jahrhundert traten Juden in Schuran/Šurany erstmals in Erscheinung; sie hatten bis dahin zumeist in der nahegelegenen Ortschaft Lipova gelebt. Im Verlauf des ausgehenden 17.Jahrhunderts bildeten sie hier eine Gemeinde, der sich auch die jüdischen Familien aus Komjatice, Palarikowo und Turdosovce anschlossen.

Seit 1820 verfügte die Gemeinde über eine großes Synagogengebäude. Drei Jahrzehnte später öffnete eine jüdische Elementarschule ihre Pforten.

Šurany war im 19.Jahrhundert die Heimstatt einer geachteten orthodoxen Gemeinschaft, deren Jeschiwa weit über die Region hinaus ausstrahlte; diese soll zu ihren Hochzeiten mehr als 300 Studenten eine religiöse Ausbildung hat zuteil werden lassen.

Šurany Talmud a Ješiva.jpgEhem. Jeschiwa/Schule (Abb. Péter Pogány, aus: wikipedia.org, CC BY 3.0)

Mehr als vier Jahrzehnte amtierte R. Feivl Plaut als Rabbiner (bis 1893), ehe ihm Yehuda Gruenwald, einer der bekanntesten Rabbiner Ungarns, nachfolgte.

Während des Ersten Weltkrieges ließ die recht wohlhabende Gemeinde ein neues Synagogengebäude errichten, das verschiedene bauliche Stilelemente in sich vereinigte.

Šurany-synagóga1.jpgŠurany-synagóga2.jpg

Ehem. Synagoge und -fassade (Aufn. Péter Pogány, 2008, aus: wikipedia.org, CC BY 3.0)

Unmittelbar neben der Synagoge wurde um 1930 eine Mikwe erstellt.

Nach 1900 gehörten ca. 30 kleine Ortschaften des ländlicen Umlandes zum Rabbinat von Šurany.

Juden in Schuran/Šurany:

--- 1780 .......................... ca.   200 Juden,

--- 1840 .......................... ca.   400   “  ,

--- 1921 .......................... ca.   600   "  ,

--- 1930 .......................... ca.   720   “  (ca. 11% d. Bevölk.),

--- 1940 .......................... ca. 1.000   "  ,

--- 1941 .......................... ca.   570   “  ,

--- 1948 .......................... ca.    50   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), S. 1265

und                Šurany, aus: slovak-jewish-heritage.org

Die hier lebenden jüdischen Familien bestritten zumeist ihren Lebensunterhalt als Händler und Handwerker; eine im Ort bestehende große Zuckerfabrik gehörte einer aus Polen zugewanderten jüdischen Familie.

Šurany cukrovar1.jpgZuckerfabrik - Aufn. um 1900 (Abb. P. Pogány, aus: commons.wikimedia.org, CC BY 3.0)

Neben Slowakisch und Ungarisch wurde in Šurany auch Deutsch gesprochen.

Letzter Rabbiner der Gemeinde von Šurany war Meir Yehuda Frei, der hier bis 1944 sein Amt versah.

Nach der deutschen Okkupation wurden die jüdischen Männer im Alter zwischen 20 und 45 Jahren zur Zwangsarbeit eingesetzt. Die anderen wurden ghettoartig in Komorn/Komárno zusammengeführt und anschließend nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

 

Nach Kriegsende kehrten nur wenige Überlebende der Shoa in die Stadt zurück, blieben aber zumeist nur wenige Jahre. In den 1970er Jahren sollren nur noch zwei jüdische Familien hier gelebt haben.

Derzeit dient das einstige Synagogengebäude als Museum, Ausstellungs- und Konzertsaal; zeitweilig war hier auch eine Schule untergebracht. Der äußere bauliche Zustand lässt heute allerdings zu wünschen übrig.

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 3), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 1265

Mikulas Ezrovic, Spomienka na Surany. Treba zachovat’ pamiatky po Zidoch na Slovensku, in: holocaust.cz

Die Synagoge von Šurany, in: slovak-jewish-heritage.org

The Jewish Community of Surany, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/surany