Uehlfeld (Mittelfranken/Bayern)
Uehlfeld ist ein Markt im östlichen Teil des Landkreises Neustadt a.d.Aisch - Bad Windsheim mit derzeit ca. 3.000 Einwohnern (Kartenskizze 'Landkreis Neustadt a.d.Aisch - Bad Windsheim', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
In dem kleinen Dorf Uehlfeld betrug der jüdische Bevölkerungsanteil in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts etwa 50%.
In Uehlfeld müssen sich bereits im 16.Jahrhundert jüdische Familien angesiedelt haben; denn bereits 1584 soll hier ein Betraum bestanden haben. Als die Juden Nürnbergs 1498/1499 aus der Reichsstadt vertrieben wurden, konnten zahlreiche Familien im Aischtal ansässig werden. Die liberale Haltung der in Neustadt residierenden Kurfürstin Anna hatte die Ansiedlung von Juden in den Dörfern der Region begünstigt, so in Diespeck, Dietenhofen, Dottenheim, Erlbach, Lenkersheim, Kairlindach, Pahres, Sugenheim, Ullstadt und Wilhermsdorf; auch in Neustadt a.d.Aisch konnten sich etliche jüdische Familien niederlassen. Ende des 16.Jahrhunderts wurden sie vom Markgrafen Georg Friedrich (1556–1603) für wenige Jahrzehnte vertrieben. Unter den Ansbacher Markgrafen siedelten sich Anfang des 18.Jahrhunderts vermehrt in den Dörfern ihres Herrschaftsgebietes an; allein im Markt Uehlfeld lebten schon 1706 etwa 130 Juden. Die zunehmende Niederlassung fand bei der Dorfbevölkerung kaum Zustimmung, wobei die Kirche deren ablehnende Haltung unterstützte. In einem Brief des Pfarrers J. Mathias Groß aus Uehlfeld an den Landesherrn aus dem Jahre 1719 hieß es u.a.: „ ... Der hiesige Orth könnte ein gesegneter und glückseeliger Ort seyn, wann nicht dießes arge Geschmeiß der Juden solchen der gestald ruinierte, daß zuletzt dessen völliges Verderben durch dieselben zu besorgen seyn wird.“ 1696 erhielten die Juden in Uehlfeld vom Markgrafen Christian Ernst die Genehmigung zum Bau einer Synagoge; bis dahin war in Privathäusern gebetet worden.
Nach fast 120jähriger Nutzung des Bethauses erwarb die Gemeinde ein unmittelbar daran angrenzendes Grundstück und ließ dort – gegen manche Querelen von christlicher Seite – einen Synagogenneubau errichten; dessen Einweihung erfolgte im Frühjahr 1818 durch den Rabbiner Samson Wolf Rosenfeld unter Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste.
Synagoge Uehlfeld (Bauskizze von 1818)
Rabbiner Rosenfeld beschrieb die Einweihung wie folgt: „ ... ließ sich eine bezaubernd schöne Musik vernehmen, auf dem Vorplatze der alten Synagoge, in ernstlichen Melodien, und versetzte sanft die schlafende Menge in ein süßes Erwachen; Kanonendonner folgte – und ein froher Schauer ergriff das Gemüth! Man begab sich in die alte Synagoge zum Morgengebet und betete nochmals darin recht herzlich. ... Unterm Schall der Trompeten ... erfolgte der Einzug der hohen königl. Behörden ... An beiden Seiten längs der Straße, wodurch der Zug ging, stand eine unübersehbare Menschenmenge von allen Klassen und Konfessionen und bildete gemeinsam ein Spalier ... und nun erfolgte die Aufstellung des Zuges, geleitet und angeführt von dem Adjutanten und Ober-Lieutenant der Landwehr, Herrn Simon Hirsch Rosenfeld, Sohn des Barnossen und Bruder des Rabbiners, nach folgender Ordnung: [nun folgen detaillierte Angaben] ... ein Heer aus Zuschauern aus allen Klassen und Konfessionen folgte dem Zug von allen Seiten. Der Zug wurde mit Kanonensalven eröffnet ... Vor dem Eintritt [in die neue Synagoge] wurde Halt gemacht. Die Schuljugend sang das von dem Rabbiner verfasste deutsche Lied: 'Dir, Ewiger, sey dieses Haus geweihet'. Hierauf erfolgte der Eintritt nach gebührendem Range und Ordnung unter rauschender Musik und dem abermaligen Donner der Kanonen. An den Thoren ... standen Gendarmerie-Wachen, um das Eindringen einer allzu großen Menge zu verhindern. ... So lange auch der Einweihungs-Act währte, so verließen doch die Meisten die nunmehr geweihte Stätte ungern. Sie stand nun da in voller Beleuchtung und gewährte dem Auge einen herrlichen Anblick. ... Nicht minder schön beleuchtet waren die Häuser der Israeliten, vorzüglich die in der Nähe der Synagoge sich befindenden. ...“ (aus: Festschrift zum einjährigen Bestehen der Synagoge)
Nach der Errichtung des neuen Synagogengebäudes diente das alte nach einem Umbau als Schulhaus.
Als ein verheerender Großbrand 1888 mehr als 70 Gebäude/Stallungen, darunter die 1815/1818 erbaute Synagoge, in Schutt und Asche gelegt hatte, begann die Kultusgemeinde sofort an gleicher Stelle mit dem Neubau ihrer Synagoge; sie wurde noch im gleichen Jahre eingeweiht.
Synagoge Uehlfeld (Gebäude rechts im Bild und Teil einer Bildpostkarte von 1899)
Über den Zustand der Uehlfelder Gemeinde lassen sich aus dem Bewerbungsschreiben des Rabbiners Samson W. Rosenfeld für Bamberg von 1825 einige Rückschlüsse ziehen:
„ ... ich diese Stelle - und zwar seit dem Jahre 1815 als Oberrabbiner mit vielem Segen und zur vollkommensten Zufriedenheit meiner Gemeinde und der Königlichen hohen und höchsten Behörden verwalte. - Meine Bemühungen, welche stets auf die bürgerliche und moralische Kultur meiner Glaubensgemeinde gerichtet sind, verfehlten ... ihres Zweckes nicht und brachten schon so manche schöne Früchte zur Reife. So wurde, auf mein Anstiften, eine israelitisch-deutsche Schule dahier auf Kosten der Gemeinde gebildet, welche nunmehr seit 12 Jahren bestehet und fortwährend als eine Musterschule und als die Erste im Distrikte bei den Prüfungen von der Königlichen Schulinspektion bezeichnet zu werden pflegt. Der hebräische Religions-Unterricht, der von einem zweiten - nicht minder gebildeten Lehrer erteilt wird, geht ebenfalls sehr gut vonstatten ...; ebenso kam 1818 der Bau einer Synagoge zustande, welcher sich durch Symmetrie und innere Einrichtung vorteilhaft auszeichnet; mit deren Einweihung ein verbesserter Gottesdienst bezielt und auch zustande gebracht wurde.
Vorzügliche Erwähnung verdient der bei den hiesigen Israeliten erweckte Sinn für industriöse Beschäftigungen, bürgerliche Gewerbe und Hantierungen. So sind bereits fünf jüdische Handwerksmeister hier ansässig, und mehrere andere streben, diesem Ziele gleichfalls zu entsprechen. Der bei weitem größere Teil paaret mit soliden bürgerlichen Gewerben den Ackerbau und mehrere haben ihre Grundstücke durch tätige und nützliche Vorkehrungen in weit bessern Stand versetzt, als sie ehehin waren. So wurde mein Bestreben: eine dem Zwecke des Staates und der Menschheit angemessene Zivilisation bei meinen Glaubensgenossen zu befördern, mit den schönsten Erfolgen gekrönt. Die Bildung meiner Kinder (ich habe deren 4), die mir sehr am Herzen liegt, macht es mir nun sehr wünschenswert, mein ländliches Domizil mit den eines städtischen zu vertauschen, was mich zu der untertänigsten Bitte vermüssiget: 'Eine Königliche Regierung des Obermainkreises wolle geruhen, mir dem gehorsamsten Unterzeichneten die Eingangs erwähnte Rabbinerstelle in Bamberg gnädigst zu verleihen...."
Im 18./19. Jahrhundert war Uehlfeld der Sitz eines Bezirksrabbiners. 1808 bis 1826 war Samson Wolf Rosenfeld Rabbiner am Ort (1770-1860). Mehr als vier Jahrzehnte amtierte Hajum Chaim Seiz; nach seinem Tode (1876) wurde das Rabbinat nicht wieder besetzt; die Gemeinde Uehlfeld gehörte fortan zum Rabbinatsbezirk Fürth.
Seit 1813 gab es in Uehlfeld eine jüdische Elementarschule, die bis in die 1920er Jahre bestand (seit 1924 als Privatschule weitergeführt); der von der Gemeinde angestellte Lehrer war zudem für die Besorgung religiöser Aufgaben - nach Auflösung des Rabbinats - zuständig.
Anzeigen aus: "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 30.April 1861 und aus der Zeitschrift „Der Israelit” vom 30.Dez. 1908
1732 erlaubte der Markgraf Georg Friedrich Carl der Judenschaft Uehlfelds, eine auf einem Hügel nordwestlich des Dorfes gelegene eigene Begräbnisstätte anzulegen; zuvor mussten Verstorbene auf die jüdischen Friedhöfe nach Zeckern oder Adelsdorf gebracht werden. 1734 wurde der Friedhof eröffnet, Jahre später mit einer Mauer umfriedet und ein Taharahaus gebaut.
alte Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Uehlfeld (beide Aufn. Maclovely, 2013, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Juden in Uehlfeld:
--- um 1630 ...................... 5 jüdische Haushalte (ca. 40 Pers.),
--- um 1685 ...................... 14 jüdische Familien,
--- um 1710 ...................... 20 “ “ (ca. 130 Pers.),
--- um 1730 ...................... 36 “ “ ,
--- um 1770 ...................... 36 “ “ ,
--- 1796 ......................... 170 Juden,
--- 1811 ......................... 245 “ (ca. 41% d. Dorfbev.),
--- 1832 ......................... 325 “ (ca. 47% d. Dorfbev.),
--- 1843 ......................... 303 “ ,
--- 1869 ......................... 159 “ ,
--- 1910 ......................... 80 “ ,
--- 1925 ......................... 66 “ (ca. 8% d. Bevölk.),
--- 1933 ......................... 49 “ ,
--- 1938 (Nov.) .................. 15 “ ,
(Dez.) .................. keine.
Angaben aus: Baruch Z.Ophir/Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945, S. 234
und J. Fleischmann, Mesusa 2 - Spuren jüdIscher Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach, S. 41
Aus Uehlfeld stammen mehrere jüdische Familien mit dem Nachnamen Uehlfelder bzw. Ullfelder; unter den bekannten Vertretern dieses Familiennamens ist Abraham Uhlfelder zu nennen, einem der ersten Vorsteher der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde von München.
Ab Mitte des 19.Jahrhundert erfasste auch Uehlfeld die Abwanderungsbewegung und die jüdische Gemeinde verkleinerte sich beträchtlich.
Die NSDAP-Ortsgruppe von Uehlfeld – sie zählte zu den frühesten in Mittelfranken - verbreitete schon Mitte der 1920er Jahre eine antijüdische Stimmung im Orte. Ansässige jüdische Familien wurden von NSDAP-Angehörigen belästigt und sogar bedroht; ein ausgesprochener Antisemit war der Uehlfelder NSDAP-Ortsgruppenleiter.
Anfang 1933 lebten noch ca. 50 Bewohner mosaischen Glaubens in Uehlfeld.
Unmittelbar nach dem Attentat auf den Botschaftsrat vom Rath in Paris ließ der NSDAP-Kreisleiter aus Neustadt/Aisch die jüdischen Bewohnern Uehlfelds wissen, dass er im Falle eines möglichen Ablebens v. Raths nicht mehr für deren persönliche Sicherheit garantieren könnte; er legte ihnen nahe, Uehlfeld in kürzester Frist zu verlassen. Am Morgen des 10.November 1938 wurde - auf Anordnung der NSDAP-Kreisleitung - die Uehlfelder Synagoge in Brand gesetzt; sie brannte völlig aus, nur die Außenmauern blieben stehen. In der Pfarr-Chronik von Uehlfeld finden sich folgende Eintragungen zur NS-Zeit:
„ ... Schon 1923 bestand ... eine Gruppe von Anhängern der antisemitisch eingestellten Hakenkreuzler, die auf das Gelingen des Novemberputsches warteten. Erst nach 1933 wurde die Judenverfolgung planmäßig und energisch durchgeführt. Vom Ortsgruppenleiter M. wurde am Hause der Brauerei Wettschureck ein großer Schaukasten mit dem “Stürmer” angeschlagen und davor ein Galgen errichtet mit einer Judenpuppe daran. Der Dorfausgang und -eingang wurde durch eine große plakatmäßige Inschrift auf Holz verschönert, die auch über den Torhäusern angebracht war. Mit Hakenkreuzen verziert, war zu lesen: “Jud, du bist erkannt, zumal im Frankenland, dass du in Uehlfeld noch geduld’t, d’ran sind die Judenknechte schuld !”
Der Ortsgruppenleiter M. organisierte eine Terrorgruppe ..., diese Bande führte Raubüberfälle auf Judenhäuser durch, verprügelte die Insassen und plünderte ihren Besitz. ... Von einem Einschreiten der Polizei war dabei nie etwa zu merken, da diese Vorkommnisse von der Ortsgruppe gedeckt wurden. Nach dem 9.11.1938 wurden die Juden Hals über Kopf mit Peitschen und Stecken aus dem Ort getrieben. Ihre Habe mussten sie zurücklassen.”
(aus: Johann Fleischmann, Mesusa 2 - Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach, S. 249)
Die aus dem Dorf geflüchteten jüdischen Bewohner wagten nicht mehr zurückzukehren.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind 61 aus Uehlfeld stammende bzw. länger hier ansässig gewesene jüdische Bewohner Opfer der Shoa geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/uehlfeld_synagoge.htm).
1951/1952 fand vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth ein Prozess gegen die Verantwortlichen der Synagogenbrandschätzung von Uehlfeld statt.
Das einstige Synagogengebäude, dessen Ruine nach 1945 wieder aufgebaut und danach als Lagerhalle genutzt wurde, ist in seiner Bausubstanz noch erhalten; dies gilt auch für die ehemalige jüdische Schule.
Ehem. Synagogengebäude (Aufn. Bertramz 2022, aus: wikipedia.org, CXC BY-SA 4.0)
Im Bereich der ehemaligen Synagoge und jüdischen Schule ist die Aufstellung eines Gedenksteins geplant, der an die ehemalige israelitische Gemeinde erinnert. Das an der Straße nach Burghaslach befindliche, mit einer massiven Steinmauer umgebene Friedhofsgelände weist auf einer Fläche von ca. 4.600 m² heute noch etwa 270 Grabsteine auf; die letzte Beerdigung fand hier 1937 statt. Einige Jahre später wurde das kleine Taharahaus abgerissen. Auf dem Areal sollen im Laufe der Jahrhunderte insgesamt etwa 700 Begräbnisse erfolgt sein.
Jüdischer Friedhof in Uehlfeld (beide Aufn. Jan Eric Loebe, 2011, aus: commons.wikimedia.org, CC SA 3.0)
Im Ortsteil Schornweisach gab es vom ausgehenden 16.Jahrhundert bis 1877 eine jüdische Gemeinde. Der nur wenige Jahrzehnte (bis ca. 1750/1760) bestehende jüdische Friedhof - "unweit der Kirche" gelegen - musste auf Betreiben der christlichen Bewohner und der Ortsgeistlichkeit aufgegeben werden; Grund dafür waren wohl „Tätlichkeiten“ (?) auf dem Friedhof mit christlichen Einwohnern gewesen. Spuren dieses Begräbnisgeländes lassen sich heute nicht mehr finden. Danach wurden Verstorbene auf dem israelitischen Friedhof in Ullstadt begraben.
Die um 1870 noch aus neun Familien bestehende kleine Gemeinde löste sich in Folge Abwanderung innerhalb nur weniger Jahre auf.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sind fünf aus Schornweisach stammende Juden Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/schornweisach_synagoge.htm).
Im wenige Kilometer von Uehlfeld entfernten Dörfchen Vestenbergsgreuth (heute zum Kreis Erlangen-Höchstadt gehörig) existierte vermutlich seit Anfang des 18.Jahrhunderts eine israelitische Gemeinde, deren Angehörige unter dem Schutz der Freiherren Holzschuher von Harlach standen. Um 1820 setzte sich die hiesige Dorfjudenschaft aus etwa 70 - 80 Angehörigen zusammen (laut der Matrikel waren 20 Stellen ausgewiesen), was etwa 20% der Bevölkerung entsprach. Ihren Lebenserwerb bestritten die jüdischen Familien zumeist durch Klein- u. Hausierhandel mit verschiedenen Produkten; einzelne handelten als Handwerker auch mit optischen Waren.
Zu ihren Einrichtungen zählten ein Betsaal, eine mehrere Jahrzehnte bestehende Religionsschule und eine Mikwe. Verstorbene Gemeindeangehörige wurden zunächst auf dem heute nicht mehr bestehenden Friedhof in Schornweisach, nach 1760 in Aschbach bzw. in Burghaslach beerdigt. Mit der Abwanderung der jüdischen Familien - einsetzend in den 1850/60er Jahren endete schließlich die Geschichte der jüdischen Gemeinde Vestenbergsgreuth. Die wenigen noch hier verbliebenen Juden gehörten fortan zur Kultusgemeinde Mühlhausen.
Der seit 1828 bestehende kleine Gemeindekomplex (die „Judenschule“), der bis in die jüngste Zeit z.T. baulich noch erhalten geblieben war, wurde schließlich wegen seines baufälligen Zustandes abgerissen.
In Lonnerstadt – heute eine Ortschaft in der Verbandsgemeinde Höchstadt a.d.Aisch unweit von Uehlfeld – gab es eine kleine Gemeinde (max. zehn Familien), deren Wurzeln im ausgehenden 17.Jahrhundert lagen. Ein Betraum war in einem Privathaus untergebracht; Verstorbene wurden auf dem jüdischen Friedhof in Zeckern beerdigt.
Laut der Matrikelliste von 1822 waren neun jüdische Haushaltsvorstände aufgeführt; deren Lebenserwerb bestritten sie zumeist als Schnittwarenhändler und Hausierer.
In den 1860er Jahren lebten noch ca. 35 Personen mosaischen Glaubens im Ort - Tendenz abnehmend.
Die Gemeinde löste sich um 1905/1910 gänzlich auf; 1909 soll angeblich die letzte jüdische Bewohnerin den Ort verlassen haben.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sind drei aus Lonnerstadt stammende Juden Opfer der Shoa geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/lonnerstadt_juedgeschichte.htm).
Weitere Informationen:
Samson Wolf Rosenfeld, Die Israelitische Tempelhalle oder die neue Synagoge in Mkt. Uehlfeld, ihre Entstehung, Einrichtung und Einweihung, nebst den dabei gehaltenen Reden, o.O. 1819
J.M.Fuchs, Über die ersten Niederlassungen der Juden in Franken, in: 9.Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken, 1839
A. Eckstein, Geschichte der Juden im Markgrafentum Bayreuth, Bayreuth 1907
Baruch Z.Ophir/Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945. Geschichte und Zerstörung, München/Wien 1979, S. 234 - 236
Karl Heinz Mistele, Dorfsynagogen in Franken, in: "Kirche und Kunst", No.63/1985
Gerhard Wilhelm Daniel Mühlinghaus, Der Synagogenbau des 17. u. 18.Jahrhunderts im aschkenasischen Raum, Dissertation, Philosophische Fakultät Marburg/Lahn, 1986, Band 2, S. 331 f.
Moritz u. Frank Tuchmann, Chronik der Familie Tuchmann älterer Linie - Erinnerungen (1895/1910). Auszüge in: Monika Richarz, Bürger auf Widerruf - Lebenszeugnisse deutscher Juden 1780 - 1945, Verlag C.H. Beck, München 1989, S. 139 -145
Italo Bacigalupo, Ländliche Synagogen im Aischgrund, in: Streiflichter aus der Heimatgeschichte, Hrg. Geschichts- u. Heimatverein Neustadt a.d.Aisch 1989, S. 35 ff
Israel Schwierz, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern - Eine Dokumentation, Hrg. Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1992, S. 192 und S. 195 - 196
Michael Trüger, Der jüdische Friedhof in Ühlfeld, in: "Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern", 11. Jg No. 73 /Juni 1997, S. 18
Italo Bacigalupo, Judentum in evangelischer Umwelt wahrgenommen - Fallstudie Uehlfeld: Die Pfarrbesoldung und Luthers Nachleben, in: Jüdische Landgemeinden in Franken II - Beiträge zu Kultur und Geschichte, Hrg. Zweckverband Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld, Forchheim 1998, S. 65 - 86
Johann Fleischmann, Mesusa 1 - Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach, Hrg. Arbeitskreis “Jüdische Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach”, Selbstverlag J.Fleischmann, Mühlhausen 1998,
Johann Fleischmann, Mesusa 2 - Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach, Hrg. Arbeitskreis “Jüdische Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach”, Selbstverlag J.Fleischmann, Mühlhausen 2000
Eva Groiss-Lau, Jüdische Landgemeinden in Franken zwischen Aufklärung und Akkulturation, in: G.Och/H.Bobzin (Hrg.), Jüdisches Leben in Franken, Bibliotheca Academica, Reihe Geschichte, Band 1, Ergon-Verlag, Würzburg 2002, S. 115 ff.
Markt Uehlfeld, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)
Jüdischer Friedhof Uehlfeld. in: wikipedia.org (mit zahlreichen Aufnahmen)
Vestenbergsgreuth, in: alemannia-judaica.de
B. Eberhardt/H.-Chr. Haas (Bearb.), Uehlfeld, in: Mehr als Steine ... Synagogengedenkband Bayern, Band 2, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg/Allgäu 2010, S. 663 – 690
Gisela Naomi-Blume, Uehlfeld – Jüdisches Leben und Häuserchronik, Hrg. Gesellschaft für Familienforschung in Fraken e.V., in: „Freie Schriftenfolge der Gesellschaft für Familienforschung in Franken“, Band 25, Nürnberg 2017
Evi Seeger (Red.), Uehlfelds jüdische Geschichte, online abrufbar unter: inFranken.de vom 3.5.2017