Wallhalben (Rheinland-Pfalz)

File:Landstuhl-map.png - Wikimedia Commons Datei:Verbandsgemeinden in PS.svg 1968 haben sich Wallhalben und Oberhausen zur Kommune Wallhalben-Oberhausen zusammengeschlossen, die ab 1972 die Ortsbezeichnung "Wallhalben" trägt; seit 1972 gehören weitere Ortschaften der dann geschaffenen Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen-Wallhalben im Kreis Südwest-Pfalz an - etwa 30 Kilometer nordwestlich von Pirmasens gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte mit Eintrag von Thaleischweiler, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0  und  Kartenskizze 'Landkreis Südwest-Pfalz', Hagar 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Die Juden von Wallhalben - der Ort ist südlich von Landstuhl gelegen - bildeten seit Ende des 19.Jahrhunderts gemeinsam mit denen aus Oberhausen eine Kultusgemeinde, wobei der Anteil der Gemeindeangehörigen aus Wallhalben stets größer war. Obwohl die Anzahl der Gemeindeangehörigen bereits rückläufig war, richtete man - in Nachfolge einer seit Ende des 18.Jahrhunderts bestehenden Betstube - im Dorfkern von Oberhausen, „Am Felseneck“ in der Landstuhler Straße, um 1840 eine Synagoge ein. Sie war in einem zweistöckigen, stattlichen Bauernhaus untergebracht. Im Parterre befand sich bis etwa 1900 die Schule; im Obergeschoss war der Betsaal untergebracht, durch ein hölzernes Gitter in eine Männer- und Frauenabteilung getrennt.

Die eigene Brunnenanlage speiste die hier vorhandene Mikwe. Seit den 1880er Jahren wurde der Brunnen als örtliche Wasserversorgung genutzt.

Stellenanzeigen aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30.Juni 1876 (für Wallhalben), vom 19.Febr.1891 (für Oberhausen) u. vom 9.Okt.1899

Für die verstorbenen Juden von Wallhalben stand seit Ende des 19.Jahrhunderts ein eigenes Friedhofsgelände zur Verfügung; dagegen beerdigte man Oberhausener Juden auf einem separaten Teil des christlichen Friedhofs.

Zeitweilig bestanden recht enge Verbindungen zur benachbarten Gemeinde in Herschberg, die sich dadurch manifestierten, dass man gemeinsam einen Religionslehrer/Kantor/Schächter beschäftigte. Nach 1910/1920 wurden - nach Auflösung der jüdischen Gemeinde Herschberg - die wenigen hier noch lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Oberhausen-Wallhalben zugeteilt; auch die in Saalstadt lebenden Juden gehörten zur Gemeinde in Oberhausen-Wallhalben.

[vgl. Herschberg (Rheinland-Pfalz)]

Die Gemeinde Oberhausen-Wallhalben gehörte zum Rabbinatsbezirk Zweibrücken.

Juden in (Oberhausen)-Wallhalben:

         --- um 1780/85 .....................   9 jüdische Familien,             

    --- 1800 ........................... 115 Juden,*             * Kultusgemeinde

    --- 1804 ...........................  65   “  (ca. 25% d. Dorfbev.),

    --- 1823 ...........................  43   “  ,

    --- um 1830 .................... ca.  80   “  ,*

    --- 1848 ...........................  42   “  (in 8 Familien),

    --- 1875 ...........................  59   “  ,

    --- 1900 ...........................  27   “  ,

    --- 1924 ...........................  37   “  ,*

    --- 1933 ...........................  21   “  ,*

    --- 1939 ...........................   2 jüdische Familien,

    --- 1940 (Nov.) ....................   keine.

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “, S. 379

 

Auf Grund des Rückgangs der Zahl der Gemeindeangehörigen konnte das relativ große Synagogengebäude von den verbliebenen Juden in Wallhalben nicht mehr unterhalten werden; deshalb vermietete man einen Teil der Räumlichkeiten; nur der Betraum im Obergeschoss und einige Räume im Erdgeschoss wurden noch von der Gemeinde genutzt.

Angesichts zunehmender Entrechtung und wirtschaftlicher Ausgrenzung verließ mehr als die Hälfte der jüdischen Bewohner nach 1933 ihren Heimatort. Während der Novembertage 1938 verwüsteten SA-Angehörige die verbliebenen gemeindlich genutzten Räume und zerstörten deren Inneneinrichtung. Anschließend stand das Gebäude leer und verfiel zusehends; es wurde 1941 abgerissen.

    http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2074/Oberhausen%20Synagoge%20203.jpg

Ehem. Synagoge kurz vor dem Abbruch, 1941 (hist. Aufn., aus: Chronik von Wallhalben )

Die letzten beiden jüdischen Familien aus Wallhalben wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert.

Von den in Wallhalben geborenen bzw. länger am Ort wohnhaft gewesenen jüdischen Personen sind nachweislich 18 während der NS-Zeit gewaltsam ums Leben gekommen; aus Oberhausen waren es elf Personen - fast alle Angehörige der Familie Katz (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/oberhausen_zw_synagoge.htm).

 

Die am Anschluss an den Kommunalfriedhof liegende jüdische Begräbnisstätte besitzt heute noch 14 Grabsteine.

Eingangspforte und Gräber auf dem Friedhof Wallhalben (Aufn. G.Eichmann, 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0 und J.Hahn, 2008)

 

 

 

2016 wurde in Saalstadt ein Gedenkstein verlegt, der an zwei Jüdinnen (Mutter und Tochter) erinnert, die im Ort einen Kolonialwarenladen betrieben hatten, dann deportiert und 1942 in Auschwitz-Birkenau ermordet wurden.

 

 

 

Weitere Informationen:

Arbeitsgemeinschaft Ortsgeschichte Wallhalben (Hrg.), Ortschronik: Wallhalben, ein Marktflecken, umschlossen von der Westricher Hochfläche (Band 1), im Auftrag der Gemeinde Wallhalben, Zweibrücken 1989

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 379/380

Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 249 – 251

Wallhalben und Oberhausen, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Peter Lohr, „Nichts hat geholfen“. Beitrag zur Geschichte der Wallhalber jüdischen Familien, in: "Die Rheinpfalz“, No. 246/Okt. 2011

Roland Paul, Die Saalstadter Juden, das Schicksal der jüdischen Familie Moses, in: "Saalstadt - 600 Jahre Gemeinde Saalstadt", Saalstadt 2011, S. 44 - 46

Andrea Daum (Red.), Gedenkstein als Mahnmal mit aktuellem Bezug gesetzt, in: „Die Rheinpfalz“ vom 3.2.2016  (betr. Saalstadt)