Wattenheim (Rheinland-Pfalz)

Jüdische Gemeinde - Kallstadt (Rheinland-Pfalz)Bildergebnis für landkreis bad Dürkheim ortsdienst karte Wattenheim mit seinen derzeit ca. 1.600 Einwohnern ist ein Ortsteil der Verbandsgemeinde Leiningerland im Landkreis Bad Dürkheim –  wenige Kilometer südwestlich von Grünstadt bzw. knapp 30 Kilometer östlich von Kaiserslautern (Ausschnitt aus hist. Karte ohne Eintrag von Wattenheim/Hettenleidelheim, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Bad Dürkheim', aus: ortsdienst.de/rheinland-pfalz/landkreis-bad-duerkheim).

 

Eine jüdische Gemeinde gründete sich in Wattenheim erst Anfang des 19.Jahrhunderts. Eine Synagoge - es war nur eine beengte Betstube - wurde 1812 erstmals erwähnt; Ende der 1840er Jahre bezog die jüdische Gemeinschaft ein neues Gebäude. Dieses suchten auch kurzzeitig die Juden aus Ramsen auf, ehe sie sich der Gemeinde Kerzenheim anschlossen. Als mit dem Wegzug israelitischer Familien aus Wattenheim die Durchführung regelmäßiger Gottesdienste immer schwieriger wurde, versuchte man den Anschluss der Hettenleidelheimer Glaubensgenossen an die Wattenheimer Kultusgemeinde zu bewerkstelligen – zunächst vergebens. Erst Ende der 1890er Jahre reihten sich die jüdischen Familien der in Auflösung begriffenen Gemeinden der nahen Umgebung in die Wattenheimer Kultusgemeinde ein, so auch die drei verbliebenen Familien aus Hettenleidelheim.

Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde Altleinigen wurden die wenigen verbliebenen Angehörigen der von Wattenheim angeschlossen.

Juden in Wattenheim:

         --- 1808 ......................... 30 Juden,

    --- 1825 ......................... 32   “  ,

    --- 1848 ......................... 12 jüdische Familien (ca. 70 Pers.),

    --- 1875 ......................... 28 Juden,

    --- 1900 ......................... 17   “  ,

    --- 1920 .........................  2 jüdische Familien.*

* Zur Kultusgemeinde Wattenheim zählten um 1920 auch Familien aus Hettenleidelheim und Hertlingshausen, zudem 12 Familien aus Eisenberg.

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “, S. 380

 

In den 1920er Jahren war die Zahl der Gemeindeangehörigen infolge Tod und Abwanderung derart zurückgegangen, dass sich die Gemeinde auflöste; 1927 hatte die letzte jüdische Familie Wattenheim verlassen. Drei Jahre später ging das Synagogengebäude durch Schenkung an die hiesige katholische Kirchengemeinde über. Trotzdem wurde das Gebäude während des Novemberpogroms von 1938 geschändet; wenige Tage später veräußerte die Kirchenverwaltung das Bethaus an einen Privatmann, der es alsbald abreißen ließ.

Namentlich sind neun aus Wattenheim stammende Personen jüdische Glaubens bekannt, die Opfer der NS-Verfolgung geworden sind (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/wattenheim_synagoge.htm).

 

Am Ende der Straße „An der Synagoge“ befindet sich ein Gedenkstein mit der Inschrift:

Zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger.

Hier stand die Wattenheimer Synagoge.

Erbaut 1849  -  geschändet 1938  -  abgebrochen 1939.       

Gemeinde Wattenheim

              http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20315/Wattenheim%20Synagoge%20212.jpg Inschriftentafel (Aufn. M. Ohmsen, 2011)

 

 

 

In Hettenleidelheim - ursprünglich bestehend aus den beiden Dörfern Hettenheim und Leidelheim - existierte eine kleine jüdische Gemeinde bis in die 1890er Jahre. Früheste urkundliche Erwähnungen von in Hettenheim lebenden Juden datieren aus den Jahren 1578 und 1711. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts bildete sich eine Gemeinde, die maximal 45 Personen zählte. Suchte man zunächst die Synagoge im benachbarten Wattenheim auf, richteten die jüdischen Familien um 1850/1855 einen Betsaal in einem Hause in der Borngasse ein; dieser Raum diente auch als Schulzimmer. Neben einem älteren, in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts angelegten Friedhof schuf die jüdische Gemeinschaft um 1865 ein neues Beerdigungsgelände „Auf der Halde“.

Aus- und Abwanderung führten schließlich 1896 zur Auflösung der jüdischen Gemeinde; die wenigen verbliebenen Angehörigen schlossen sich der Gemeinde von Wattenheim an. Nachweislich wurden elf gebürtige bzw. länger in Hettenleidelheim lebende Juden Opfer der Shoa.

      Der alte jüdische Friedhof blieb bis 1939 nahezu unversehrt, war allerdings von der Vegetation völlig überwuchert. Nach Entfernung der Grabsteine und Einebnung des Geländes wurde die Fläche aufgeteilt und als Gartenland genutzt (1940). Ende der 1960er Jahre ließ die Kommune auf dieser Fläche - einer öffentlichen Parkanlage - ein steinernes Monument errichten, das den Ort als ehemaligen jüdischen Friedhof ausweist (siehe Aufn. Telford, 2014, in: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2064/Hettenleidelheim%20Friedhof%20n103.jpg 

Blick auf den (neuen) jüdischen Friedhof (Aufn. J. Hahn, 2005 und Telford, 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

 

In Altleinigen (bzw. Leinigen) lebten jüdische Bewohner bereits im 14.Jahrhundert. Nach Verfolgungen lassen sich erst im ausgehenden 16.Jahrhundert hier erneut Juden nachweisen. Mit ca. 90 Personen erreichte die Anfang der 1930er Jahre gegründete Altleiniger Gemeinde um 1840/1850 ihren Höchststand; danach reduzierte sich deren Zahl durch Aus- und Abwanderung erheblich, sodass sich schließlich die Gemeinde (gehörte zum Rabbinat Frankenthal) um 1900 ganz auflöste; die wenigen verbliebenen Personen wurden der Wattenheimer Gemeinde angeschlossen. Das Synagogengebäude – vermutlich um 1810 am Fuße des Burgberges erstellt - wurde verkauft und später abgebrochen.

Begräbnisse fanden auf dem jüdischen Friedhof in Grünstadt statt.

Zu Beginn der NS-Zeit lebte nur noch eine einzige jüdische Familie in Altleiningen.

 

 

 

Aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert stammen spärliche Belege über Ansässigkeit von Juden in Eisenberg. Erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts wohnten hier erneut einige jüdische Familien. Zunächst suchten sie die Wattenheimer Synagoge auf; seit Ende der 1920er Jahre – die dem Rabbinat Frankenthal zugehörige kleine Gemeinde bestand damals aus zwölf Familien - war ein eigener Betraum vorhanden. Verstorbene wurden auf dem Friedhof in Hettenleidelheim begraben. Bereits nach 1930 verließen die meisten jüdischen Familien den Ort.

 

 

 

Weitere Informationen:

Bernhard Kukatzki, Die Synagoge in Wattenheim: Bethaus für die Juden der Dörfer Wattenheim, Hettenleidelheim, Hertlingshausen, Eisenberg, Altleiningen, Carlsberg und Ramsen, Landau 1995

Karl Blum, Die Juden und die beiden Friedhöfe in Hettenleidelheim, in: "Schriftenreihe des Heimatmuseums Hettenleidelheim", Bd. 2, 1995

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 145, S. 184 f. und S. 380

Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, hrg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 60, S. 75, S. 87 und S. 157

Wattenheim, in: alemannia-judaica.de

Altleiningen, in: alemannia-judaica.de

Eisenberg, in: alemannia-judaica.de

Hermann Schäfer, Die Pogromnacht in Eisenberg: Gedenktafeln erinnern an ehemalige jüdische Einwohner, in: "Donnersberg-Jahrbuch", 33/2010, S. 123 - 126