Weyhers/Rhön (Hessen)

Landkreis Fulda - Wikiwand Datei:Ebersburg in FD.svg Weyhers ist mit derzeit ca. 1.200 Einwohnern seit 1971 ein Ortsteil von Ebersburg im osthessischen Landkreis Fulda - ca. zehn Kilometer südöstlich der Kreisstadt gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Weyhers, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Fulda', TUBS 2008, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Über Alter und Entstehung der jüdischen Gemeinde in Weyhers liegen nur wenige Informationen vor. In der Judenmatrikel des Hochstifts Fulda von 1801 sind für Weyhers acht Haushaltungen verzeichnet. Ihren zahlenmäßigen Höchststand soll die Gemeinde in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts erreicht haben, zu einer Zeit, als die Ortschaft zu Bayern gehörte. (Anm.: Laut der bayrischen Matrikellisten von 1817 waren für Weyhers zwölf Familienvorstände ausgewiesen.)

Damals unterstand Weyhers dem Distriktsrabbinat Gersfeld; ab 1892 war die Gemeinde dem Provinzialrabbinat Fulda zugehörig.

In den 1840er Jahren ließ die Gemeinde eine Synagoge bauen,; durch eine seitens der Kgl. Regierung genehmigte Kollekte bei jüdischen Glaubensgenossen im Reg.bezirk Unterfranken konnte die Finanzierung des Gebäudes gesichert werden.

        https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20441/Weyhers%20Intelligenzblatt%20Unterfranken%201843%20133.jpg

             aus: "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern" vom 28.2.1843

Das Synagogengebäude soll bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges bestanden haben; allerdings wurde es nur bis ca. 1900 genutzt. In der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts war für die Besorgung religiös-ritueller Aufgaben ein Lehrer angestellt. Auch die wenigen jüdischen Bewohner von Friesenhausen gehörten der Gemeinde Weyhers an.

Der jüdische Friedhof von Weyhers nördlich des Ortes - an der Straße nach Dietershausen gelegen - war ein Verbandsfriedhof; der älteste Beleg für die Existenz dieser Begräbnisstätte datiert von ca. 1720. Seitens der Fürstäbte des Klosters Fulda ursprünglich für verstorbene Juden der Ämter Weyhers und Gersfeld angelegt, diente das Areal seit den 1860er Jahren als "Guter Ort" für alle Juden aus dem Altkreis Gersfeld und dem Bezirk Tann. Auf der mehr als 7.000 m² großen Fläche gab es bis in die 1930er Jahre etwa 600 Grabstätten.

undefined   

Jüdischer Friedhof in Weyhers (Aufn. J. Eff, 2020, in: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Jüdischer Friedhof in Weyhers 10.jpg Jüdischer Friedhof in Weyhers 17.jpg Jüdischer Friedhof in Weyhers 06.jpg

Grabsteine aus dem 19.Jahrhundert (Aufn. J. Eff, 2020, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Juden in Weyhers:

    --- 1801 ............................  8 jüdische Familien,

    --- 1817 ............................ 12     “        “   ,

--- um 1880 .........................  7     “        “   ,

    --- 1890 ............................  2     “        “   ,

    --- 1905 ............................ 12 Juden,

    --- 1938 (Dez.) .....................  keine.

Angaben aus: Michael Imhof (Hrg.), Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda, S. 375

 

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts war die winzige jüdische Gemeinde Weyhers in Auflösung begriffen bzw. bereits schon aufgelöst worden; zu diesem Zeitpunkt lebten nur noch zwei jüdische Familien im Ort, die nun der Gemeinde Schmalnau zugehörten.

Das Synagogengebäude wurde in den Jahren des Ersten Weltkrieges wegen Baufälligkeit abgerissen.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden fünf aus Weyhers stammende jüdische Personen Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/weyhers_synagoge.htm).

 

Der jüdische Friedhof, der in der NS-Zeit schwere Zerstörungen (Abräumen zahlreicher Grabsteine und Einebnung von Grabstellen) zu verzeichnen hatte, wurde auch später wiederholt geschändet: So wurden 2005 von zwei Heranwachsenden zahlreiche Steine umgeworfen und mit NS-Symbolen beschmiert; nur drei Jahre stießen Jugendliche erneut einige Grabsteine um. Der inzwischen in einem bedauernswerten Zustand befindliche alte Teil des jüdischen Friedhofs - das Gelände befand sich bislang in Privatbesitz - wird demnächst einer Sanierung zugeführt (Stand 2021).

                         http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20179/Weyhers%20Friedhof%20200810.jpgBeschmierter Grabstein (Aufn. G.E. Birmann-Dähne, 2008)

[vgl. Schmalnau (Hessen)]

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 2, S. 383/384

Gerhild Birmann-Dähne/Heinz-Jürgen Hoppe, „Haus des ewigen Lebens" - Ausstellungskatalog: jüdische Friedhöfe der Rhön und im Lipper Land in Fotos und Gedichten, 1986

Weyhers/Rhön, in: alemannia-judaica.de (jüdischer Friedhof mit zahlreichen Aufnahmen)

Jüdischer Friedhof in Weyhers geschändet, in: "Fuldaer Zeitung“ vom 28.8.2005

Dirk Rosenstock (Bearb.), Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle, in: "Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg", Band 13, Würzburg 2008, S. 254

Michael Imhof (Hrg.), Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda, Hrg. Zukunft Bildung Region Fulda e.V., Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, S. 375 - 377

Rudolf Henkel, Die jüdische Gemeinde in Weyhers, in: Rainer Erdmann (Hrg.), Weyhers ... unser Dorf, Fulda 2012, S. 259 – 263

Michael Imhof, 400 Jahre Juden in der Rhön, Hrg. Zukunft Bildung Region Fulda e.V., 2017

Gerhild Elisabeth Birmann-Dähne, Jüdische Friedhöfe in der Rhön, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2018

Jochen Kohlert (Bearb.), Nach über 80 Jahren wieder komplett in jüdischer Hand: Der jüdische Friedhof in Weyhers, in: „Offener Kanal Fulda“ vom 11.3.2021 (Video)

Rainer Ickler (Red.), Der vergessene Ort. Nach 70 Jahren: Der alte Teil des jüdischen Friedhofs in Weyhers wird saniert, in: „Fuldaer Zeitung“ vom 5.5.2021

Michael Imhof, Juden in der Rhön. Jubiläumsausgabe – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, Hrg. Zukunft Bildung Region Fulda e.V., 2021