Wingersheim (Elsass)
Die im Unterelsass liegende kleine Ortschaft Wingersheim (bei Brumath) mit derzeit etwa 1.100 Einwohnern liegt etwa 20 Kilometer nordwestlich von Straßburg (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905 ohne Eintrag von Wingersheim, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).
In Wingersheim war bis in die 1930er Jahre eine kleinere jüdische Gemeinde beheimatet; deren Mitgliederzahl blieb im Laufe ihres Bestehens mit ca. 100 Personen ziemlich konstant.
Eine seit Ende des 18.Jahrhunderts bestehende Synagoge wurde 1875 durch einen Neubau ersetzt; über dem Eingangsportal waren die Gebotstafeln angebracht.
Synagoge Wingersheim (links: hist. Aufn., um 1900 ? und rechts: Aufn. Ralph Hammann, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Innenansicht der Synagoge in Wingersheim (Aufn. Rothé, um 1990)
Verstorbene Gemeindeangehörige wurden auf dem gemeinsamen jüdischen Friedhof des Nachbarortes Mommenheim beerdigt.
Die Wingersheim Judengemeinde war dem Bezirksrabbinat Brumath zugehörig; zwischen 1832 und 1878 war Wingersheim Sitz eines eigenen Rabbinats; anschließend war Quatzenheim der Rabbinatssitz.
Juden in Wingersheim:
--- 1784 ...................... ca. 100 Juden,
--- 1807 .......................... 85 “ ,
--- 1846 .......................... 112 “ ,
--- 1866 .......................... 110 “ ,
--- 1900 .......................... 105 “ ,
--- 1910 .......................... 96 “ ,
--- 1936 .......................... 53 “ ,
--- 1953 .......................... 34 “ .
Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 32
Über einen antisemitisch motivierten Vorfall in Wingersheim berichtete „Der Israelit“ in seiner Ausgabe vom 6.März 1893:
Wingersheim, 11. Februar. (Bestrafte Rohheit). In seiner letzten Sitzung hat das Schöffengericht Hochfelden eine That abgeurtheilt, die viel böses Blut in unserer Gegend erregt hat. Im Oktober vorigen Jahres wurden von hiesigen Burschen bei den angesehensten israelitischen Bürgern die Fensterläden zertrümmert und die Scheiben eingeschlagen. Angesichts der Rohheit, sowie des Umstandes, daß die That aus reinem Muthwillen verübt war, wurden zwei der Raubeine, Lorenz Fuchs und Joseph Debus, zu drei Wochen Gefängnis verurtheilt. Der Haupttäter und zwei Konsorten sind über die Grenze entwischt. Einer von dieser, namens Hägel, welcher leichtsinnigerweise sofort in die Fremdenlegion eintrat, dürfte hierdurch schon genug gestraft sein.
In den 1930er Jahren setzte sich die Gemeinde nur noch aus ca. 50 Personen zusammen.
Während der deutschen Okkupation wurde die inzwischen noch kleiner gewordene Gemeinde zerstört; ihre Angehörigen mussten den Ort verlassen.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sind von den in Wingersheim geborenen bzw. längere Zeit am Ort wohnhaften Juden in der NS-Zeit nachweislich 14 Personen gewaltsam umgekommen (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/wingersheim_synagogue.htm).
Das während des Zweiten Weltkrieges unzerstört gebliebene Synagogengebäude in Wingersheim wurde im Jahre 2000 umfassend renoviert (siehe Abb. oben von 2012).
Weitere Informationen:
Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992
Wingersheim, in: alemannia-judaica.de