Zaberfeld (Baden-Württemberg)

 Zaberfeld ist eine Kommune mit derzeit ca. 4.200 Einwohnern im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg – ca. 25 Kilometer südwestlich der Kreisstadt bzw. ca. zwölf Kilometer südlich von Eppingen gelegen (Kartenausschnitt aus: wikiwand.com/de/Zabergäubahn).

Zaberfeld um 1685 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

 

Die Anfänge einer kleinen jüdischen Gemeinde in Zaberfeld bei Heilbronn liegen Mitte des 18.Jahrhunderts, als die Herren von Sternenfels - sie hatten die Ortschaft seit 1390 als württembergisches Lehen inne - die Aufnahme von jüdischen Familien betrieben. Die erste Familie, Simon Kahn aus Ludwigsburg, hatte 1739 ein Ansässigkeitsrecht in Zaberfeld erhalten; wenige Jahre später folgten ihr weitere nach. Zaberfeld gelangte 1749 unter württembergischer Herrschaft; die dortigen Juden mussten sich nun einem Reglement Herzogs Karl Eugen unterwerfen, nach dem sie sich gegenüber der Bürgerschaft „verträglich” und im Handel „moderat” erweisen sollten; auf die Ausstellung von Schutzbriefen wurde verzichtet, doch war eine festgesetzte jährliche Abgabe zu entrichten. Die Erlaubnis, außerhalb Zaberfelds „jeglichen Handel” zu treiben, wurde bald eingeschränkt; seit 1755 durften die Juden ihre Waren nur noch auf öffentlichen Jahrmärkten anbieten. Insgesamt war die wirtschaftliche Lage der Zaberfelder Juden - sie lebten zumeist vom Kuh- und Ochsenhandel - lange Zeit „bedaurungswürdig”, wie es der Ochsenburger Stabsamtmanns Majer 1768 ausdrückte.

Ein Raum in einem Privathause diente ab etwa 1770 als „Judenschul“; die jüdischen Familien durften nur „in der Stille und ohne Aufsehen” ihre religiösen Zeremonien feiern.

Betstube im Haus der Fa. Jordan, Michelbacher Str. (hist. Aufn., aus: koplank.de)

Um 1810/1815 plante die aus neun Familien bestehende Judenschaft Zaberfelds den Bau einer kleinen Synagoge; doch auf Grund der schlechten finanziellen Lage und der Weigerung der Behörden, für den beabsichtigten Bau eine Kollekte bei anderen jüdischen Gemeinden zu gewähren, konnte das Vorhaben nicht realisiert werden. Auch die Bitte an den württembergischen König, einen Bauzuschuss zu gewähren, wurde von diesem abgelehnt.

Etwa seit 1830 gehörten die Zaberfelder Juden der israelitischen Gemeinde von Freudental an; wegen der großen Entfernung zur neuen „Muttergemeinde“ erhielten sie die Erlaubnis, Gottesdienste auch weiterhin in ihrem Betsaal vor Ort abzuhalten. Auf Grund der rückläufigen Zahl der Zaberfelder Juden wurde etwa seit 1900 dieser nicht mehr genutzt; zu Gottesdiensten suchte man die Synagoge in Freudental auf.

Zu den religiös-kultischen Einrichtungen gehörte auch eine Mikwe, die im Erdgeschoss eines Privathauses untergebracht war.

             Anzeige vom März 1890

Verstorbene Juden Zaberfelds wurden auf den jüdischen Friedhöfen in Freudental beerdigt.

Juden in Zaberfeld:

         --- 1739 .......................... eine jüdische Familie,

    --- 1755 ...........................    4     “        “  n,

    --- 1786 ...........................   49 Juden,

    --- 1812 ....................... ca.   45   "  (in 9 Familien),

    --- 1824 ...........................   37   "  (ca. 5% d. Bevölk.),

    --- um 1860 .................... ca.   40   “  ,

    --- 1873 ...........................   33   “  ,

    --- 1900 ...........................   24   “  ,

    --- 1933 ...........................   13   “   (in 4 Familien).

Angaben aus: W.Angerbauer/H.G.Frank, Jüdische Gemeinden im Kreis u. Stadt Heilbronn. Geschichte .., S. 244 - 248

                          Zwei Privatanzeigen von 1890 bzw. 1893 https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20160/Zaberfeld%20Israelit%2018091890.jpg https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20132/Zaberfeld%20Israelit%2023031893.jpg

Zu Beginn der NS-Zeit lebten in Zaberfeld nur noch 13 jüdische Bewohner.

In einem Schreiben vom 21.11.1941 informierte das Landratsamt Heilbronn den Bürgermeister Zaberfelds:

„ ... Auf Grund höherer Anordnung wurden die unten aufgeführten, in Ihrer Gemeinde wohnhaften Juden in den nächsten Tagen nach dem Reichskommissariat Ostland abgeschoben. Die für die Abschiebung notwendigen polizeilichen Maßnahmen werden von der Gendarmerie durchgeführt. ... Die einzelnen in Betracht kommenden Juden sind von der Jüdischen Kultusvereinigung bereits verständigt. ...”

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." fielen 14 gebürtige bzw. länger am Ort wohnhaft gewesene jüdische Bürger Zaberfelds der Shoa zum Opfer (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/zaberfeld_synagoge.htm).

 

Das Gebäude (ehem. Eigentümer Hirsch Jordan), in dem sich früher der Betraum befand, wurde Mitte der 1970er Jahren abgerissen.

Am Löweneck erinnert eine Gedenktafel namentlich an die ehemaligen jüdischen Bewohner, die deportiert und ermordet wurden bzw. als ‚verschollen‘ gelten.

Gedenktafel (Aufn. F. 2021, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

2015 sind einige sog. „Stolpersteine“ im Ort verlegt worden.

 Stolperstein Paula Warschawsky Zaberfeld SDIM9806.jpgStolperstein Hedwig Warschawsky Zaberfeld SDIM9807.jpg Stolperstein Fanny Jordan Zaberfeld SDIM9805.jpgStolperstein Pauline Jordan Zaberfeld SDIM9804.jpg Aufn. R. Acker, 2018, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

 

[vgl. Freudental (Baden-Württemberg)]

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Verlag W.Kohlhammer, Stuttgart 1966, S. 82

W.Angerbauer/H.G.Frank, Jüdische Gemeinden im Kreis und Stadt Heilbronn. Geschichte - Schicksale -Dokumente, Hrg. Landkreis Heilbronn, 1986, S. 244 - 248

Wolfram Angerbauer, Juden in Zaberfeld, in: "Zabergäuverein. Zeitschrift des Zabergäuvereins", 4/1986, S. 62 - 65

L. Bez/H.Goren/ u.a., Der jüdische Friedhof in Freudental, Hrg. vom Pädag.-kulturellen Centrum Ehemalige Synagoge Freudental e.V., Verlag W.Kohlhammer, 1996

Wolfgang Schönfeld, Die vier letzten jüdischen Familien in Zaberfeld, in: "Zeitschrift des Zabergäuvereins", Heft 1/2, 2002, S. 1 - 66 (Anm. ausführliche Dokumentation)

Zaberfeld, in: alemannia-judaica.de (mit einigen Dokumenten zur jüdischen Lokalhistorie)

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 522

Familie Jordan. Das Leben in Zaberfeld, online abrufbar unter: koplank.de (Anm. ausführliche Familienhistorie)

Verlegung von „Stolpersteinen“ zur Erinnerung an unsere jüdischen Mitbürger, in: Gemeinde Zaberfeld (Hrg.), Amtsblatt der Kommune Zaberfeld vom 11.9.2015

Auflistung der in Zaberfeld verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Zaberfeld

Wolfgang Schönfeld, Die letzten jüdischen Familien in Zaberfeld, Verlag Alte Uni Eppingen, Eppingen 2015