Zinten (Ostpreußen)

Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Heiligenbeil –  GenWiki Zinten im ehem. Kreis Heiligenbeil, ca. 35 Kilometer südwestlich von Königsberg gelegen – ist heute das russ. Kornevo mit derzeit ca. 2.000 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1890 'Kreis Heiligenbeil', aus: wikipedia.org, Bild-PD-alt  und  Kartenskizze mit Eintrag von Zinten, Loseries, Lorch 2008, aus: wiki.genealogy.net).

Zinten wurde als Ordensstadt in der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts gegründet; die Stadtrechte wurden im Jahre 1352 vom Hochmeister Winrich v. Kniprode verliehen. Die in ihrer Historie von zahlreichen Kriegen und Brandkatastrophen schwer getroffene kleine Ackerbürger- u. Handwerkerstadt besaß wegen des Tuchmachergewerbes einen besonderen Ruf.

 

In Zinten ist jüdische Ansässigkeit erstmals 1810 nachweisbar; zehn Jahre später lebten im Ort ca. 70 Personen mosaischen Glaubens.

Eine eigene Begräbnisstätte stammt aus der Zeit um 1810/1820; der Bau einer Synagoge in der Wassertorstraße ist im Jahre 1869 erfolgt.

     http://www.jüdische-gemeinden.de/images/KoenigsbergZintenSyn.jpg Luftaufnahme mit Synagoge (Bildmitte), um 1930

In den 1920er Jahren zählte die jüdische Gemeinde ca. 80 Angehörige; dieser gehörten nicht nur Juden aus Zinten, sondern auch aus umliegenden Orten an, so aus Frauenburg, Heiligenbeil, Bladiau, Lank und Eisenberg.

Mitte der 1930er Jahre war die Gemeinde in Auflösung begriffen; das Synagogengebäude wurde 1937 verkauft.

Das Schicksal der vier in Zinten verbliebenen jüdischen Familien liegt weitestgehend im Dunkeln.

 

Siegfried Galliner, der als ein Sohn des Kantors der Gemeinde (Jonas G.) im Jahre 1875 in Zinten geboren wurde, absolvierte ein Studium am Berliner Rabbinerseminar. 1904 wurde er zum Rabbiner an die israelitische Religionsschule nach Beuthen (Bytom) berufen; zehn Jahre später war er dann erster Rabbiner der liberalen Synagogengemeinde von Gelsenkirchen. Dieses Amt bekleidete der allgemein anerkannte jüdische Gelehrte bis zu seiner Emigration nach Großbritannien (Frühjahr 1939).  Dr. Siegfried Galliner starb 1960 im Exil.

 Jüdische Gemeinde - Zinten (Ostpreußen)Siegfried Galliner mit Schüler/innen (Aufn. Stadtarchiv Gelsenkirchen)

Sein Bruder Julius Galliner (geb. 1872) war u.a. Rabbiner und Lehrer an der Synagoge der Fasanenstraße und der Synagoge Prinzregentenstraße in Berlin. Auch er emigrierte nach Großbritannien (1939), von dort in die USA, wo er wenige Jahre später verstarb.

 

 

 

Weitere Informationen (auch zur jüdischen Geschichte Ostpreußens):

Stefan Hartmann, Die jüdische Bevölkerung in Ostpreußen von der Emanzipation bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Gotthold Rhode (Hrg.), Juden in Ostmitteleuropa. Von der Emanzipation bis zum Ersten Weltkrieg, Marburg 1989, S. 23 - 47

Ronny Kabus, Juden in Ostpreußen, Husum 1998

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 3, S. 1512

Michael Brocke/Julius Carlebach (Hrtg.), Biographisches Handbuch der Rabbiner, Teil 2, Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871–1945, bearbeitet von Katrin Nele Jansen, Band 1, München 2009, S. 212 f. (Siegfried Galliner)

Geschichte von Kornewo – Zinten, online abrufbar unter: ostpreussen.net

Zinten im Kreis Heiligenbeil (Ostpreußen) – Internetseite der Stadtgemeinschaft Zinten in der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil e.V., online abrufbar unter: zinten.de

Siegfried Dreher, 700 Jahre Zinten 1313 - 2013, in: "Heimatblatt des Kreises Heiligenbeil", Mai 2013