Bahn (Hinterpommern)
Südwestlich von Pyritz (im Kreis Greifenhagen/Gryfino) liegt das Ackerbürgerstädtchen Bahn; es ist das heutige polnische Banie mit derzeit kaum 2.000 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Banie markiert aus: mapa.livecity.pl).
In Bahn existierte eine kleinere jüdische Gemeinde, deren Wurzeln in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts lagen. Früheste Hinweise, dass Juden in Bahn sich aufgehalten haben sollen, stammen aber bereits aus dem späten Mittelalter. Dauerhafte Ansiedlung einiger weniger Familien datiert aus dem 17.Jahrhundert.
Der erste Hinweis auf eine Synagoge in der Bischofstraße stammt aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts.
Ansichtskarte, links Synagogengebäude (aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Ihren Begräbnisplatz legten die Bahner Juden in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts an; der älteste erhaltengebliebene Grabstein datiert von 1741.
Juden in Bahn:
--- 1705 ........................... 2 jüdische Familien,
--- 1728 ........................... 4 " " ,
--- 1812 ........................... 19 " " ,
--- 1831 ........................... 86 Juden,
--- 1852 ........................... 97 " ,
--- 1861 ........................... 96 “ ,
--- 1871 ........................... 103 “ ,
--- um 1900 .................... ca. 40 “ ,
--- 1925 ........................... 14 " ,
--- 1931 ....................... ca. 15 “ ,
--- 1938 ........................... 7 " .
Angaben aus: Banie, in: sztetl.org.pl
und Gustav Kratz, Die Städte der Provinz Pommern, S. 23
hist. Ansichtskarte (aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
In den Jahren 1850/1860 erreichte die Kultusgemeinde mit knapp 100 Angehörigen ihren zahlenmäßigen Höchststand. In der Zeit des Ersten Weltkrieges war die auf wenige Familien dezimierte israelitische Gemeinde - inzwischen Filialgemeinde der Greifenberger Kreisgemeinde - in Auflösung begriffen.
Mitte der 1930er Jahre gab es im Städtchen noch sechs Geschäfte jüdischer Besitzer.
Das Synagogengebäude in der Bischofstraße wurde 1935 an Privatleute veräußert.
Vier jüdische Bewohner Bahns fielen – laut "Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden ..." - der "Endlösung" zum Opfer.
Synagogenruine in Banie (Aufn. J. Baranowski, 1963)
Überreste des jüdischen Friedhofs zeugen noch heute von der jüdischen Geschichte Bahns. Auf einer jüngst aufgestellten, dreisprachig abgefassten Informationstafel wird die Historie der Begräbnisstätte kurz aufgeführt; hier heißt es in der deutschen Fassung: „Letzte Ruhestätte für Bahner Landesbwohner alttestamentarischen Glaubens, entstanden im 18.Jahrhundert. Die älteste Grabplatte aus 1741. Der Friedhof wurde während des Naziregimes zerstört. Nach dem 2.Weltkrieg von Gott und Menschen vergessen.“
Relikte auf dem „vergessenen“ Friedhof Banie (Aufn. Marian Anklewicz, aus: kirkuty.xip.pl)
Weitere Informationen:
Gustav Kratz, Die Städte der Provinz Pommern – Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865 (Nachdruck 1996 durch Sändig Reprint Verlag, Vaduz)
M.Heitmann/J.H.Schoeps (Hrg.), “Halte fern dem ganzen Land jedes Verderben ...” Geschichte und Kultur der Juden in Pommern, Georg Olms Verlag, Hildesheim/Zürich 1995
Wolfgang Wilhelmus, Geschichte der Juden in Pommern, Ingo Koch Verlag, Rostock 2004
Gerhard Salinger, Die einstigen jüdischen Gemeinden Pommerns. Zur Erinnerung und zum Gedenken, New York 2006, Teilband 2, Teil III, S. 320 – 326
Banie, in: sztetl.org.pl
Marian Anklewicz (Red.), Banie, in: kirkuty.xip.pl (Text u. Bilder)